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FlashmobMit vielen farbigen Ballons gegen Rechts

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Ein bunter Start, dem weitere Aktionen folgen sollen. In Alkenrath mochten nicht alle Beteiligten ihre Ballons fliegen lassen.

Leverkusen – Irritierte Gesichter, leuchtende Kinderaugen und Unstimmigkeiten bei den Veranstaltern. Geplant war ein Flashmob – ein scheinbar spontan organisierter Auflauf von Menschen, bei dem die Teilnehmer Aufmerksamkeit durch ungewöhnliches Handeln auf sich lenken.

Am Samstagnachmittag spazierten etliche farbige Ballons mit der Aufschrift „Lev ist bunt“ über den Marktplatz in Alkenrath. Einen kurzen Moment später ließen die Beteiligten der Aktion die Ballons in den Himmel steigen. Im nächsten Augenblick war das Geschehen auch schon wieder vorbei. Nachdem die Anwesenden ihre Blicke wieder auf den Kirmesplatz richteten fiel auf, dass einige der Aktivisten ihre Ballons noch in der Hand hielten.

Geflasht und gemobbt

Hinter dem Flashmob steckte das Bündnis „Lev ist bunt“. Diesem losen Zusammenschluss haben sich Mitglieder und Vertreter mehrere Leverkusener Parteien und Gewerkschaften sowie der Caritas, der Arbeiterwohlfahrt, des Flüchtlingsrates und der Initiativen „Stop TTIP“ und „513 Nazifrei“ angeschlossen. Gemeinsam wollen sie gegen rechtsextreme Bestrebungen und für eine demokratische Grundordnung auftreten.

Bei ihren angestrebten Zielen sind sich die Mitglieder alle einig, doch in Sachen Umsetzung gab es einige Unstimmigkeiten. „Wir verteilen die Ballons lieber an Kinder, anstatt sie steigen zu lassen“, erklärte Christoph Kühl, Mitglied der Grünen. Für die Vorsitzende der Leverkusener SPD, Aylin Doğan, diente der Auflauf als öffentlicher Startschuss. „Das war erst der Anfang“, versicherte Doğan. Denn auch nach der Europawahl wolle man weiterhin Aufklärungsarbeit leisten.

Diskussionen geplant

„Für die Zukunft sind Diskussionsveranstaltungen geplant, bei denen unter anderem rechte Parteien thematisiert werden sollen“, kündigte Sebastian Wäldl, Mitglied im Leverkusener Flüchtlingsrat, an. Laut Fabian Hantke, Mitglied der Grünen, wählte das Bündnis den Veranstaltungsort aus einem ganz bestimmten Grund. „In Alkenrath generieren die rechtspopulistischen Parteien erschreckend viele Stimmen und der Ausländeranteil in diesem Stadtteil wächst stetig“, so Hantke.

Den Aktivisten ist bewusst, dass es leichter wäre in einem „Wohlfühl-Stadtteil“ ihr Vorhaben kundzugeben, doch man wolle aus seiner eigenen Komfortzone ausbrechen, um auch die Kritiker umzustimmen. Im Gemeindehaus in Schlebusch versucht Peter Röhrig, seinen Beitrag zur Aufklärung in Form von Deutschunterricht für Flüchtlinge zu leisten. „Wir sollten respektvoll miteinander umgehen, egal, ob wir Geflüchtete oder Einheimische sind“, so Röhrig, Gründer der Initiative „Stop TTIP“.

Vor allem die Mitglieder der SPD waren an diesem Nachmittag in der Überzahl, weshalb der Vorschlag ihrer Parteivorsitzenden, die Luftballons steigen zu lassen, von der Mehrheit befolgt wurde. „Die Ballons fliegen an einen unbestimmten Ort und der Finder kann mit der einzelnen Message »Lev ist bunt« wenig anfangen“, so Christoph Kühl. Also entschieden sich die Grünen, die Ballons zu verteilen, um auf direktem Wege mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.