Impfstart in den Leverkusener Kliniken„Man behandelt den Impfstoff wie ein rohes Ei“
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Leverkusen – Das Remigius-Krankenhaus hat einen leichten Vorsprung: Um 10.24 Uhr am Montag wurde hier die erste Impfdosis verabreicht – an Intensivmediziner Dr. Stephan Mannheim. Alles fein säuberlich dokumentiert von Thomas Karls, Kaufmännischer Leiter der beiden K-Plus-Krankenhäuser in der Stadt.
100 Dosen in der ersten Lieferung
„Um die Uhrzeit war der Impfstoff bei uns noch nicht angekommen“, sagt Hans-Peter Zimmermann, Geschäftsführer des Klinikums. Gegen Mittag wurde auch das Klinikum beliefert, beide Krankenhäuser haben in der ersten Charge zur Impfung des Personals jeweils 100 Dosen bekommen, die am ersten Tag komplett verabreicht wurden. Für die Anmischung des Impfstoffes ist am Klinikum das hauseigene Institut für Pharmazie zuständig – auch für dessen Direktorin Annegret Heintges ein aufregender Tag: „Erstmal behandelt man den Impfstoff natürlich wie ein rohes Ei. Er wurde ganz vorsichtig angemischt und dann fest in beiden Händen zum Einsatzort gebracht.“ Einfach auf einen Wagen stellen und über die Wege rumpeln, das würde das sensible Gemisch nicht gut vertragen.
1800 Mitarbeitende am Klinikum haben sich bereits für die Impfung registriert, das sind etwa 75 Prozent der Belegschaft. „Eine gute Quote“, lobt Zimmermann. Es kämen auch immer noch Nachmeldungen rein. Das Klinikum rechnet diese Woche täglich mit 100 Impfdosen, deren Verabreichung etwa acht Stunden in Anspruch nimmt. Wie die Versorgung in der kommenden Woche weitergeht, weiß Zimmermann noch nicht. Also muss auch am Klinikum priorisiert werden: Zuerst kommen diejenigen an die Reihe, die direkten Kontakt zu Corona-Patienten haben.
Schicksale gehen ans Herz
Wie zum Beispiel Judith Bergermann, die als Anästhesistin sowohl auf der Intensivstation wie auch in der Notaufnahme tätig ist. „Ich sehe jeden Tag, was diese Krankheit anrichtet, die vielen Schicksale gehen einem ans Herz“, sagt die Ärztin. Deswegen sei es für sie auch keine Frage gewesen, sich impfen zu lassen. „Das ist eine tolle wissenschaftliche Leistung.“
Christian Bures, Pfleger auf der Intensivstation, kam extra an seinem freien Tag zur Impfung. „Ich hoffe einfach, dass dadurch möglichst schnell wieder Normalität einkehrt.“
Hohe Impfbereitschaft
Stolz ist Thomas Karls, dass er mit knapp 80 Prozent Impfbereitschaft am Remigius-Krankenhaus einen noch etwas besseren Wert vorweisen kann, als der große Nachbar. „Wir bekommen auch immer noch Nachmeldungen“, sagt Karls. 500 Dosen waren bislang bestellt, eventuell würde noch einmal nachgeordert. Auch das Klinikum plant schon weiter, aktuell werden die Partner im Gesundheitspark abgefragt, etwa das Labor Synlab und die 360-Grad-Praxen. Um Impfstoff zu bestellen, müsse man vorab die genaue Anzahl an impfbereiten Mitarbeitern nachweisen, erläutert Zimmermann.
Putzfrau vor Geschäftsführer
Der Geschäftsführer selbst hat noch keinen Impftermin. „Ich habe ja keine Priorität“, sagt Zimmermann. Die Anweisung ist klar: Zunächst kommen die Kollegen dran, die direkt mit Patienten und potenziell mit Viren in Kontakt kommen. Und da sei dann vielleicht auch das Putzteam, das nach der Behandlung den Raum desinfiziert, früher dran als der Geschäftsführer.