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Kritik an WeltraumtourismusDas sagt Astronaut Maurer in Köln über seine Zeit im All

Lesezeit 4 Minuten
Maurer DPA 110522

Matthias Maurer bei seiner Rückkehr am Flughafen Köln-Bonn

Köln-Wahnheide – Ein bisschen blass um die Nase war er noch. Kein Wunder, schließlich war der Astronaut Matthias Maurer erst in der Nacht zu Samstag wieder in Köln/Bonn gelandete. Vorher lebte er ein halbes Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS, wo alles Licht künstlich ist und man die Sonnenauf- und Untergänge nur vom Aussichtsmodul „Cupola“ aus bewundern kann.

„Meine Physiotherapeutin sagt, dass ich noch ein wenig wie eine Schwangere laufe“, erzählt der 52-Jährige. „Und der Kopf ist noch ein bisschen ungewohnt schwer, die Nackenmuskeln müssen erst wieder trainiert werden.“ In den ersten Tagen sei ihm auch ein wenig schwindelig gewesen, und Autofahren dürfe er deshalb vorerst noch nicht.

Etwas Knuspriges

177 Tage verbrachte Maurer in der Schwerelosigkeit der Raumstation, war mit zahllosen Experimenten beschäftigt und lebte mit internationalen Astronauten - darunter auch zwei russische – in der Raumstation, die in 400 Kilometern Höhe um die Erde fliegt. „Mir geht es wunderbar“, sagt Maurer trotz der kleinen Wehwehchen. Er genieße das Essen auf der Erde, die Gerüche, die Farben, vor allem das Grün. Pizza habe er sich schon bestellt, etwas Knuspriges und asiatisches Essen, schildert der Saarländer und schwärmt von den tollen Geschmackserlebnissen und davon, dass „das Essen endlich mal nicht wegfliegt“, wie es auf der ISS leicht passieren konnte. Und Essen, das krümelt, ist natürlich auf der Raumstation ebenfalls nicht erwünscht. „Die Erde ist schon ein klasse Planet“, sagt der heimgekehrte Astronaut.

Maurer DPA 110522

Matthias Maurer bei seiner Rückkehr am Flughafen Köln-Bonn

Ins Schwärmen gerät Matthias Maurer auch über seine Erlebnisse während des halben Jahres im Erdorbit. Der Ritt auf der Rakete beim Hinflug sei ein Highlight gewesen, die Ankunft, sein Weltraumspaziergang und die Zusammenarbeit im Team. Am meisten aber hat ihn der Blick auf den Planeten Erde beeindruckt: „Wenn man auf die Erde schaut, dann versteht es auch das Herz, dass auch die Erde ein Raumschiff ist und sehr fragil, und das man gemeinsam Verantwortung für den Planeten übernehmen muss.“

Schlafkabine mit Russen und Amerikanern getauscht

Die gemeinsame Verantwortung und Zusammenarbeit im Orbit war offenbar kein Problem, Maurer berichtet, wie er mit US-amerikanischen und russischen Astronauten die Schlafkabine getauscht habe, um auszuprobieren, wo es sich am besten schläft, wie die Crew der ISS jeden Freitag zusammen gegessen habe und samstags gemeinsam einen Film angeschaut habe.

Der Krieg in der Ukraine sei natürlich auch im Team der ISS ein Thema gewesen, schildert Maurer, die Kosmonauten hätten das Thema selbst angesprochen, doch habe der Krieg auf der Erde nichts an der vertrauensvollen und engen Zusammenarbeit der ISS-Besatzung geändert.

Entsetzen über den Krieg in der Ukraine

„Alle waren entsetzt“, sagt Maurer. Der zugeschaltete Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, Josef Aschbacher, sagt, es sei schmerzhaft für Ingenieure und Wissenschaftler, dass die ESA die Zusammenarbeit mit Russland für die Projekte Exo-Mars und Luna aufgekündigt habe, aber man habe keinen anderen Weg gesehen.

Auf der ISS jedoch seien die Astronauten verschiedener Nationen aufeinander angewiesen, es gebe keine andere Möglichkeit als die Zusammenarbeit. „Die ISS kann auch eine Inspiration für viele junge Leute sein, die sich Sorgen machen über den Krieg“, sagt der deutsche Astronaut, der seine Aufgabe auch darin sieht, jungen Forschernachwuchs zu motivieren, Experimente für die ISS zu entwickeln.

Ein wenig zwiespältig äußert sich Maurer über die Gäste auf der ISS, die Weltraumtouristen, die für einige Tage die Raumstation besucht hatten. „Sie hatten ein sehr volles Programm und wir mussten sie sehr stark unterstützen, das ging natürlich zulasten unserer eigentlichen Arbeit. Aber es hatte auch positive Seiten, neue Forschungen, neue Ideen. Die Weltraumtouristen brauchen aber eine einfacherere Infrastruktur. “

Neue Voraussetzungen durch Weltraumtourismus

Auch Walther Pelzer, DLR-Vorstand und Direktor der deutschen Raumfahrtagentur im DLR, und David Parker, ESA-Direktor für astronautische und robotische Exploration, die mit Maurer auf dem Podium sitzen, sind sich einig, dass der Weltraumtourismus eine neue Situation schaffe, auf die man mit anderer Infrastruktur und anderen Voraussetzungen reagieren müsse.

Gefragt, ob nach der Rückkehr bei ihm Melancholie aufkomme, weil die Zeit auf der ISS zu Ende sei, sagt Maurer, dass er auf der Erde auch noch viele schöne Sachen vorhabe und verweist auf das Projekt „Luna“, bei dem direkt neben dem europäischen Astronautenzentrum eine virtuelle Trainingsbasis für eine mögliche Mondlandung gebaut werden soll. „Und natürlich hoffe ich auf einen zweiten Flug“, sagt Maurer und lächelt breit.