Industriemuseum„Nacht der Schmiedefeuer“ weckt Erinnerung an die harte Arbeit am Ofen
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Leverkusen – Emil Geiß hebt den etwa ein Kilo schweren Hammer und schlägt mehrfach auf das glühende Stück Metall Amboss vor sich ein. Die Funken sprühen geradezu. Hinter ihm brennt die Schmiede und erleuchtet den Hinterhof des Industriemuseums Freudenthaler Sensenhammer an diesem Freitagabend. Etwa 1500 Grad ist das Feuer heiß, das das Metall erweichen lässt.
Geiß macht seit etwa einem Jahr eine Ausbildung zum Schmied bei der Kölner Dombauhütte. Seit er zwei Jahre alt ist, verbringt er regelmäßig Zeit in dem Museum. Denn schon sein Vater und sein Großvater arbeiteten als Schmiede und engagierten sich in dem Museum, in dem sich alles um die Herstellung von Sicheln und Sensen dreht. „Ich kenne wohl jeden Winkel hier. Auch Wege, die man lieber nicht gehen sollte“, erzählt er und lacht.
Das Erfolgserlebnis
Geiß legt den künftigen Schürhaken zurück ins Feuer, damit er ihn weiterbearbeiten kann. Nach seinem Abitur war für Geiß klar, erst eine Ausbildung zu machen und dann zu studieren. Ein paar Praktika später wusste er, dass auch er Schmied – oder Metallbauer, wie es heute heißt – werden möchte. „Mir gefällt die Idee, sich die 1500 Grad zunutze zu machen, um mit so einem harten Material zu arbeiten und etwas völlig neues zu formen“, sagt er. Besonders schwer sei es für ihn zu Beginn seiner Ausbildung, präzise zu sein. Umso größer ist das Erfolgserlebnis, wenn alles glatt geht: „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl.“
In der Nacht der Schmiedefeuer können Besucher an verschiedenen Orten im Bergischen Land den Schmieden am Amboss über die Schulter schauen. Im Industriemuseum Freudenthaler Sensenhammer zeigen die ehrenamtlichen Mitarbeiter zudem ihren Gästen, wie noch vor gar nicht allzu langer Zeit in der historischen Schmiedehalle Sensen hergestellt wurden. Bis ins Jahr 1778 lassen sich die Wurzeln des Industriebetriebs zurückverfolgen. In den 1830er Jahren übernahmen Heinrich Peter und Franz Carl Kuhlmann den durch Wasserkraft betriebenen Reckhammer und begannen Sensen arbeitsteilig herzustellen. Mehr als 30 Arbeitsschritte sind notwendig, um aus einem kleinem Stück Stahl eine Sense zu formen.
Das ist dem Museumsleiter Jürgen Bandsom zufolge nicht gerade leicht. Auch er hat sich bereits in der hohen Kunst des Freiformschmiedens versucht. Seine Aufgabe war es quasi, das Stück Stahl lang und breit zu schmieden. „Das könnte ich jetzt aber gar nicht mehr. Da gehört eine Menge Übung dazu“, sagt er.
Ziel des Fördervereins Sensenhammer sei es laut Bandsom, den Menschen, die jahrhundertelang in dem Industriebetrieb gearbeitet hatten, ein Denkmal zu setzen. „Wir wollen zeigen, wie hart sie hier früher gearbeitet haben“, sagt er.
Das scheint gelungen zu sein. Den Leverkusenern Stefan Schneider und Ursula Christ jedenfalls hat die Führung gefallen. Obwohl sie schon mehrmals das Museum erkundet hatten, stattete das Ehepaar ihm am Freitagabend erneut einen Besuch ab. „Es ist immer wieder gut zu sehen, was man aus einem kleinen Stahlstück alles erschaffen kann“, findet Schneider. Christ stimmt zu. Es sei beeindruckend, wie die Menschen früher gearbeitet haben. „Da waren ja ganze Finger bedroht“, sagt sie.
Wer bei der Schmiedenacht Lust darauf bekommen hat, selbst einmal den Hammer in die Hand zu nehmen, kann das beim Familiennachmittag am Sonntag, 15. September, ab 11 Uhr tun.