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Hobbyfunker in LeverkusenSie sind immer empfangsbereit

Lesezeit 3 Minuten

Roland Hartmann sucht in der Funkstube Schlangenhecke Kontakt zu Gleichgesinnten.

Leverkusen – Ulrich Biermanski startet einen Funkruf. Zunächst ist es noch still in der Leitung. „Die wissen jetzt alle, dass die Presse da ist und kommen nicht raus“, erklärt er. Vorführeffekt. Doch dann: Ein kleines Rauschen. Und jemand antwortet mit einem Zahlen- und Buchstabencode. Es ist Norbert aus Langenfeld-Stadtmitte, der im Ortskanal zu erreichen war. Ein kurzes Gespräch in Zimmerlautstärke, Freude über den hergestellten Kontakt. Man wünscht sich noch einen schönen Abend.

Technik, Werkzeug, Ersatzteile und andere Vorräte: Martin Hollweg findet in der Funkstube Schlangenhecke reichhaltige Vorräte.

In den Räumlichkeiten des Ortsverbandes G11 des Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) in Leverkusen ist es in den letzten Monaten sehr ruhig geworden. Normalerweise finden hier Workshops und Seminare zur Ausbildung von Hobbyfunkern statt – doch nun, während der Pandemie, darf nur noch eine stark begrenzte Anzahl von Personen in die Räume in Küppersteg. Viele der aktiven Mitglieder gehören zudem altersbedingt zur Risikogruppe.

Virenfreies Funken

Das Funken hat dennoch einen ganz entscheidenden Vorteil: „Es ist komplett virenfrei“, sagt Biermanski lächelnd. „Man erwischt nur vielleicht den Hochfrequenzvirus. Der kann zwar gefahrenlos weitergegeben werden – den wird man aber nie wieder los.“ Wovon der Amateurfunker spricht, das ist die Leidenschaft für das jahrzehntelang gepflegte Hobby.

Technik, die engagierte Funkamateure ins Schwärmen bringt.

Der Ortsverein G11 existiert nunmehr seit 70 Jahren und ist einer der größten in der Umgebung. Mehr als 200 Funkstationen, die von Freizeitfunkern betrieben werden, existieren im Raum Leverkusen. 129 davon sind im Ortsverband G11 organisiert, zirka 40 bis 50 dieser Mitglieder sind aktiv.

Tägliche Gesprächsrunden

„Täglich kann man so auf den festgelegten Frequenzen Gesprächsrunden lauschen“, erzählt Biermanski. „Es ist schön, trotzdem Kontakt zu haben, auch wenn man alleine Zuhause ist.“ Traditionell ist die weltweite Sprache zur Verständigung Englisch, außer natürlich man funkt nur im eigenen Land.

Eine Morsetaste in klassischer Form gehört natürlich auch zur Ausstattung des Vereins.

Die Hobbyfunker sind sich einig, dass man den Zusammenbruch des Internets oder des Stromnetzes nicht beschwören will. „Doch wenn es passiert, sind wir da und kooperieren mit dem Katastrophenschutz und der Feuerwehr“, erklärt Ulrich Biermanski. „Wir können den Funkverkehr aufrechterhalten und sind dann mit einem Wagen unterwegs.“

Funkkontakt zur ISS

Jeder Funker hat ein eigenes Rufzeichen, das wie ein Name zur Erkennung dient. Beim Ortsverein ist es DLØIL/p, eine Kennung, die bei jedem Funkspruch von hier durchgegeben wird. Ulrich Biermanski trägt das Zeichen DL7UB. Auch Martin Hollweg (DL1LEV) ist von der Funkerleidenschaft gepackt. Stolz erzählt er von Verbindungen mit der Internationalen Raumstation ISS. „Vier Mal haben wir in den letzten Jahren mit den Astronauten gesprochen, davon zwei Mal mit unserem Alexander Gerst.“ Dies geschah in Zusammenarbeit mit Schulen, die Kinder durften Fragen stellen. „Aber man hat nur zirka zwölf Minuten Zeit, bis die ISS vorbeigeflogen ist!“

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Wenn ein Kontakt erfolgreich hergestellt ist, füllen beide Gesprächspartner eine sogenannte QSL-Karte aus. Die Abkürzung „QSL“ stammt aus der Morsetelegrafie und bedeutet: „Ich gebe Empfangsbestätigung“. Wie persönliche Postkarten sind diese Karten mit Bild designt und enthalten Adressen und Rufzeichen des Erreichten. Sie werden mit der Post versandt. An einem Dienstagabend im Dezember konnten sich die aktiven Mitglieder auf dem Parkplatz des Technischen Hilfswerks ihre erhaltenen QSL-Karten abholen.

Pflicht zur Verschwiegenheit

Über einen ganzen Stapel von Karten darf sich auch Roland Hartmann (DK4RV) freuen. „Es ist wirklich ein spannendes Hobby“, bekennt der Leverkusener. „Wenn man Geheimnisse oder Politisches hört, ist man jedoch zur Verschwiegenheit verpflichtet.“ Um mit dem Funken zu beginnen, werden Anfänger zu-nächst mit den Regeln vertraut gemacht. Martin Hollweg gibt in Leverkusen Schulungen, bei denen man mit einer staatlichen Prüfung eine Amateurfunklizenz erwerben kann.

Die Kurse starten neu im Januar, sowohl für Einsteiger (E-Level) als auch für Fortgeschrittene (A-Level) – natürlich hygiene-gerecht per Videokonferenz. Weitere Informationen dazu im Internet.

www.funklizenz.de