AboAbonnieren

Patienten kritisieren GeschäftsführungMitarbeiter der Eifelhöhen-Klinik streiken

Lesezeit 5 Minuten

In der Auseinandersetzung um einen Haustarifvertrag haben am Montag 81 Mitarbeiter ihre Arbeit niedergelegt.

Nettersheim-Marmagen – Verhärtete Fronten – das dürfte der Ausdruck sein, der den Stand der Tarifverhandlungen an der Eifelhöhen-Klinik am besten beschreibt. Nach der fünften Verhandlungsrunde haben der Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi zu einem fünftägigen Warnstreik an der Marmagener Rehaklinik aufgerufen. Am Montagmorgen traten die Arbeitnehmer in den Ausstand. Bis Freitag wollen sie streiken, nur zu Christi Himmelfahrt am Donnerstag soll der Streik ausgesetzt werden.

Etwa 100 Meter vor dem Klinikgebäude trafen sich die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter, um sich in die Streiklisten einzutragen. 81, so teilte Gewerkschaftssekretär Arno Appelhoff mit, seien es gewesen, die sich in den Ausstand begeben hätten. Für diesen Dienstag ist eine Streikversammlung in der Gaststätte Kranz vorgesehen. Dann solle beraten werden, wie es weitergeht.

Den Notdienstplan der Reha-Klinik studierten die Patientinnen Michaela Sand, Heidi Bürkle und Hildegard Woll auf dem Handy.

Schwierige Situation für Patienten

Denn wie eine Lösung aussehen könnte, ist bislang noch unbekannt (siehe „Die Positionen“). Ein Entgegenkommen ist derzeit auf keiner der beiden Verhandlungsseiten zu sehen. Die Gewerkschaft hat nach eigenen Angaben Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Doch bei der Klinikleitung wird das ein wenig anders gesehen. Verdi habe gesagt, man könne sich melden, wenn man etwas wolle – so stellt es der Geschäftsführer der Eifelhöhen-Klinik, Detlef Hambücker, dar. „Verhandlungsbereitschaft sieht anders aus“, hält er dagegen.

Den Patienten beschert die Auseinandersetzung um einen neuen Haustarifvertrag eine schwierige Situation. Manche sind in den letzten Tagen ihres Aufenthalts in der Reha-Einrichtung vom Streik überrascht worden, andere wiederum waren auf der Anreise, als die Nachricht vom Streik veröffentlicht wurde.

Die Positionen

Bislang unvereinbar stehen sich die Forderungen der Gewerkschaft Verdi und das Angebot der Arbeitgeber gegenüber. Während die Gewerkschaft eine zehnprozentige Gehaltserhöhung fordert, bietet die Eifelhöhen-Klinik eine Erhöhung von 2,8 Prozent an.

Dieses Angebot bezeichnen die Gewerkschaftler jedoch als „Provokation“. Daher sei am Freitag zum Warnstreik aufgerufen worden. Das nun vorgelegte Angebot sei noch niedriger als andere, die vorher im Gespräch gewesen seien. „Wir hatten den Eindruck, dass die Konzernspitze den Geschäftsführer zurückgepfiffen hat“, so Arno Appellhoff, Verhandlungsführer von Verdi.

Dem widerspricht Detlef Hambücker, Geschäftsführer der Eifelhöhen-Klinik, jedoch energisch. „Es sind verschiedene Modelle und vor allem auch verschiedene Laufzeiten im Gespräch gewesen“, berichtet er. Am Ende habe der Eindruck bestanden, dass für Verdi eine kürzere Laufzeit des Vertrags akzeptabel sei. „Da haben wir dann natürlich auch anders gerechnet“, so Hambücker.

Für die Gewerkschaften ist das ausschlaggebende Argument für ihre Forderung nach einer zehnprozentigen Gehaltserhöhung der Unterschied der Gehaltszahlungen zu den Kliniken in der Umgebung. „Die Lohnschere darf nicht zu groß werden, ansonsten finden wir keine Mitarbeiter mehr“, so Birgit Wöstemeyer, Mitglied der Verhandlungskommission. Da stünden teilweise 300 Euro weniger auf dem Gehaltszettel. Das sei schon ein Argument.

