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Zwischen Himmel und ErdeIn Rhein-Berg planen viele Kirchengemeinden Solardächer

Lesezeit 4 Minuten
Eine Solaranlage auf einem Kirchendach.

Die Solaranlage auf der Herz-Jesu-Kirche in Schildgen war ein Pilotversuch.

Rund 30 Anfragen aus dem Kreisgebiet liegen dem Erzbistum vor. Auch St. Johann Baptist Refrath und St. Walburga Overath planen mit der Sonne.

Wenn auch der Stern über Bethlehem in der Weihnachtszeit die beherrschende Rolle spielt, so setzt die katholische Kirche im Alltag doch eher auf die Sonne am Firmament. Mit dem Programm „Zwischen Himmel und Erde“ hat das Erzbistum Köln vor einiger Zeit eine Offensive für Solarenergie auf den Dächern kirchlicher Gebäude gestartet.

Vor Kurzem wurde mit der Photovoltaikanlage auf dem Dach des Erzbischöflichen Hauses in Köln die 51. PV-Anlage des Erzbistums in Betrieb genommen. Das soll aber nur der Anfang sein: in den nächsten sechs Jahren sollen rund 1.200 Photovoltaikanlagen auf Gebäudedächern des Erzbistums Köln montiert werden. Damit, so Dr. Christian Weingarten, Umweltbeauftragter des Bistums, wolle die Kirche das Klima schützen und die Schöpfung bewahren“. Und am Wende auch wirtschaftlich handeln.

Auch in Rhein-Berg schauen Kirchenvorstände auf ihre Dächer

„Derzeit sind 51 Anlagen in Betrieb und 13 im Bau. Unser Team betreut außerdem über 130 Anlagen in der Planungsphase und bearbeitet über 80 Anfragen“, so Weingarten. Darunter auch Projekte in Rhein-Berg. Damit ist das Potenzial für klimafreundliche Stromerzeugung auf den vielen Dächer, über die das Bistum mit all ihren Kirchen, Verwaltungsgebäuden, Pfarrzentren, Schulen und Kitas verfügt, noch lange nicht ausgeschöpft: Bislang hat das Erzbistum Köln nach eigenen Angaben bislang nur zwei Prozent erschlossen.

Auch in Rhein-Berg schauen viele Kirchenvorstände mittlerweile interessiert auf ihre Dächer. Im Kreisgebiet seien derzeit knapp 30 PV-Anlagen in Planung, Tendenz steigend, so Weingarten. Da das Erzbistum über einen „sehr komplexen Gebäudebestand“ verfüge, der sich in Alter, Nutzung und Denkmalwert stark unterscheide, müsse stets individuell geschaut werden.

Am unkompliziertesten sind Solaranlagen auf Kindergärten

Am unkompliziertesten sei der Bau von PV-Anlagen auf Kindergärten. Die verfügten meist über ein Flachdach und verbrauchten den selbsterzeugten Strom dann tagsüber während der Öffnungszeiten. Pfarrzentren würden häufig eher abends genutzt, was einen Zwischenspeicher nötig mache. Einen noch geringeren Stromverbrauch hätten Kirchen, so Weingarten.

Gleichzeitig stelle sich hier auch häufig die Frage des Denkmalschutzes. Von den insgesamt 4500 kirchlichen Gebäuden im Bistum seien knapp 1200 gut für PV-Anlagen geeignet, circa 300 davon stünden unter Denkmalschutz. Dass der kein Ausschlusskriterium sein muss, habe die PV-Anlage auf der Herz-Jesu-Kirche in Schildgen gezeigt, erklärt Weingarten. Der Bau des Architekten Gottfried Böhm steht schon länger unter Denkmalschutz und erhielt 2023 dennoch eine moderne Solaranlage aufs Dach.

Die denkmalgeschützte Kirche in Schildgen war ein Pilotprojekt

„Herz-Jesu war ein Pilotprojekt, um zu sehen: Wie funktioniert Photovoltaik auf Kirchen?“, so der Umweltexperte. In Schildgen habe sich gezeigt, dass sich die umweltschonende Energieerzeugung gut mit dem Denkmalschutz vertrage. Die Module seien wegen des Flachdachs nur aus der Vogelperspektive zu sehen. Aber selbst für Schrägdächer existierten mittlerweile ästhetische Lösungen, etwa in Dachziegel integrierte Module. „Man muss die Angst nehmen, dass das ein Gegeneinander ist“, sagt Weingarten.

Dennoch gebe es auch Grenzen. Eine so alte Kirche wie etwa St. Antonius Abbas in Herkenrath, die mit ihren romanischen Bauteilen aus dem 12. Jahrhundert ein Methusalem unter den bergischen Gotteshäusern ist, schließe sich von vorneherein aus. Aber ein Kardinal-Schule-Haus in Bensberg verfüge über Nebengebäude, die sich unter Umständen eigneten und bei der Jugendbildungsstätte in Altenberg könne man über Solardächer für Parkplätze nachdenken, meint Weingarten.

Die Gemeinde in Refrath will Solarstrom für Kita und Pfarrzentrum

Auch die Gemeinde St. Johann Baptist in Refrath möchte künftig Solarstrom erzeugen. Im Blick hat sie ihre Kita und das Gemeindezentrum. „Beide verfügen über Flachdächer, da sind die Anlagen einfach zu installieren“, sagt Egon Plattner, Mitglied des Bauausschusses. Die Kita habe einen hohen Stromverbrauch und könne die Energie selbst nutzen, das eher abends genutzte Gemeindezentrum könnte über einen Batteriespeicher von der Sonnenenergie des Tages profitieren.

Ein Handwerker montiert ein Solarmodul.

Photovoltaikmodule sind schon auf vielen Gebäuden installiert. Auch das Erzbistum Köln nutzt seine Dächer.

Derzeit sei man bei der statischen Prüfung und hoffe 2025 auf die Umsetzung. Dabei könne man das Know-How des Bistums nutzen, eine Art Firmen-Pool erleichtere die praktische Umsetzung. Für die Anlage auf dem Kita-Dach müsse die Gemeinde 70.000 Euro aufbringen, eine Ausgabe, die sich in 17 Jahren amortisieren soll.

Die Solaranlagen müssen aus Eigenmitteln finanziert werden

„Das muss aus Eigenmitteln der Gemeinde finanziert werden“, so Plattner. Das Bistum übernehme das nicht. Der Kirche Johann Baptist will man aber nicht aufs Dach steigen: „Wir haben gerade erst das Dach saniert“, so Plattner. „Das rechnet sich nicht.“

Auch in Overath plant man. Auf das Pfarrzentrum Walburgahaus und die benachbarte Kita sollen zwei getrennte PV-Anlagen, im Sommer 2025 sollen die alten Heizungen gegen Wärmepumpen getauscht werden. Dann könnte man später die PV-Anlagen mit den Wärmepumpen koppeln, meint Karl Sülz aus dem Ortsausschuss der Gemeinde. Er beschäftigt sich schon seit rund 20 Jahren mit dem Thema Energie. „Wir müssen etwas tun, um den Globus zu erhalten“, erklärt er seine Motivation.

Die ortsbildprägende und unter Denkmalschutz stehende Kirche St. Walburga ist nicht in die Planung einbezogen, obwohl sich das flache Dach des Anbaus durchaus eignen könnte. Doch könne man dies nicht nur unter funktionalen Gesichtspunkten sehen, weiß Sülz. „Da hängen viele Emotionen dran.“