Bei der ESA-Ministerratskonferenz treffen sich Regierungsvertreter der 22 Mitgliedsstaaten. Jetzt wird Köln als Gastgeber für die nächste Konferenz 2025 ins Spiel gebracht.
ESA-MinisterratskonferenzKommt Europa nach Köln?
Alle drei Jahre treffen sich die 22 Mitgliedsstaaten der European Space Agency (ESA), um über die Zukunft der europäischen Raumfahrt zu sprechen. Das nächste dieser ESA-Ministerratstreffen wird 2025 in Deutschland sein. Und welche Stadt würde sich da besser eignen als Köln?
Keine, meint zumindest Reinhard Houben, Kölner Bundestagsabgeordneter und wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion: Das „Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat hier einen riesigen Standort und ist ein großer Arbeitgeber in der Region.“ Von seiner Idee konnte er Ministerpräsident Hendrik Wüst überzeugen. Der schrieb einen Brief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, um Werbung für Köln als Gastgeber zu machen.
Zu dem Brief will die NRW-Staatskanzlei zwar nichts weiter sagen („Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu privaten Briefen des Ministerpräsidenten“), aber die Stoßrichtung der Initiative ist offensichtlich: Köln und damit Nordrhein-Westfalen als Standort der Raumfahrt ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Da mag es eine Rolle spielen, dass Baden-Württemberg soeben eine neue Luft- und Raumfahrtstrategie gestartet hat.
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In Sachen Weltall hat Köln tatsächlich Einiges zu bieten: Die ESA selbst zum Beispiel hat einen ihrer beiden Deutschlandstandorte in Köln; der zweite ist in Darmstadt. In Köln betreibt sie seit 1990 das Europäische Astronautenzentrum (EAC) für die Ausbildung von ESA-Astronauten. Matthias Maurer wurde in Porz ebenso auf seinen Einsatz auf der ISS vorbereitet wie vor ihm Alexander Gerst.
Das Personal am Astronautenzentrum kommt vom DLR und der französischen Weltraumagentur CNES. Das DLR ist das Forschungszentrum der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt. Es hat insgesamt 30 Standorte in Deutschland, aber der vierköpfige Vorstand sitzt in Köln.
Einer dieser Köpfe gehört Dr. Walther Pelzer, dem Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. Die ist in Bonn angesiedelt und für die Planung und Umsetzung der deutschen Raumfahraktivitäten zuständig. Pelzer war bei der vergangenen ESA-Ministerratskonferenz im November 2022 an der Seite von Bundeswirtschaftsminister Habeck in Paris. Dort tagten Regierungsvertreter aus 22 Mitgliedsstaaten der Europäischen Weltraumorganisation und sprachen über das, was der europäischen Raumfahrt wichtig ist – und wer’s bezahlt. Deutschland ist mit vier Milliarden Euro der größte Beitragszahler der ESA.
Das Geld ist zum Beispiel für die Ariane 6, die Ende 2023 als neuer europäischer Träger Nutzlasten ins All bringen soll. Oder für das neue Programm „Climate-Space“ für satellitenbasierte Klimaforschung. Das DLR listet in einem Bericht über die Ministerratskonferenz detailliert auf, wofür sich Deutschland finanziell engagiert. Demnach spielt es auch eine große Rolle beim Erdbeobachtungsprogramm Copernicus, dessen Daten für Klimaschutz und Katastrophenvorsorge genutzt werden. Außerdem wurden Weichen für die Satellitenkommunikation und Weltraumsicherheit gestellt.
Deutschland hat von Frankreich den Vorsitz im ESA-Rat übernommen. Deshalb findet die nächste Konferenz dieses höchsten politischen Entscheidungsgremiums der europäischen Raumfahrt in Deutschland statt. Wo genau, wird im Bundeswirtschaftsministerium entschieden. Reinhard Houben hofft auf Köln. Das wäre nicht nur für die Gäste aus ganz Europa interessant – sondern auch für die Stadt: „Köln sollte sich der Welt als wichtiger Standort für die Raumfahrt präsentieren.“ Und auch so mancher Kölner würde noch Neues erfahren: „Viele wissen gar nicht, was für ein Pfund wir hier haben.“
Oberbürgermeisterin Henriette Reker steht der Idee positiv gegenüber. Auf Anfrage der Rundschau sagt sie: „Köln ist mit dem Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt ein wichtiger Standort für die Weltraumforschung, im hier ansässigen European Astronaut Center bereitet die Europäische Weltraumorganisation ESA Raumfahrer und Raumfahrerinnen auf ihre Missionen im All vor und die Forschungsinstitutionen und Hochschulen in unserer Stadt leisten wissenschaftlich basierte Unterstützung auch für die Luft- und Raumfahrt. Köln ist daher ein hervorragend geeigneter Ort für ein Treffen von Fachleuten der europäischen Raumfahrt und würde sich freuen, Gastgeberin des nächsten ESA-Ministerratstreffens zu sein.“