Nettersheim-Marmagen – Zivilfahnder der Euskirchener Polizei haben am Freitagmorgen vier Männer auf frischer Tat bei dem Versuch ertappt, einen Bankautomaten in der Filiale der VR-Bank Nordeifel an der Kölner Straße in Marmagen zu sprengen. Einen der mutmaßlichen Täter konnten die Polizisten direkt am Tatort festnehmen. Ein zweiter wurde kurz darauf in Marmagen von einer zur Verstärkung hinzugerufenen Streifenwagenbesatzung aus Schleiden festgenommen.
Den ganzen Morgen über machte die Polizei Jagd auf zwei weitere Männer, denen zunächst die Flucht gelungen war. Einer der beiden konnte gegen 9.30 Uhr auf der L 22 zwischen Steinfeld und Krekel festgenommen werden. Den vierten Mann vermuteten die Beamten im Bereich Wahlen. Die Suche nach ihm wurde aber am späten Nachmittag eingestellt.
Die Zivilstreife, die gegen 4 Uhr in Marmagen unterwegs war, hatte eigentlich einen ganz anderen Auftrag. Derzeit hat die Polizei verstärkt ein Auge auf das Impfzentrum in der einstigen Eifelhöhen-Klinik. Als die Beamten um 4.16 Uhr das Gebäude der VR-Bank passierten, sahen sie drei Männer, die damit beschäftigt waren, Leitungen aus dem Vorraum der Bank, in dem sich der Geldautomat befindet, nach draußen zu legen. Sie hatten offenbar vor, den Automaten mittels einer Gasexplosion zu sprengen.
Hubschrauber eingesetzt
Als sie die Polizisten bemerkten, ergriffen sie die Flucht. Wie Polizeisprecher Lothar Willems auf Anfrage der Redaktion bestätigte, gaben die Beamten daraufhin Warnschüsse ab. Dadurch sei es gelungen, einen der Männer noch vor der Bank zu überwältigen und festzunehmen. Der zweite wurde wenig später von den Schleidener Streifenbeamten in unmittelbarer Nähe gestellt. Bei diesen Männern handelt es sich laut Polizei um einen 31-Jährigen und einen 23-Jährigen aus Nordafrika.
Über Twitter und Radio informierte die Polizei unmittelbar nach der Festnahme über die versuchte Sprengung, die Festnahme und die Suche nach weiteren Tätern. Über Radio hörte auch ein Mitarbeiter des Kaller Ordnungsamts von den Ereignissen in Marmagen. Als er gegen 9. 30 Uhr im Rahmen einer Dienstfahrt mit einem Feuerwehrfahrzeug auf der L 22 zwischen Krekel und Steinfeld unterwegs war, fiel ihm ein Mann auf, dessen Kleidung auffallend dreckverschmiert war. Das, so sagte der Mann der Redaktion, sei ihm „spanisch vorgekommen“.
Auf der Rückfahrt von Steinfeld habe er den Mann in Höhe Krähenpütz erneut gesehen. Der habe bewusst sein Gesicht abgewendet, als das Feuerwehrfahrzeug vorbeigefahren sei. Der Ordnungsamts-Bedienstete schlussfolgerte, dass es sich um einen der Gesuchten handeln könne und informierte die Polizei. Sofort machte sich einen Streifenwagenbesatzung auf den Weg und nahm den Tatverdächtigen, einen 21-Jährigen aus den Niederlanden, wenige Minuten später fest.
Fahrzeug sichergestellt
Von Beginn an, so Polizeisprecher Lothar Willems, habe man vermutet, dass ein vierter Mann als Fahrer beteiligt gewesen sein könnte. Die Polizei habe in Marmagen das Fahrzeug der mutmaßlichen Täter sicherstellenstellen können. Dabei handele es sich um einen hochmotorisierten Audi mit niederländischem Kennzeichen. Doch von dem Fahrer fehlte jede Spur.
Audi-Bande
Zur Sprengung von Bankautomaten ist es seit 2013 auch im Kreis Euskirchen immer wieder gekommen. Bis Februar 2016 machten sich unbekannte Täter gleich viermal über den Automaten der Kaller Postbank her.
Nach einem vergeblichen Versuch in 2013 wurde ein Jahr später ein Automat der VR-Bank-Filiale in Dahlem aus der Wand gesprengt. In Euskirchen waren Kriminelle 2015 vergeblich und 2016 erfolgreich am Winkelpfad aktiv. In Bad Münstereifel wurde 2016 der Automat der Kreissparkasse aufgebrochen. In Kommern versuchten Täter 2017 viermal, sich Zugang zum Volksbank-Automaten am Fachmarkt-Zentrum zu verschaffen. In Firmenich sprengten Täter 2017 einen Geldautomaten an der Zikkurat in die Luft.
Die Tatsache, dass im aktuellen Fall in Marmagen ein hochmotorisierter Audi sichergestellt wurde, legt den Schluss nahe, dass es sich um Mitglieder der niederländischen „Audi-Bande“ handeln könnte. Der werden überall im Land Sprengungen von Geldautomaten zur Last gelegt. Kennzeichen der Bande ist, dass sie PS-starke Audi-Fahrzeuge für ihre Coups einsetzen. (ch)
Weiterhin informierte die Polizei über Twitter und die Medien die Öffentlichkeit. So kam es, dass am Mittag ein Postbote in Wahlen einen verdächtigen Mann beobachtete, auf den die Beschreibung passte. Auch er informierte die Polizei. Die konzentrierte ihre Fahndung daraufhin auf den Ort und die nähere Umgebung. Bei der Suche mit zahlreichen Kräften und einer Vielzahl von Einsatzfahrzeugen wurde bis zum späten Nachmittag auch ein Hubschrauber eingesetzt.
Über Twitter warnte die Polizei die Bevölkerung und riet, Türen und Fenster geschlossen zu halten sowie verdächtige Beobachtungen zu melden.
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Bereits gegen Mittag war der Bereich vor dem Geldautomaten in der VR-Bank-Filiale wieder für den Publikumsverkehr zugänglich. Bis dahin mussten sich die Kunden, die Kontoauszüge holen wollten, gedulden. Der Geldautomat selbst war zugehängt und außer Funktion.
Die Nachricht, dass versucht worden war, einen Bankautomaten zu sprengen, verbreitete sich in Marmagen wie ein Lauffeuer. Doch vom eigentlichen Geschehen am Morgen hatten selbst die direkten Anwohner wenig mitbekommen. Aufmerksam geworden waren sie erst, als die Pistolenschüsse gefallen waren.