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Fazit, der satirische WochenrückblickLieber Hirnschmalz als Herzblut

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Das Wertstoffzentrum in der Fixheide für die Bürger samstags öffnen? Unmöglich, da müsste dann ja jemand arbeiten. 

Leverkusen – „Wenn die Fahnen wehen, steckt der Verstand in der Trompete.“ So lautet ein ukrainisches Sprichwort, das sich auch gut auf deutschen Wahlkampf übertragen lässt. Und weil im September 2020 Kommunalwahlen sind, flattern die Fahnen in unserer Stadt schon mächtig. Und tröten allenthalben die Trompeten.

Samstags nie

Diese Woche im Finanzausschuss. Da schwingt sich SPD-Ratsfrau Iris Springer zur Kämpferin für Arbeitnehmerrechte schlechthin auf. Dass Mitarbeiter des städtischen Entsorgungsunternehmens Avea zusätzlich samstags arbeiten sollten, um als Bürgerservice die Öffnungszeiten des Wertstoffhofes auszuweiten? „Bei dem Gedanken blutet mir das sozialdemokratische Herz.“ Deshalb geht eine aufrechte Sozialdemokratin auch samstags nicht einkaufen, nicht in Gaststätten oder zu Kulturveranstaltungen, bleibt daheim, sieht nicht fern und wird nicht krank. Und liefert natürlich keinen Abfall ab.

Bekenntnisse abgelegt

Oder die Populisten der Rechtsextremen und der Bürgerliste, die sich einig sind: Geschwindigkeitskontrollen auf Straßen dienen nicht der Sicherheit im Verkehr, sondern nur einer fiesen Abzocke. Da wollen Opladener Lokalpatrioten einen Radweg im Wald asphaltieren, um eine Verkehrswende einzuläuten. Konservative wollen keinen Baumschutz, weil das eine Bevormundung der Bürger wäre und überhaupt die CDU den Klimaschutz schon erfunden habe, bevor Greta Thunberg gezeugt war.

Schließlich will die FDP es mit dem Brandschutz in einem alten Schulgebäude lieber nicht so genau nehmen, weil die Eltern in Schlebusch ja schon einmal demonstriert haben und der Altbau irgendwie erhalten werden muss. Die Grünen wollen erst einmal Parkplätze weghaben, damit Autofahrer Sehnsucht nach Linienbussen bekommen. Und alle, alle wollen neue Wohnungen bauen, sich aber vor dem nächsten Herbst nicht mehr festlegen, wo, weil die unmittelbaren Nachbarn das vielleicht gerade nicht so gut fänden.

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Es gibt da noch viele Steigerungsmöglichkeiten in den nächsten zehn Monaten. Und je mehr der Wahlkampf ins postfaktische Zeitalter abzurutschen droht, umso mehr muss man sich klar machen, dass neben Herzblut auch schon mal Hirnschmalz erfrischend wäre.