Auch ohne Tollitäten war der Kursaal in Gemünd gut besucht. Der Ehrenpräsident Frank Michalski präsentierte ein besonderes, altes Kostüm.
Ohne TollitätenBei der Sessionseröffnung der KG Rot-Weiß Gemünd waren rund 300 Jecke
Was so ein richtiger Karnevalist ist, für den geht in der fünften Jahreszeit das Trömmelchen, ob mit Tollität oder ohne. Denn auch in Zeiten des närrischen Fachkräftemangels, der immer wieder dafür sorgt, dass Zepter, Dreschflegel und Spiegel im wohlgehüteten Vereinsfundus bleiben, ist irgendwann einmal Rosenmontag, da beißt die berühmte Maus keinen Karnevalsorden ab.
Sessionseröffnung der KG Rot-Weiß Gemünd hatte rund 300 Besucher
Wie in Gemünd, wo seit Jahren gezeigt wird, wie man stilvoll eine Session eröffnet, in der es keinen Prinzen, kein Paar und erst recht kein Dreigestirn zu proklamieren gibt. Und die Gemünder Jecken feiern trotzdem mit: Rund 300 Besucher tummelten sich im Gemünder Kursaal, als die Rot-Weißen zur Sessionseröffnung riefen.
Liebevoll geplant und choreographiert geht es zu, wenn die Gemünder Karnevalisten ihre Veranstaltungen im Kursaal abhalten. Durch den Abend führten, wie in den vergangenen Jahren nicht anders gewohnt, der Sitzungspräsident René Gerhards und der Vorsitzende des Vereins, Andreas Mertens. Sie gaben bei der Veranstaltung das Motto bekannt, mit dem die Rot-Weißen durch die Session ziehen wollen: „Künstlich is et Lääve nie, drum och KG und net KI“
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Deproklamation weckte Emotionen
Natürlich fehlt der emotionale Höhepunkt für das Herz des eingefleischten Jecken, wenn es eben keine Proklamation gibt, doch das hat in der Eifel noch niemanden gestört. Auch mit einer Deproklamation des scheidenden Dreigestirns können Emotionen geweckt werden.
Prinz Carlos I. (Emunds), Bauer Timo I. (Keßler) und Jungfrau Barbara I. (Emunds) hatten ihre Session nach Kräften genutzt und auch noch am Vorabend einen Abstecher auf die Proklamation nach Sieberath gemacht. Umso mehr Wehmut kam auf, als sie Abschied von ihren karnevalistischen Titeln nahmen und ein letztes Mal ihr Sessionslied erklang.
Solomariechen Marlene Leyendecker eröffnete den Abend
Anschließend zeigten die verschiedenen Kräfte von Rot-Weiß Gemünd, was sie zu bieten haben. Solomariechen Marlene Leyendecker eröffnete mit ihrem Tanz den Abend. Den traditionellen Tanz zu Ehren der Tollitäten übernahm die Funkengarde, die für die krankheitsbedingt stark dezimierten Roten Funken einsprang.
Sarah Laux, seit Jahren als Solomariechen für die Gemünder auf der Bühne aktiv, zeigte ebenfalls ihr Können, und auch das Synchrontanzpaar Maria Laux und Diana Henniger begeisterte das Publikum.
Männerballett „Schlawinchen“tanzten als acht Angela Merkels
Die achtfache Merkel gab das Männerballett „Schlawinchen“. Mit pastellfarbenem Blazer, Perücke in der unverkennbaren Udo-Walz-Frisur und vor dem Bauch festgenagelter Raute brachten sie den Saal in Stimmung.
Zu einer Dance-Version des Liedes „Du hast den Farbfilm vergessen“, das Nina Hagen noch in DDR-Zeiten gesungen hatte, zeigten sie ihre Show. „Wie lang habt ihr eigentlich gebraucht, damit bei Euch die Raute die ganze Zeit sitzt?“, wollte Gerhards von den Tänzern wissen. „Drei Wochen“ verriet „Labbes“ Thorben Michalski.
Ein Uraltkostüm hatte der Gemünder Ehrenpräsident Frank Michalski für den Abend hervorgekramt. „Damit habe ich 1992 eine Büttenrede gehalten“, sagte er. Er hatte sich für seine Lieder auch die tollitätenlose Zeit und die Möglichkeiten, sie gepflegt zu überleben, als Thema genommen und zwang erfolgreich das Publikum zum Mitsingen.
Doch auch Gäste hatten sich die Gemünder für ihre Sessionseröffnung eingeladen: Die Showtanztruppe „Fusion“ aus Keldenich zeigte ihr neuestes, akrobatisches Programm.