Viele Jahre hat Hans-Peter Murmann in Berlin die Interessen der Selbstständigen vertreten. Doch mit 80, die er diese Woche wird, ist nun Schluss.
RuhestandEin Gummersbacher, der mit der großen Politik auf Du und Du ist
Keine stundenlangen Autofahrten mehr nach Berlin oder Brüssel. Keine 15 Aktenordner mehr vom Parkplatz ins Büro schleppen. Keine vier pausenlos klingelnden Telefone mehr im Wohnzimmer in Niederseßmar – 555 Anrufe waren es in der vergangenen Woche. Keine Berge von Mails. Hans-Peter Murmann sehnt sich nach dem Ruhestand.
Am 23. Februar wird er 80 Jahre alt. Zeit, sein Amt als Präsident des Bundesverbandes der Selbstständigen/Deutscher Gewerbeverband (BDS) niederzulegen , findet er. Noch arbeite er 12 bis 14 Stunden täglich, sagt er, seit 2006 habe er für 46 000 kleine und mittlere Unternehmen im Wirtschafts-, Arbeits- und Finanzministerium wichtige Weichen gestellt, heißt es in einer Mitteilung des Verbands.
Zwischen Tür und Angel ein Plausch mit Christian Lindner
Wie er das schafft? „Man kennt sich“, sagt er und schmunzelt. Kontakte nach allen Seiten Ob Minister, Abgeordnete oder der Vizepräsident des Europäischen Rates – zahlreiche Fotos zeigen ihn mit politischer Prominenz. Nicht immer gehe es um offizielle Stellungnahmen. Da reiche man auch mal im Flur auf dem „kurzen Weg“ ein paar Akten weiter oder plaudere ein wenig zwischen Tür und Angel, verrät der Lobbyist. „Wo kommst du denn jetzt her?“, habe ihn Bundeswirtschaftsminister Christian Lindner gefragt. „Von Wolfgang Kubicki.“ „Was willst du denn von dem? Komm lieber zu mir!“ „Ich muss doch auch mal mit dem Vizepräsident des Bundestags reden.“
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Wichtig seien gute Kontakte „nach allen Seiten“. Dabei war Murmann ursprünglich keineswegs auf Du und Du mit der großen Politik, als der gelernte Elektromeister noch Waschmaschinen für Quelle reparierte. Außerdem vermietete er an seiner Tankstelle in der Nähe von Unna Lkw für Umzüge. Weil ihm die direkte Zufahrt zur B 1 untersagt wurde, geriet er mit den Behörden aneinander. „Anderthalb Jahre Kampf! Bis ein Kunde, der zufällig Geschäftsführer im BDS war, mir signalisierte, es gebe vielleicht auch politische Wege, mir zu helfen.“
Auf die Mitarbeiter war immer Verlass
Tatsächlich, das Zufahrtsverbot wurde als Irrtum deklariert, ein Kompromiss gefunden – und Murmann beschloss, sich in Zukunft für andere Selbstständige einzusetzen. Erst als Landesvorsitzender, später als Bundesvorsitzender des BDS. „Im Bundestag sitzen ja nur 27 Selbstständige.“ Weil er sich auf gute Mitarbeitende stützen konnte, „liefen“ seine Waschanlagen in Bergneustadt und Niederseßmar, die Tankstelle in Dieringhausen, die Autovermietung, während er sich in Berlin für den Mittelstand einsetzte. Manchmal mit langem Atem.
Oft, nicht immer, mit Erfolg. Längst müsse er nicht mehr um Termine betteln. „Zufriedenheit ist schön, aber der Kampf auch. Und kämpfen habe ich gelernt.“ Dennoch der Entschluss, als BDS-Präsident aufzuhören, sobald seine Nachfolge geregelt ist. Veränderungen im Verband stünden an, Zeit, die Aufgabe in jüngere Hände zu legen, findet er.
Langeweile fürchtet er indessen nicht, engagiert er sich doch unermüdlich im Bürgerverein Niederseßmar, in der Interessen- und Werbegemeinschaft Dreieick, im Oberbergischen Schützenbund. Besonders gehört sein Herz den Niederseßmarer Schützen: Als Hans-Peter Murmann 1989 seine erste Autowaschanlage baute, hätten 30 Mitglieder der Schützengilde mit eigenen Händen dabei geholfen und 2200 Quadratmeter Verbundsteine geschleppt und verlegt. Das hat er bis heute nicht vergessen.