Für Detlef Hambücker, Geschäftsführer der Eifelhöhen-Klinik, ist der Vergleich allerdings nicht stichhaltig. „Wir sind eine Reha-Klinik. Die anderen sind Akut-Kliniken, die eine völlig andere Refinanzierung haben“, erläuterte er. Deshalb würden andere Beträge bezahlt. „Die Forderung ist nicht finanzierbar“, sagte Hambücker. Es müsse auch die Gelegenheit gegeben werden, in den Standort zu investieren. (sev)

Notdienst und Küche weiter in Betrieb

„Wir haben der Geschäftsführung einen Notdienst angeboten“, so Appelhoff. Dieser sei allerdings abgelehnt worden. „Wesentliche Positionen unseres Hauses wurden davon nicht abgebildet“, sagt Hambücker.

Laut Gewerkschaft betreffe dies Patientenannahme und Küche. „Nach unserer Auffassung umfasst ein Notdienst nur Bereiche, in denen Menschen zu Schaden kommen können“, erläutert Appelhoff. Dies sei etwa die Pflege. Die Patienten dürften nicht alleingelassen werden. Obwohl das Angebot der Gewerkschaft von den Arbeitgebern nicht akzeptiert worden sei, werde es trotzdem durchgeführt, betonte Appelhoff. Komplett lahmgelegt war auch die Küche nicht. Ein eingeschränktes Angebot wurde serviert. Zur Mittagszeit durchzog am Montag etwa der Duft nach Hähnchenschenkeln das Foyer. Geschlossen war dagegen der Kaffeebetrieb. Es werde vom Haus kostenlos Kaffee und Gebäck als Kompensation für die Unannehmlichkeiten angeboten, berichteten Patienten.

Als Zeichen der Solidarität mit den Streikenden haben einige Patienten weiße Handtücher aus ihren Fenstern gehängt.

Kinofilm statt Therapie

Erstaunt war Gertrud Madimotis. Obwohl mitgeteilt worden war, dass keine Anwendungen stattfinden, sei ihr Therapeut für sie dagewesen. Die Forderung der Mitarbeiter nach einer Gehaltserhöhung halte sie für richtig.

Das könnte Sie auch interessieren:

Richtig sauer waren dagegen andere Patienten wie Michaela Sand und Hildegard Woll. „Wir sind am Freitag aufgenommen worden, ohne dass wir darüber informiert wurden, dass ein Streik ist“, sagt Sand. Nichts finde statt. Anstelle der Therapien sei als Alternativprogramm ein Kinofilm angeboten worden. „Wir haben mit unserem Rentenversicherungsträger telefoniert: Wir reisen ab“, so Woll.

Der Betrieb

Rund 300 Mitarbeiter hat die Eifelhöhen-Klinik, von denen laut Betriebsrats-Vorsitzendem Mike Milz rund 50 Prozent gewerkschaftlich organisiert sind. „Viele der Mitarbeiter sind allerdings in Urlaub oder haben frei“, so Milz.

Der Klinik-Betrieb wird derzeit vor allem von nicht organisierten Beschäftigten aufrechterhalten, die ungeachtet des Streiks ihrer Arbeit nachgehen. In der Pflege könne es vorkommen, dass gewerkschaftlich Organisierte mitarbeiten, um die Versorgung sicherzustellen. „Die Pfleger sprechen sich ab, so dass die Stationen ausreichend besetzt sind“, so Milz. (sev)

Kritik nicht an Streikenden, sondern an Geschäftsführung

Dass die Angebote der Klinik durch den Streik eingeschränkt sind, erfreut die Patienten naturgemäß nicht. Wirklich alleine gelassen, so berichtet ein Angehöriger, werde man zuweilen von den Rentenversicherern, bei denen man es beim Versuch einer telefonischen Kontaktaufnahme nur mit Automaten zu tun habe. Kritik an den Streikenden selbst war unter den Patienten jedoch nicht zu hören. Die Kritik bezog sich vielmehr auf die Geschäftsführung.

„Wir haben am Freitag noch die Kostenträger von dem Streik informiert“, erklärt Hambücker. Der Leiter der Patientenverwaltung sei angewiesen worden, die Patienten zu kontaktieren, ob sie trotzdem kommen wollen. „Wir bieten eine Kompensation an“, sagt er.