Kein DenkmalschutzAlte Schlebuscher Villa abgebrochen – Wohnungen sollen entstehen
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In Schlebusch wurde in der von-Diergardt-Straße eine Villa abgebrochen. Sie war mehr als 100 Jahre alt.
Nun sollen offenbar Mietwohnungen entstehen.
Was sagen die Bauverwaltung und die Eigentümer?
Leverkusen – Eine Villa zu besitzen, war einstmals ein deutliches Zeichen für Reichtum, weil auch der Unterhalt eines solchen Hauses ein gewisses finanzielles Opfer darstellt. In Schlebusch fiel jetzt auf der von-Diergardt-Straße eine mehr als 100 Jahre alte Villa einem Abbruch zum Opfer.
Drei Villen standen an der Straße
An der Straße standen vor kurzem drei Villen: Eine bewohnt ein Notar, in der zweiten hat der Bau-Investor Peters ein standesgemäßes Büro eingerichtet, die dritte ist verschwunden. Die zwei bestehenden machen – von außen betrachtet – den Eindruck, dass die Besitzer Wert auf ihre Häuser legen. Auch die Villa, die nun abgebrochen wurde, machte alles andere als einen verwahrlosten Eindruck.
Nachbarn in der Umgebung finden nicht gut, dass die Villa abgebrochen wurde. Einer, der gegenüber wohnt, sagt, dass der Abbruch in der Nachbarschaft ein Thema gewesen sei und dass man das unter großem Bedauern hinnehme. „Ja“, sagt er und zuckt mit den Schultern, „was könnte man schon dagegen machen?“
Das Haus wurde wahrscheinlich 1907 erbaut. Die Villa war in einem für das Leverkusen der Nuller-Jahre des 20. Jahrhunderts typischen Stil erbaut. Sie hätte in der Beamtensiedlung stehen können. Der Giebel war ein optisch leichtes Fachwerk. Nach unten hin Jugendstil-Elemente, gerundete Fensterhöhlen, organische Ornamente.
Weiter unten wurden die Bauelemente stabiler: im Erdgeschoss Fensterbögen, mit gehauenen Bruchsteinen gesetzt, vorne ein kleiner Erker, die Haustür und die Treppe mit einem Wetterschutz. Das Fundament war komplett aus rohen Grauwackeblöcken. Eine abwechslungsreiche Architektur mit viel Liebe zum Detail, man schaut solche Häuser gerne an, nicht umsonst vermissen die Nachbarn das Bild. Aber: Die Villa stand nicht unter Denkmalschutz, deshalb habe das Bauamt die Genehmigung zum Abbruch erteilt, heißt es aus der Stadtverwaltung.
Erbauer Dynamit Nobel
Das Haus gehörte Dynamit Nobel bis es der Vater von Marita Friese vor 45 Jahren gekauft hat. An die Villa anschließend habe man damals ein Mehrfamilienhaus angebaut.
"Mir tut es leid um das Haus"
Marita Friese ist eine von mehreren Eigentümern und sie ist bereit, Auskunft zu geben: „Mir tut’s auch leid um das Haus“. Es gehöre jetzt drei Geschwistern und es habe zuletzt immer Ärger mit dem Kanal gegeben.
"Hätten viel Geld reinstecken müssen"
Frau Friese: „Es ist einerseits sehr schade, aber andererseits hätten sie da jetzt auch sehr viel Geld reinstecken müssen“. Neben einem undurchschaubar verlegten und kaputten Kanal gab es außerdem noch die alten Fenster, die seien nur einfach verglast gewesen.
Türen und Fenster gerettet
Über mehrere Jahrzehnte habe man einen Mieter gehabt, der sei ausgezogen, dann habe sich eine zweite Mietpartei, die unterm Dach gewohnt habe, bereit erklärt, in das neue Mehrfamilienhaus umzuziehen, das jetzt auf dem Bauplatz an der von-Diergardt-Straße 67 gebaut wird. Dort wird Platz sein für acht Mietparteien, der Neubau wird viergeschossig. Das alte Haus war laut Marita Friese auch innen schön, einige Teile davon habe man retten können: Die verzierten Türen und die schönen Fenster habe man in den Osten der Republik verkauft. Sie sollen dort in ein altes Haus eingesetzt werden.