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StabwechselChempark-Chef Ernst Grigat hat noch nichts Neues

Lesezeit 3 Minuten

Wohin ihn sein Weg führt, weiß er noch nicht. Die letzten zehn Jahre seiner Karriere wird Ernst Grigat nicht unterm Bayerkreuz verbringen. Aber Leverkusen soll seine Heimat bleiben.

Leverkusen – Kann das denn sein? Blitzsaubere Karriere im Bayer-Kosmos – und dann gehen, einfach so? Ohne was Neues zu haben? Ernst Grigat bringt das fertig.

Der Chempark-Chef räumt nächste Woche Freitag seinen Schreibtisch. Was danach kommt, „weiß ich noch nicht“.

Natürlich hat der 55 Jahre alte Manager seit geraumer Zeit Gespräche geführt. Und seit er vorige Woche seinen Abgang öffentlich machen und der Nachfolger Lars Friedrich benannt werden konnte, seien die Sondierungen konkreter. Aber unterschriftsreif sei nichts. Nicht einmal annähernd.

Der Mann, der zehn Jahre lang das Gesicht des Chempark mit seinen 30 000 Beschäftigten allein in Leverkusen war, schaut sich um. Nach etwas, „wo es Klick macht. Was das genau ist, weiß ich erst, wenn ich es gefunden habe.“

Spannend soll der neue Job sein. „Eine Aufgabe, wo ich konzeptionell arbeiten kann.“ Gab es sowas nirgends unter dem Bayerkreuz? Nein, sagt Grigat. Zu Bayer als purem Pharma- und Agrochemie-Konzern passe er nicht mehr so recht mit seinen Erfahrungen. Mit Blick auf die Monsanto-Übernahme ergänzt Grigat: „Ich bin Kunststoffchemiker. Bayer steht für andere Bereiche.“ Lanxess habe sich nach der Krise „gerade erst komplett neu aufgestellt“.

Heimat Leverkusen

Ernst Grigat wurde 1961 in Leverkusen geboren und ging nach dem Studium zu Bayer. Zum Arbeiten in seine Heimatstadt kam der Chemiker aber erst vor zehn Jahren. Grigat ist verheiratet, seine Kinder wohnen nicht mehr zu Hause. Früher engagierter Fechter beim damaligen TuS 04 Leverkusen entdeckte er mit seiner späteren Frau den Gesellschaftstanz.

Heute läuft Ernst Grigat sonntags bis zu 21 Kilometer. Vor seinem Haus in Atzlenbach findet er dazu die richtigen Strecken. (tk)

Da sei alles besetzt. Bliebe Covestro. Aber für die Kunststoff-Ausgründung gilt in etwa dasselbe wie für Lanxess: Die Strukturen sind gerade gesetzt. Und die interessanten Jobs besetzt. Dazu kommt eine Formalie: „Es gibt keinen Personalverbund zwischen Currenta und Bayer oder Lanxess.“ Das heißt: Man muss Grigat dort nichts anbieten.

Bei Currenta selbst hätte Grigat vielleicht Günter Hilken beerben können. Der ist aber kaum älter. Und es hätte den Chempark-Chef auch nicht gereizt, Geschäftsführer des Chempark-Betreibers zu werden. Am Donnerstag sagt er: „Das stand nicht zur Debatte.“

Der Job wäre ihm offenbar auch nicht anders genug. Offenbar gibt der Chemiker der spannenderen Aufgabe den Vorzug, wenn er an einem Scheideweg steht.

Freiwillig zu Lanxess

Zum Beispiel 2004. „Da war ich einer der wenigen, die freiwillig zu Lanxess gewechselt sind.“ Statt den großen Standort Antwerpen neu aufzustellen, hätte er auch ein Angebot seines bisherigen Arbeitgebers Bayer annehmen können, erinnert sich Grigat. Er habe sich auch nicht abgesichert.

Eine Rückkehr zu „Mutter Bayer“: nicht vereinbart. Genauso war es, als Grigat 2007 in seine Heimatstadt Leverkusen zurück kam.

Er wurde zu den damaligen Bayer Industry Services geholt. Eine absehbar große Mission. Die Betreiberfirma für das Gelände unter dem Bayerkreuz war noch nicht zur Ruhe gekommen, Grigat hatte viel Aufbauarbeit zu leisten. Wie viel, das zeigen zwei kurze Sätze des Managers. „Das Wort Chempark gab es noch nicht. Das Wort Currenta auch nicht.“

Die Firma, sagt er noch, stelle sich intern neu auf. Auch deshalb sei jetzt ein guter Zeitpunkt zu gehen. Wohin auch immer.