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KabarettUlrike Böhmer lästert in Lindlar liebevoll über die Kirche

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt die Kabarettistin Ulrike Böhmer mit einem roten Kleid und einem Pepita-Hut.

Ulrike Böhmer in ihrer Rolle als Erna Schabjewsky.

In Lindlar ist die Kabarettistin Ulrike Böhmer in ihrer Rolle als Erna Schabjewsky schon eine alte Bekannte. Liebevoll lästert sie über die katholische Kirche.

Ulrike Böhmer betrat mit einem Knalleffekt am Donnerstagabend den voll besetzten Saal des Severinushauses in Lindlar. Laut und liebenswert, so kam sie in ihrem roten Kostüm und dem Oma-Karo-Hut in ihrer Paraderolle als resolute Rentnerin Erna Schabjewsky aus Dortmund herein und spazierte erst einmal frisch und fröhlich palavernd durch die Reihen.

„Sie sitzen also in der ersten Reihe? Mutig!“, sagte sie zu einer Besucherin. Und ergänzte schmunzelnd: „Deswegen gehe ich auch immer nach hinten…, denn die fühlen sich dort zu sicher.“ Damit war der Ton direkt gesetzt. Ein bisschen bissig, ein bisschen frech - und natürlich durchaus kirchenkritisch. „Meine Nachbarin hat mir letztens gesagt, dass sie jetzt genug hätte und aus der Kirche austreten würde. Muss man sich vorstellen - mit 91 Jahren!“ Damit aber nicht genug. Denn die Nachbarin sagte weiter, dass der Papst jetzt wieder dieses und jenes gesagt hätte – und die Sache mit den Frauen! 'Mir reicht's' sagte sie. Darauf ich: Aber Helga, Du bist doch evangelisch!“

Ein bisschen bissig, ein bisschen frech

Die Stimmung im Publikum war klar auf Humor getrimmt. Man lachte viel und gerne und ausgiebig. „Ich habe vor dem Auftritt mit dem Herrn Pastor gesprochen – der übrigens auch hier ist – und er sagte, wie schön es wäre, wenn in seiner Kirche auch wieder mal so viele Leute wären“, sagte Erna Schabjewsky. Eine Frau kommentierte dies etwas süffisant mit den Worten: „Dann soll er mal was ändern!“

Mit vielen Sätzen traf die Kabarettistin ins Schwarze. „Während diesem Corona, ne, da gab es ja nur diese ‚geschtriemten‘ Gottesdienste im Internet. Und die schlimmsten katholischen Gottesdienste kommen aus Österreich“, sagte Erna Schabjewsky. Nur um dann direkt einen langsam trippelnden und vor sich hin murmelnden und offensichtlich völlig vergeistigten Geistlichen zu parodieren.

Das Schlimmste daran, dass so viele Leute aus der Kirche austreten würden, sei , dass sich jetzt auch die katholischen Frauenverbände auflösen würden. „Das sind doch die einzigen, die sich in der Kirche für uns Frauen einsetzen“, rief Erna Schabjewsky unter dem großen Applaus des Publikums. Dass Humor und die katholische Kirche sich einander nicht ausschließen, wurde auch klar. Denn bei aller Schärfe, mit der Erna Schabjewsky hier gegen die Institution austeilte - es geschah immer mit einer gewissen Liebe und Zuneigung.

Das Publikum freute sich über die vielen Gags. Wenn es etwa um „die Omma“ ging, die einen Monat lang den gleichen Fernsehgottesdienst aus Brasilien ohne Ton anguckte - „wegen dem hübschen Pastor“. Oder wenn sie über eine frisch gegründete Ü-85-Gruppe in der KfD-Ortsgruppe sprach. „Ich bin da seit Jahrzehnten dabei - und gehöre immer noch zu den jungen Frauen. Das muss man sich mal vorstellen.“ Der Auftritt von Ulrike Böhmer alias Erna Schabjewsky war liebevolles Lästern, das Spaß machte. Und auch zum Nachdenken anregte.