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Interview mit Bruno Eickhoff„Ich kann das noch gar nicht realisieren“

Lesezeit 6 Minuten

Beim Heimspiel gegen den ASV Hamm feierte Bruno Eickhoff sein Debüt in der Zweiten Handball-Bundesliga.

Gummersbach – 2018 kam Bruno Eickhoff vom TSV Bonn rrh. in die U17-Mannschaft der VfL-Handballakademie nach Gummersbach. Nun hat der 17-jährige Kreisläufer seinen ersten Profivertrag bei dem Handball-Zweitligisten unterschrieben, der für drei Jahre gilt. Linda Thielen sprach mit dem jungen Handballer über diesen besonderen Schritt.

Wann haben Sie erfahren, dass Sie einen Vertrag für den Profikader des VL Gummersbach bekommen?

Das ist ein schleichender Prozess. Ich hatte vor einiger Zeit das Glück in der Ersten Mannschaft mittrainieren zu können, da sich ein Spieler verletzt hatte. Nach zwei Monaten und meinem Debüt im Spiel gegen Hamm stand der Vertrag dann im Raum und es gab ein offizielles Gespräch mit dem Verein. Ich habe mich sehr gefreut und bin dankbar für diese Möglichkeit. Aber es ist noch ein bisschen komisch für mich, damit umzugehen.

Warum?

Man arbeitet sein ganzes Leben auf so eine Chance hin. Ich bin 2018, zu Beginn der B-Jugend, zum VfL gewechselt. Ich erinnere mich noch an mein erstes Probetraining in Gummersbach in der Schwalbe-Arena. Dort einmal spielen zu können, war für mich immer weit entfernt, genau wie die Vorstellung, eines Tages Teil des Profikaders zu sein. Ich kann das noch gar nicht richtig realisieren, dass ich das geschafft habe.

Wie kam es damals dazu, dass Sie nach Gummersbach zum VfL und in die Handballakademie gekommen sind?

Ich habe vorher in Bonn gespielt. Meine damalige Trainerin hatte Kontakt zum VfL. Sie hatte mich empfohlen, und dann bin ich zu einem Probetraining nach Gummersbach eingeladen worden. Da war ich zehn Jahre alt. In der C-Jugend war ich dann Gastspieler beim VfL. Mein Vater hat mich ein bis zweimal die Woche nur zum Training nach Gummersbach gefahren. Nebenbei habe ich weiter beim TSV Bonn rrh. gespielt.

Und dann ging es irgendwann komplett zum VfL . . .

Ja irgendwann wurde es ernster. Ich war mir anfangs unsicher, ob ich nach Gummersbach wechseln soll, denn das hat auch große familiäre Veränderungen für mich bedeutet. Meine Eltern wohnen in Bonn und die ständige Fahrerei wäre zu umständlich gewesen. Ich musste mich also für ein Internat in Gummersbach entscheiden. Das habe ich dann auch gemacht. Das war ein entscheidender Schritt. Heute bin ich sehr glücklich, dass alles so gut geklappt hat und sogar bis zum Profivertrag geführt hat.

Wann haben Sie das Ziel entwickelt, in einer höheren Liga Handball zu spielen? Kam das mit dem Angebot, zum VfL zu wechseln oder war das schon vorher im Kopf?

Das kam erst nach dem Angebot des VfL. Ich hatte vorher nie das Ziel, in der Ersten oder Zweiten Handball-Bundesliga zu spielen. Mein Ziel war es immer, das Beste aus meinen Möglichkeiten zu machen und dabei Spaß zu haben. Ich habe Spaß daran, gut im Handball zu sein. Je höher das Niveau, desto mehr Spaß macht mir der Handball.

Wie sind Sie eigentlich zum Handballsport gekommen?

Ich hatte als Kind sehr viel überschüssige Energie. Deswegen haben mich meine Eltern als Kind zum Sport geschickt. Ich hatte dreimal die Woche Fußballtraining und dazu zweimal Handballtraining. Da ich groß bin, war ich ganz gut im Handball. So hat sich das dann weiterentwickelt und ich bin beim Handball geblieben. Aber ein bisschen liegt der Handball wohl auch im Familien-Gen. Meine Mutter hat Handball gespielt. Und sogar meine Ur-Oma hat damals Feldhandball gespielt.

