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Gesperrter DeichErneut Loch in Zaun gesägt – Kampf gegen „Wegepaten“ geht weiter

Lesezeit 3 Minuten
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Der Weg ist fast frei: Den Zaun hat der "Wegpate" entfernt, die Findlinge aus Grauwacke sind für die meisten kein Hindernis.

Leverkusen-Schlebusch – Jetzt darf man wieder auf die Reaktion der Technischen Betriebe Leverkusen (TBL) gespannt sein. Denn am (eigentlich gesperrten) Dhünndeich in Schlebusch schaukeln sich die Dinge langsam hoch: Nachdem die TBL am vergangenen Donnerstag den Damm erneut mit einem jetzt noch stabileren, verschweißten Stahlzaun und zusätzlich mit einer Reihe Findlingen gesichert hat, ist offenbar über Nacht erneut „der Wegepate“ mit der Eisensäge oder einem Trennschleifer aktiv geworden und hat eine bequeme Lücke in den neuen Zaun gesägt. Die Findlinge liegen noch dort, aber sie sind kein wirkliches Hindernis.

Die meisten können darüber steigen und außer Rollstuhlfahrern oder Senioren mit Rollator halten die Felsblöcke aus heimischer Grauwacke niemanden an der Passage über den Deich ab. Radfahrer konnten am Dienstag den Weg nutzen, solange sie in der Lage waren, ihr Rad über die Steine zu heben. Das gelang auch Kindern. Selbst eine Mutter mit ihrer Tochter nutzte den Weg.

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Der gesperrte Dhünndeich.

Die Verbindung ins Schlebuscher Zentrum ist nicht nur kürzer. Die Möglichkeit, von einem Ast der alten Pappeln erschlagen zu werden, ist vielleicht sogar um einiges geringer, als die Wahrscheinlichkeit, auf dem Umweg über die Odenthaler Straße in einen Unfall verwickelt zu werden. Das ist eine abgebrühte Kalkulation eines Passanten des illegalen Wegs am Dienstag, die aber schwerlich kaum zu beweisen ist.

Juristische Gründe

TBL-Chef Wolfgang Herwig ist selbst nicht glücklich mit der Sperrung, sagt aber, dass er sie aus juristischen Gründen immer wieder neu aufrichten müsse: „Die Verkehrsgefährdung ist uns nun mal bekannt, auch wenn man sie nicht sehen kann.“

Das tatsächliche Risiko der Passage über den Deich könne auch er nicht einschätzen: „Das ist wahrscheinlich sehr begrenzt, aber manche haben auch einen Sechser im Lotto.“ Ihm drohten aber Schadensersatzprozesse und sogar strafrechtliche Folgen. Er ist also persönlich betroffen, das hätten ihm Juristen aus dem Rechtsamt und vom Gemeindeversicherungsverband versichert. Die Findlinge habe man beim Grünflächenamt besorgt. Bisher hätten die TBL „alles in allem“ einen fünfstelligen Betrag aufgewendet, sagt Herwig, von sechsstellig sei man noch weit entfernt.

Robin Hood

Zettel, die Bürger an den Zaun gehängt haben, zeigen, dass sich der „Wegpate“ durch seinen nächtlichen wiederholten Einsatz mit seiner Akku-Flex inzwischen einen Robin-Hood-Status bei den Schlebuschern erarbeitet hat.

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Mutig ist er: Herwig hat bereits am 9. Mai Anzeige erstattet. Einen Termin für den beschlossenen Totholz-Schnitt steht bisher nicht, weil die TBL dafür noch keine Informationen über Auflagen der Umweltbehörden haben. Erst müsse sichergestellt sein, dass dort keine Vögel mehr brüten. Herwig: „Wir stehen unter strengster Aufsicht. Wir können nicht einfach so einen Hubsteiger auf den Deich stellen und in die Baumkronen gucken, dann sind doch direkt ein paar Bürger da und wollen Genehmigungen sehen.“