Heute bestimmt der Computer die Arbeit von Wolfgang Zapp und seinem Chef Roman Przybilla.
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Strombach – Eigentlich wollte Wolfgang Zapp Fliesenleger werden. Mit dem Berufswunsch stellten sich seine Mutter und er beim Berufsberater vor. Der befand den 13-Jährigen, der gerade die Volksschule abgeschlossen hatte, als zu schmächtig und zu klein für das Handwerk. Also sprach der Junge bei Steinmüller vor, wo bereits sein Großvater und sein Vater arbeiteten. Heute vor 60 Jahren begann der Strombacher bei der Firma Steinmüller.
„Eigentlich sollte ich am 1. April starten, doch da der 28. März ein Montag war, habe ich schon früher begonnen“, blickt der 73-Jährige zurück. Nach 60 Jahren ist noch nicht Schluss, noch heute ist er bei der Firma Steinserv, einem der Nachfolgeunternehmen in der Buchhaltung beschäftigt.
Da damals beim Vorstellungsgespräche schon alle Ausbildungsstellen zum Industriekaufmann vergeben waren, begann Wolfgang Zapp 1960 als Laufbursche. „Ich kam überall hin, auch in die Spesenstraße“, blickt er zurück. So wurde die erste Etage genannt, wo die Geschäftsführung saß. 160 Mark im Monat verdiente der 14-Jährige, was mehr war, als in seiner Ausbildung zum Industriekaufmann ein Jahr später. In den drei Jahren seiner Ausbildung durchlief Wolfgang Zapp alle Abteilungen.
In den Anfangsjahren wurde das gesamte Rechnungswesen noch händisch erledigt: Wolfgang Zapp an seinem Schreibtisch.
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Das letzte halbe Jahr war er in der Betriebsbuchhaltung, die damals in Haus Waldfrieden untergebracht war. Und war angekommen. „Ich konnte schon in der Schule gut mit Zahlen, hatte nette Kollegen und tolle Vorgesetzte“, sagt er. Seine Berufswahl habe er nie bereut. Zudem lernte er 1967 seine Frau Ursula kennen, die in derselben Abteilung arbeitete.
Als Steinmüller am 30. Juni 2001 die Pforten schloss, war Wolfgang Zapp 55 Jahre alt und hatte 41,5 Jahre bei dem Unternehmen gearbeitet. Er wechselte zunächst ins Steinmüller-Bildungszentrum und als 2003 Steinserv gegründet wurde, machte er im Wechsel auch dort die Buchführung. „Beides sind Unternehmen, die von ehemaligen Mitarbeitern der Firma Steinmüller gegründet wurden“, erklärt Zapp. Steinserv ist federführend in der Reparatur von Rohrwänden, bietet aber auch Serviceleistungen für Altanlagen der Firma Steinmüller sowie für neue Anlagen wie Müllverbrennungsanlagen an. 2019 beendete er seine Tätigkeit im Bildungszentrum.
Früher alles händisch erledigt
Noch heute geht Wolfgang Zapp gerne zur Arbeit, auch wenn es mittlerweile höchstens drei Vormittage in der Woche sind, in denen er sich um das Rechnungswesen von Steinserv kümmert. „Nur beim Jahresabschluss bin ich jeden Tag hier“, sagt der 73-Jährige. Seine kaufmännischen Fähigkeiten seien nach wie vor gefragt, sagt Roman Przybilla, kaufmännischer Geschäftsführer bei Steinserv, über seinen Senior-Mitarbeiter.
Wurde anfangs noch alles händisch erledigt, sei heute durch den Einsatz des Computers alles viel einfacher, erklärt Zapp. Am Anfang habe er sich schon schwer getan mit der neuen Technik, die ihm mittlerweile aber in Fleisch und Blut übergegangen sei. „Ich weiß noch, was für eine Revolution die Einführung der EDV war“, blickt Zapp zurück. Die Programme seien damals von den Mitarbeiten gemeinsam mit den Chefs entwickelt worden und hätten einen guten Ruf gehabt.
Begeistert von Handball
Und auch für das Hobby Handball ihres Angestellten hatten die Chefs Verständnis. An ein Spiel erinnert sich der Jubilar besonders. Wolfgang Zapp pfiff damals gemeinsam mit Wolfgang Schreiber in der Handball-Bundesliga. Von Januar bis März war wegen des Jahresabschlusses eigentlich Urlaubssperre, doch es stand ein Bundesligaspiel in München an. „Ich habe bis 12 Uhr mittags gearbeitet, ehe wir um 14 Uhr nach München geflogen sind, um die Partie zwischen Milbertshofen und dem THW Kiel zu pfeifen“, erinnert sich Wolfgang Zapp an den außergewöhnlichen Tag.
Schatzmeister von TV Strombach
Anschließend ging es im Zug zurück nach Köln. An Schlafen war kein Denken, da die Abteile gefüllt waren mit Fußballfans von Werder Bremen. Bremen war in der Fußball-Bundesliga bei Bayern München angetreten. „Um 9 Uhr saß ich wieder an meinem Arbeitsplatz“, erzählt Zapp lachend.
Als Mann der Zahlen ist er auch im Handballkreis bekannt, wo er seit 2003 Schatzmeister ist, und auch im TV Strombach führt er die Kasse.