- Die Zukunft einer 100 000 Quadratmeter großen Fläche an der Zülpicher Römerallee ist unklar.
- Galeria Karstadt Kaufhof hat eine Frist für den Baubeginn verstreichen lassen.
- Investoren und die Stadt suchen nach einer schnellen Lösung.
Zülpich – Der Traum vom 40 000 Quadratmeter großen E-Commerce-Lager von Galeria Karstadt Kaufhof im Zülpicher Gewerbegebiet dürfte ausgeträumt sein. Die im Kaufvertrag festgesetzte Frist von Ende Juni, in der mit dem Bau des Logistikzentrums hätte begonnen werden müssen, ist verstrichen.
In der Zülpicher Ratssitzung am 9. Juli haben Vertreter von Galeria Karstadt Kaufhof Politik und Verwaltung über den aktuellen Status zur Entwicklung des erworbenen, 100 000 Quadratmeter großen Grundstücks informiert. Zur Hängepartie war das im Mai 2017 beschlossene Großprojekt nach der Fusion der Galeria Kaufhof GmbH und dem Karstadt-Konzern geworden.
Die Unternehmenskommunikation von Karstadt hatte im März 2019 mitgeteilt, dass wegen der fusionsbedingten Prüfung kein Baubeginn zum 30. Juni erfolgen könne.
Am Donnerstag teilte die Stadt Zülpich in einer mit Galeria Karstadt Kaufhof abgestimmten Presseerklärung mit, dass die Stadt Zülpich zurzeit nicht davon ausgehe, dass Galeria Karstadt Kaufhof in naher Zukunft die im Kauf- und Ansiedlungsvertrag vereinbarte Errichtung eines zentralen E-Commerce-Lagers realisieren werde. Theoretisch hätte die Stadt damit den Verkauf der Fläche rückgängig machen können, um sie anderweitig zu vermarkten. Das tut sie aber nicht.
Fiege
Die Firma Fiege ist im Bereich „Real Estate Development“ als Dienstleiter für Dritte tätig bei der Planung und dem Bau von Logistikimmobilien – auch ohne die Logistikimmobilie am Ende für den Kunden zu betreiben.
Fiege Real Estate übernimmt Projektentwicklungen, baut schlüsselfertig, plant und berät Kunden. Sie tritt für Investoren als Generalunternehmer oder Generalübernehmer auf.
Aktuell entwickelt Fiege Real Estate etwa auf einem 12,5 Hektar großen Grundstück das Mega Center Emmerich, auf dem insgesamt 64 000 Quadratmeter Logistikfläche entstehen. Auf dem Grevener AirportPark FMO unterstützt die Firma als Projektkoordinator die Firma Beresa beim Bau eines Admininistrations- und Logistikzentrums, auf dem jährlich bis zu 20 000 Neu- und Gebrauchtfahrzeuge zentral aufbereitet und vermarktet werden sollen.
Gemeinsam mit dem Logistikpartner Fiege Logistik werde seit einigen Wochen intensiv daran gearbeitet, für den Standort Zülpich ein adäquates, zukunftsfähiges und attraktives Ansiedlungsvorhaben zu entwickeln, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung. Nachfragen, um was es dabei geht, mochte der Zülpicher Beigeordnete Ottmar Voigt mit Hinweis auf die mit den Unternehmen vereinbarte Vertraulichkeit nicht beantworten.
Die hierzu laufenden Gespräche und Verhandlungen benötigten jedoch noch etwas Zeit. Der Stadtrat habe daher in der Sitzung am 9. Juli beschlossen, die von der Stadt im Vertrag gesetzte Frist für den Baubeginn „geringfügig“ zu verschieben.Konkrete Angaben über das den Unternehmen zugebilligte Zeitfenster machte der Zülpicher Beigeordnete indessen nicht.
Schweigen über die Zukunftspläne an der Römerallee
Auch Julian Mester, der Pressesprecher der Fiege Logistik Stiftung & Co. KG, gab am Donnerstag keine Auskunft über das alternative Ansiedlungsvorhaben. Die Bauabteilung der Firma Fiege sei als Berater für Galeria Karstadt Kaufhof tätig und daher auch in guten Gesprächen mit der Stadt Zülpich. Gemäß ihrer Rolle als Berater und Planer sei sie bestrebt, eine gute Lösung für alle Seiten zu finden. Mester: „Sobald ein Projekt konkret angegangen wird, werden wir informieren.“Wie die Stadt in ihrer Pressemitteilung erklärt, würden die parallel laufenden Bemühungen der Stadt, auch in dieser Phase im Gewerbegebiet weitere Ansiedlungsvorhaben zu realisieren, nicht beeinträchtigt, da im Gewerbegebiet „An der Römerallee“ noch größere zusammenhängende Flächen vorgehalten würden.
Geplant war ein 70-Millionen-Euro-Projekt
Das 70-Millionen-Euro-Projekt eines E-Commerce-Lagers fürs Online-Geschäft hätte Zülpich und der Region vor allem Arbeitsplätze beschert. Etwa 300 Beschäftigte waren nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts vorgesehen, weitere 700 bis 1000 Arbeitsplätze waren für die nächste Ausbaustufe avisiert.
Auch als klar wurde, dass Galeria Karstadt Kaufhof nach der Fusion erst einmal andere Probleme zu lösen haben würde, hatten die Zülpicher die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es doch noch zum Bau des Lagers in ihrem Gewerbegebiet kommen könne.
Vor allem die Nachricht, dass das Kaufhof-Logistikzentrum in Frechen bis spätestens Ende 2020 geschlossen werden soll, hatte diese Hoffnung in der Römerstadt weiterhin genährt.
Tatsächlich besitzt die Stadt dort noch eine 160 000 Quadratmeter große, erschlossene Fläche, die sie unter anderem über die landeseigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft NRW.Invest GmbH vermarktet, die sich auch um Investoren für die LEP-Industriefläche im Bereich Euskirchen und Weilerswist (früher „Prime Site Rhine Region“) bemüht.Priorität, so versicherte Ottmar Voigt, habe es, das Gewerbegebiet, in dem sich bisher mehr als 100 Firmen angesiedelt haben, weiter mit Leben zu füllen und Arbeitsplätze zu schaffen.