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Mund auf oder in QuarantäneWie die Coronatests am Flughafen Köln-Bonn ablaufen

Lesezeit 4 Minuten

Familie Mühlhaus nach ihrer Rückkehr aus Mallorca 

  1. Seit vergangenen Samstag können sich Menschen am Flughafen Köln/Bonn auf Corona testen lassen.
  2. Registrierung und Abstrich aus dem Rachen und der Nase dauern in der Regel nicht länger als zehn Minuten.
  3. Diana Hass war vor Ort und hat sich umgesehen.

Köln – „Zur Sicherheit bin ich zwei Wochen früher nach Hause gekommen“, erklärt die junge Kölnerin mit türkischen Wurzeln. Nur eine Woche lang war sie für Familienbesuche in der Türkei. Das Land gilt als Risikogebiet. Es ist eines von über 100 weltweit. Das Robert Koch-Institut legt sie fest. Wer ohne negativen Coronatest von dort nach Deutschland einreist, muss 14 Tage in Quarantäne. Die junge Frau hat das eingeplant. Sicherer jedoch ist ein Abstrich. Deshalb steht sie am mobilen Testzentrum auf dem Parkplatz am Terminal 2 des Köln-Bonner Flughafens.

Ein Arzt im Schutzanzug wartet auf Testpersonen.

Seit dem vergangenen Samstag können sich hier Menschen auf das Coronavirus testen lassen. „Die Nachfrage nach Tests hier am Flughafen wächst“, sagt Nils Kirner von den Johannitern. Die Hilfsorganisation hat ihre mobile Sanitätsstation an den Flughafen gestellt. Der Truck wird normalerweise bei den Kölner Lichtern oder dem Summer Jam eingesetzt. Rund um die Uhr können sich hier Menschen auf das Coronavirus testen lassen. Neben einem Arzt des Kölner Gesundheitsamts sind drei Fachkräfte der Johanniter im Einsatz.

Der Truck wird normalerweise bei den Kölner Lichtern oder dem Summer Jam eingesetzt. 

Wer sich testen lassen will, weist sich aus. Die Daten werden akribisch notiert, dann erhält man einen QR-Code und ein Teströhrchen. Über den QR-Code kommt man an die personalisierte Covid-19-App. Dort taucht nach etwa 24 Stunden das Testergebnis auf. Registrierung und Abstrich aus dem Rachen und der Nase dauern in der Regel nicht länger als zehn Minuten. „Unsere Kapazität hier sind etwa 200 Tests am Tag. Momentan kommen wir damit aus“, sagt Kirner.

Reisen während der Pandemie sorgt für teilweise ungewohnte Bilder am Flughafen. 

341 Menschen haben sich bis zum Donnerstagmorgen um 8.30 Uhr testen lassen. Die 90 Euro, die der Abstrich kostet, nehmen sie in Kauf. Schließlich vermeiden sie so die Quarantäne. Und: Längst nicht alle, die zur Teststation am Flughafen kommen, sind auch hier gelandet. Eine fünfköpfige Familie beispielsweise war bis zum Vorabend mit dem Auto in Montenegro. „Wir waren dort wandern. Für die Sicherheit der anderen wollen wir uns testen lassen“, sagt einer der erwachsenen Söhne.

Genau dieses Verantwortungsbewusstsein ist es, an das die Stadt Köln appelliert. „Die Gesundheitsämter haben derzeit keine Möglichkeit, von sich aus auf Reiserückkehrer zuzugehen, die sich nicht an die Corona-Einreiseverordnung halten“, bedauert eine Stadtsprecherin auf Rundschau-Nachfrage. Das heißt: In der Praxis ist es nicht möglich nachzuvollziehen, ob jeder, der aus einem Risikoland einreist, sich an die Regeln hält. Wer auffliegt, riskiert zwar eine Ordnungsstrafe von bis zu 25000 Euro, aber die Kontrollmöglichkeiten sind gering.

Plakate und Durchsagen für Reiserückkehrer

Mehrsprachige Plakate und Durchsagen weisen Rückkehrer am Flughafen auf die Bestimmungen hin. Doch viele informieren sich auch selbst. So wie der junge Manager, der übermorgen nach Dubai muss. „Plötzlich verlangen die einen negativen Test bei der Einreise“, erklärt er.

Die Dinge sind in der Corona-Krise ständig in Bewegung. Was heute noch gilt, kann morgen anders sein. Und es gibt absonderliche Auswüchse. Das hat ein Düsseldorfer Servicemitarbeiter erfahren müssen. „Am letzten Tag meines Mallorca-Urlaubs gab es eine Mail vom Chef, dass ich drei Tage zu Hause bleiben soll und dann nur mit einem negativen Test wieder zur Arbeit kann“, erklärt er aufgelöst. Er ist an der Teststation, um sich zu erkundigen, ob er auch am Sonntag kommen kann. Und das, obwohl Mallorca und Spanien derzeit nicht als Risikogebiet gelten.

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Zu Recht, meint Familie Mühlhaus aus Olpe. „Wir waren eine Woche in Cala Millor. Dort war es enorm leer und alle hatten Masken. Wir haben uns sehr sicher gefühlt“, erzählt Mark Mühlhaus, nachdem seine TuiFly-Maschine gelandet ist. Der Flieger sei zwar auf dem Hin- und Rückweg voll gewesen, aber es sei sehr geordnet zugegangen. Kein Aufspringen direkt nach der Landung. Alles nach Anweisung. „Das darf gerne nach der Krise so bleiben“, findet der Sauerländer.

Noch keine Testmöglichkeiten am Düsseldorfer Flughafen

Eine Nasenlänge voraus sind die Kölner den Düsseldorfern. Zumindest bei den Testmöglichkeiten für Reiserückkehrer am Flughafen. Am Flughafen der Landeshauptstadt gibt das Angebot laut Pressestelle „noch nicht“.

Kostenpflichtige Coronatests werden laut ADAC auch an den Flughäfen Frankfurt und München angeboten. Kostenlose Tests sollen an allen bayrischen Flughäfen geplant sein. Es ist teilweise möglich, im Abreiseland einen Test zu machen. Bei einem negativen Testergebnis fällt die Quarantänepflicht weg.

Die Zahl der Fluggäste am Köln-Bonner Flughafen liegt in diesen Sommerferien sehr deutlich unter der des Vorjahrs. Im Vergleichszeitraum 2019 checkten täglich rund 45000 Menschen ein, derzeit sind es etwa 10000.

Aus der Türkei landen in Köln wöchentlich rund 60 Maschinen, meistens nachts. Etwa 35 Flüge pro Woche kommen aus Mallorca. (dha)