Schlebuscher HammerwegBrücke, Bäume und Anliegerinteressen in Gefahr
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Leverkusen – Die offizielle Bewertung der Schäden steht noch aus, aber so viel traut sich Nina Lajios schon zu sagen: „Das Bauwerk ist nicht mehr im besten Zustand.“ Das könne man sich aber schon alleine beim Baujahr der Brücke denken, die seit den 1920er Jahren die Dhünn am Schlebuscher Hammerweg überquert, ergänzt die Ingenieurin der Technischen Betriebe Leverkusen (TBL). Die gute Nachricht: Akut einsturzgefährdet ist sie auch nicht. „Die Verkehrssicherheit ist gewahrt, sonst hätten wir die Brücke natürlich direkt gesperrt“, sagt Lajios.
Feuerwehr hält Wache
So aber konnte die Durchfahrt nach einem Vormittag der umfangreichen Überprüfung wieder geöffnet werden, zur Erleichterung der Freiwilligen Feuerwehr Schlebusch, die für die Zeit der Sperrung einen Löschzug auf der anderen Seite der Dhünn platzieren musste – das Gebiet um das Industriemuseum Freudenthaler Sensenhammer wäre im Notfall für die Feuerwehr sonst nicht zu erreichen gewesen. Die geplante Umleitung über den Freudenthaler Weg erwies sich bei einer vorherigen Probefahrt der Berufsfeuerwehr als nicht praktikabel: „Die S-Kurve kurz vor dem Sensenhammer ist zu eng für das Löschfahrzeug“, sagt Oliver Fröhlen, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Schlebusch, die die Zeit der Brandwache für ein paar Übungen und Streifen durch das Wohngebiet genutzt hatte.
Sollte die Auswertung ergeben, dass die Brücke nicht im laufenden Betrieb saniert werden kann, sondern komplett neu gebaut werden muss, wird das noch einmal ein großes Thema werden. Dauerhaft kann die Feuerwehr schließlich nicht auf der anderen Uferseite campieren.
Notwendig geworden war die Hauptbauwerksprüfung, weil die Bezirksvertretung III im März der von der Stadtverwaltung vorgelegten Neubauplanung eine klare Absage erteilt hatte. Zu ungewiss sei der Umfang der Schäden. Und zu hoch auf diesem Erkenntnisstand die Kosten für den städtischen Etat (1,7 Millionen Euro), für die Umwelt (Fällung von 25 bis 30 Bäumen im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet) und für die Anwohner und ansässigen Unternehmen, die ihre Geschäftsstellen auch mit großen Transportern erreichen müssen.
Für letztere wäre eine Vollsperrung der Brücke ohne Ausweichmöglichkeit ein riesiges Problem. Die Umleitung über Scherfenbrand und Freudenthaler Weg soll für Lkw bis zu zwölf Tonnen befahrbar sein. „Das reicht uns nicht“, sagt Thilo Koppen, Geschäftsführer von ALP Media, der dort ansässigen Agentur für Event- und Medientechnik. Das gilt wohl auch für die benachbarten Schreiner und Dachdecker. Entsprechend entsetzt war Koppen, als die Planung in der Bezirksvertretung auftauchte – mit ihm hatte vorher niemand gesprochen.
Nun aber haben die TBL Kontakt aufgenommen, und Koppen ist erleichtert, dass man die Sorgen der Geschäftsleute ernst nimmt. In weiteren Gesprächen wollen die TBL den Bedarf der Unternehmen dokumentieren und anhand dessen mehrere Planungsvarianten vorlegen. „Optimal wäre natürlich, wenn eine neue Brücke ähnlich wie an der A1 neben der alten gebaut werden könnte“, sagt Koppen. Auch eine Behelfsbrücke könnte helfen – dem im Weg steht allerdings nicht nur der Naturschutz, sondern auch die Tatsache, dass das Land zum Teil in Privatbesitz ist.
Hitzige Diskussion
Zunächst werden die erhobenen Schäden kategorisiert. Danach könne man sagen, ob die Brücke saniert oder neu gebaut werden muss – und wie dringend das Ganze ist, sagt Lajios. Der ursprüngliche Zeitplan sah vor, die Planung in diesem Jahr abzuschließen, um 2022 mit dem Bau zu beginnen. Dafür braucht es allerdings einen Planungsbeschluss von den Bezirksvertretern. Und nach der hitzigen Diskussion in der vergangenen Sitzung ist abzusehen, dass diese ihre Zustimmung nur geben werden, wenn die Dringlichkeit nachgewiesen ist. Und zum anderen Lösungsansätze sowohl für den Umweltschutz wie auch die Anlieger mitgedacht werden.