Sehen Sie es als Vorteil, dass Sie in der Handballakademie des VfL groß geworden sind? Sie kennen viele Spieler, den Verein und die Stadt. Das erleichtert sicher den Schritt in das Bundesliga-Team, oder?

Ja das macht den Start natürlich etwas leichter. Julius Fanger ist einer meiner besten Freunde und ich bin auch mit Mathis Häseler und Tom Kiesler gut befreundet. Wenn man die Möglichkeit hat, mit seinen Freunden in der Ersten Mannschaft zu spielen, dann kommt man da ganz anders in das Team rein. Dass der Handball in Gummersbach einen so hohen Stellenwert hat, ist echt schön, denn man bekommt als Spieler viel Wertschätzung von den Leuten.

Gabriel Viana hat ebenfalls den Sprung aus der VfL-Jugend in den Profikader geschafft. Sie sind also nicht alleine beim Start in die Erste Mannschaft . . .

Mit Gabriel verstehe ich mich auch privat gut: Es ist toll, mit einem Freund zusammen in den Profikader zu gehen. Mit Freunden zusammenzuspielen, sorgt bei mir außerdem für noch mehr Ehrgeiz.

Sie durften im März bereits Ihr Debüt in der zweiten Bundesliga beim Heimsieg gegen den ASV Hamm feiern und haben sogar Ihre ersten zwei Bundesliga-Tore geworfen. Was war das für ein Gefühl?

Das war ein tolles Gefühl. Ich war vor dem Spiel sehr nervös. Aber als ich auf der Bank saß, war es einfach ein Handballspiel. Eine Erinnerung werde ich wohl nie vergessen: Als ich nach dem Tor zurückgelaufen bin, habe ich gesehen, wie die ganze Bank aufgesprungen ist und die Arme in die Höhe gerissen hat. Das war ein Glücksgefühl, das unbeschreiblich und auch unvergesslich ist.

Wie sieht Ihr Training in Zukunft aus? Sie werden nicht nur in der Ersten Mannschaft trainieren, richtig?

Ja, das stimmt. Ich spiele für die A-Jugend, die U23 und die Erste Mannschaft. Soweit ich weiß, werde ich in der Ersten Mannschaft mittrainieren. Aber wenn die anderen Teams mich brauchen, werde ich auch da mittrainieren und spielen. Dazu kommen viermal die Woche Krafttraining und regenerative Einheiten wie Laufen.

Ein ganz schönes Programm. Bleibt da noch Freizeit übrig?

Das ist viel, aber es macht mir auch Spaß. Natürlich schränkt man sein Leben als Sportler ein. Man muss sehr diszipliniert und fokussiert sein. Aber ich sehe es so: Ich verliere zwar Freizeit, aber gewinne im Gegenzug unglaublich viel Erfahrung.

Haben Sie sich persönliche Ziele in der Ersten Mannschaft gesetzt? In welchen Bereichen möchten Sie sich dort weiterentwickeln?

In der Ersten Mannschaft geht es nicht nur um Spaß, sondern um Erfolg. Natürlich ist mein Ziel, mit der Zeit ein fester Bestandteil der Mannschaft zu werden. Ich möchte helfen, das Team voranzubringen. Und ich möchte so viele Tipps wie möglich von erfahrenen Spielern mitnehmen. Das hochgesteckte Ziel, was wir uns alle wünschen, ist natürlich, wieder in der Ersten Handball-Bundesliga zu spielen.

Sie haben dieses Jahr Abitur gemacht. Wie geht es karrieretechnisch weiter? Steht jetzt die Handballkarriere auf dem Plan oder verfolgen Sie nebenbei auch berufliche Pläne?

Sich ausschließlich auf den Sport zu fokussieren, würde für mich keinen Sinn machen, denn man weiß nie, ob man mal Pech hat und sich verletzt. Deshalb werde ich demnächst ein Fernstudium an der Technischen Universität in Dresden anfangen – ein Bauingenieurstudium. Nur Handball wäre für mich persönlich auch zu einseitig, ich muss auch was für den Kopf machen.

Noch sind Sie im Urlaub. Wann geht das Training wieder los?

Ich habe jetzt drei Wochen trainingsfreie Zeit. Am 22. Juli startet dann die Vorbereitung auf die kommende Saison.