Nettersheim-Buir – Es war eine unangenehme Überraschung für so manchen Auto- oder Motorradfahrer, der am Samstag das sonnige Wetter genoss. Gerade hatte er die Serpentinen der L194 bei Holzmülheim so richtig elegant genommen, auf den Geraden noch ein wenig mit dem Gaspedal gespielt – da sah er wenig später vor sich den Polizisten mit der Anhaltekelle. Und schon war es vorbei mit der unbeschwerten Ausfahrt.
Etwa für den Fahrer aus Bergisch Gladbach, den es mit seinem neuen AMG-Cabrio zur Jungfernfahrt in die Eifel führte. Mit seinen 116 Stundenkilometern erreichte er das, was die Polizisten vor Ort als „Tagessieg“ bezeichneten: Bei satten 66 km/h lag die Überschreitung in einer Tempo-50-Zone. 440 Euro Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und zwei Monate Fahrverbot sieht der aktuelle Bußgeldkatalog dafür vor.
Es geht um Prävention
Doch dieser spöttische Begriff vom Tagessieg hat für die Beamten des Verkehrsdienstes einen bitteren Beigeschmack. „Egal, ob wir Tagessieger oder Jahressieger bei den Geschwindigkeitsüberschreitungen ermitteln, die hatten mindestens das Doppelte von dem, was erlaubt ist“, sagte Anke Weber von der Verkehrsunfallprävention. „Uns geht es um die Verkehrssicherheit“, betont Polizeirat Wolfgang Eifinger, Leiter der Direktion Verkehr. „Eines muss klar sein: Es geht uns nicht darum, Tagestouristen abzukassieren, sondern um die Prävention. Überhöhte Geschwindigkeit ist weiter die häufigste Unfallursache“, ergänzte Polizeisprecher Franz Küpper.
Bei den Kontrollen in der Eifel am Samstag wurde ein Motorradfahrer erwischt, der mit 115 km/h in einer Tempo-50-Zone fuhr. Insgesamt waren laut Polizei während der Kontrollen 322 Verkehrsteilnehmer zu schnell unterwegs: 232 Auto- und 90 Motorradfahrer. Neun Fahrer müssen nun mit einem Fahrverbot rechnen.
An drei Kontrollstellen waren die Beamten am Samstag aktiv: Neben dem Kontrollposten in Holzmülheim waren sie auch in Holzheim an der L165 und in Bad Münstereifel-Scheuren an der Wasserscheide vertreten. Mit ihren Kollegen in Bonn, Düren, Aachen und Rheinland-Pfalz fanden die Kontrollen im Rahmen des Linksrheinischen Qualitätszirkels statt.
Im vergangenen Jahr verunglückten laut Polizei allein im Kreis Euskirchen 72 Motorradfahrer: Drei kamen bei Unfällen ums Leben, 34 wurden schwer und 28 leicht verletzt. Im ersten Quartal dieses Jahres kam bereits ein Motorradfahrer ums Leben, drei erlitten bei Unfällen im Kreis schwere, fünf leichte Verletzungen. (sev)
Nicht nur die Schwerpunktkontrollen werden durchgeführt, so Eifinger, man setze auch eigene Termine an: „Wir arbeiten sehr flexibel und setzen eigene Schwerpunkte, etwa die wie Kontrollen am ,Carfreitag’.“ So wurden unter anderem auch Stellen, auf die Bürger mit ihren Beschwerden hingewiesen hatten, mit Polizeimotorrädern bestreift. In den Blick genommen wurden dabei die L165 in der Höhenlage von Bad Münstereifel, die B265 am Hollerather Berg, die B 266 in Vogelsang sowie die L167 in Blankenheim.
Maschinen an Ort und Stelle stillgelegt
Bei den Kontrollen wird nicht nur auf die Geschwindigkeit geachtet. Auch die Lärmentwicklung und technische Veränderungen gerade bei Motorrädern hatten die Polizisten im Blick. Polizist Robert Schmitz und Kfz-Meister Christoph Weber sind mittlerweile ein eingespieltes Team. 97 Dezibel ermittelten sie am Samstag bei einem Motorradfahrer mit Dachauer Kennzeichen, eines mehr als erlaubt, so dass die Betriebserlaubnis des Fahrzeuges erloschen war. Insgesamt wurden vier Geräuschmessungen vorgenommen, wobei zwei Maschinen an Ort und Stelle stillgelegt und abgeschleppt wurden. Es gebe viele Beschwerden über Motorradlärm, sagte Schmitz, der mit Weber den db-Eater ausbaute und auf technische Manipulationen untersuchte. „Es ist befriedigend, dass man nun einen Pack-An hat“, stellte er fest.
Zum ersten Mal waren Anke Weber und Julia Braun von der Verkehrsunfallprävention am Kontrollpunkt mit von der Partie. Während die Führerscheine überprüft wurden, nahmen sie die Fahrer, die mehr als 50 km/h zu schnell waren, ins Gebet. „Sie reden dann gerne und sind empfänglich für unsere Hinweise“, so Weber, die nicht nur Ratschläge, sondern auch Materialien zur Verkehrssicherheit verteilte.
In den Gesprächen gehe es nicht nur um die Verlängerung des Bremswegs bei höherer Geschwindigkeit, berichtete sie, sondern auch um die Kinder, die Frau, das Fahrzeug: „Ein Fahrer hat nun das Problem, dass er für das begleitete Fahren seiner Tochter, die den Führerschein macht, als Begleiter eingetragen werden soll – was aber nicht geht, wenn er den Führerschein abgeben muss.“
Zum ersten Mal besuchte Landrat Markus Ramers als Leiter der Polizei im Kreis die Kontrollstellen. „Es ist spannend für mich“, sagte er. Die mehrere Polizeibehörden umfassende Aktion sei „top vorbereitet“, viele Rädchen greifen ineinander. Im Sinne der Verkehrssicherheit seien solche Kontrollen wichtig. Die Polizei schaue nicht nur zu, sondern sei auch aktiv unterwegs.
Das allerdings nicht zur Begeisterung aller. So ließ ein Autofahrer, als er nach der Begleichung des Knöllchens weiterfahren durfte, die Seitenscheibe herunter und rief Ramers zu: „Sie kriegen meine Stimme beim nächsten Mal nicht mehr!“ Der nahm es sportlich-humorvoll: „Einer weniger – dafür habe ich eben bei einer Frau in Scheuren eine Stimme gewonnen.“