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Kölner Mondbasis noch 2022 fertig„Vergleichbare Anlage existiert weltweit noch nicht“

Lesezeit 3 Minuten

Visualisierung: Mondambiente im Inneren der Luna-Halle.

Köln – Trainieren für die nächste Mondmission, unter realen Bedingungen, aber auf der Erde: Für Astronauten wird das demnächst in Köln Realität.

Noch in diesem Jahr entsteht auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Trainingsanlage Luna. Das Land NRW verspricht sich viel von dem Projekt.

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hat dem DLR bei einem Besuch Fördermittel von bis zu 25 Millionen Euro zugesichert. „Luna ist mit Sicherheit das spannendste Projekt, das wir hier in Nordrhein-Westfalen in den nächsten Jahren fördern dürfen“, sagte Pinkwart bei seinem Besuch. „Eine vergleichbare Anlage existiert weltweit noch nicht.“

700 Quadratmeter groß und neun Meter hoch soll die Halle werden, deren Bau die Europäische Weltraumorganisation (ESA) in diesem Jahr beginnt. Luna ist ein Gemeinschaftsprojekt – die ESA finanziert den Bau der Halle, das DLR übernimmt die technische Ausstattung. In die Technik und in das an die Trainingshalle angeschlossene Mondtechnologiezentrum fließen die Fördermittel vom Land.

Mondbasis: Astronaut Alexander Gerst unterstützt Kölner Projekt

Zu den Unterstützern des Projekts gehört auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst. Für ihn ist der Mond ein Sehnsuchtsort, ein neuer Kontinent, den es zu erobern gilt. „Es geht bei Luna nicht nur darum, dass wir Astronauten gut trainiert sind. Es geht darum, dass wir als Europäer einen Beitrag leisten“, sagt Gerst. Nachhaltig auf dem Mond zu forschen, das sei in Zukunft wichtig. „Und nicht nur eine Flagge in den Boden zu rammen, wie wir das in den 60er und 70er Jahren gemacht haben.“

Befürworten eine Mondmission: Astronaut Gerst und Wirtschaftsminister Pinkwart.

Eine weitere bemannte Mondmission gehört für Gerst zu den drängendsten Aufgaben der Raumfahrt. „Der Mond ist nur eine Tagesreise entfernt und wir wissen so wenig über ihn“, sagt Gerst. Dabei könne er helfen, die Erde besser zu verstehen. Er könne ein Sprungbrett zum Mars sein.

In Köln entsteht eine detailgetreu nachmodellierte Mondlandschaft

Mit der durch das Land NRW finanzierten Technik sollen die Bedingungen auf dem Erdtrabanten in der Luna-Halle deshalb möglichst genau simuliert und erforscht werden. Meterhohe Mondsprünge sind dadurch auch in Köln möglich: In der Halle hängen die Astronauten an Seilen, die eine geringe Schwerkraft imitieren und das Gewicht der Astronauten auf ein Sechstel reduzieren.

Der Boden der geplanten Anlage soll aus künstlichen Kratern und Regolith bestehen – eine feine Sandschicht, die auch die Oberfläche des Mondes bedeckt. Die detailgetreu nachmodellierte Mondlandschaft dient aber nicht nur als Trainingszentrum für Astronauten. Hier wird auch Technologie getestet, die im All und auf der Erde benutzt werden kann – ein System aus Solaranlagen und Wasserstoffspeichern etwa.

In der Zentrifuge wird Schwerelosigkeit simuliert.

„Luna schließt die Lücke zwischen Feld und Labor“, sagt die DLR-Projektverantwortliche Petra Mittler. Das mache das Projekt auch für Forschung und Wirtschaft interessant: Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus der Region können in der künstlichen Mondlandschaft experimentieren, Werkstoffe erproben und Systeme zur Energieversorgung testen.

Wirtschaftsminister Pinkwart hofft auf Schub für Forschungsstandort NRW

Pinkwart und das DLR erhoffen sich davon einen Schub für den Forschungsstandort NRW – laut Pinkwart ist das Land ohnehin schon eines der „Powerhouses der Forschung“ in Europa. Für Mittler ist klar: Das Projekt wird ein wichtiger Meilenstein – zumindest für die Vorbereitung weiterer Mondmissionen. „Langfristig wollen wir erreichen, dass die Astronauten bei uns in Köln optimal auf ihre Aufgaben vorbereitet werden.“

Ende des Jahres soll Luna fertiggestellt werden. Bis zur ersten bemannten Mondmission seit 1972 ist es trotzdem ein weiter Weg. Frühestens 2025 starten die ersten europäischen Astronauten Richtung Mond. Ziel ist zunächst aber nur dessen Umlaufbahn. Die ersten Mondsprünge machen Astronauten laut DLR erst 2030. Irgendwann aber könnten sie dauerhaft dort bleiben: ESA und NASA planen den Bau einer Mondbasis.