Nettersheim-Marmagen – Seit Mitte November – nachdem die zwei Wochen zuvor aufgrund von Hygienemängeln ergangene vorläufige Schließungsverfügung aufgehoben wurde – werden in der Eifelhöhen-Klinik wieder Patienten therapiert. Der Betrieb hat sich nach Angaben der Klinik inzwischen „weitestgehend normalisiert“: 77 Patienten werden aktuell in Marmagen stationär, elf teilstationär betreut. Doch von Ruhe kann in der Eifelhöhen-Klinik nicht wirklich die Rede sein. Zum einen dauert die Suche nach einem Investor weiterhin an. Zum anderen ist das Anfang November beantragte Insolvenzverfahren nun offiziell eröffnet.
Das Insolvenzverfahren
Trotz derzeit hinreichender Liquidität, jedoch wegen des Wegfalls einer positiven Fortführungsprognose, so hieß es in der Mitteilung der Aktiengesellschaft Anfang November, sei der Insolvenzantrag gestellt worden. Das war wenige Tage nach der Schließungsverfügung.
Eröffnet wurde das Verfahren vor dem Amtsgericht Aachen nun wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Zur Höhe der Verbindlichkeiten machte Insolvenzverwalter Dr. Mark Boddenberg keine Angaben. Bis Ende Februar können potenzielle Gläubiger ihre Forderungen anmelden, die dann bewertet werden. Erst danach könne etwas über die Höhe der Forderungen gesagt werden. Ebenso äußerte sich Boddenberg nicht zu einem möglichen Verlauf des Verfahrens – an Spekulationen beteilige er sich nicht.
Das könnte Sie auch interessieren:
Auf den laufenden Klinikbetrieb hat die Eröffnung des Insolvenzverfahrens nach Angaben Boddenbergs zunächst keinen Einfluss. Behandlungen, Therapien und pflegerische Leistungen finden weiterhin statt. Jedoch geht laut Boddenberg mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens die Handlungs- und Weisungsbefugnis ausschließlich auf den Insolvenzverwalter über. Dieser könne sich etwa von langfristigen Verträgen mit einer verkürzten Kündigungsfrist von drei Monaten trennen.
Der Verkauf
Weiterhin läuft die Suche nach einem Investor, der die Einrichtung im Rahmen einer sogenannten übertragenden Sanierung fortführt, bei der die Schulden nicht übernommen werden, sondern nur die Vermögenswerte. Ziel ist der Verkauf der Marmagener Klinik und damit deren Herauslösung aus dem Konzern der Eifelhöhen-Klinik AG.
Das Schwimmbad
Noch nicht wieder geöffnet ist der Schwimmbadbereich der Klinik. Nach Angaben des Insolvenzverwalters Dr. Mark Boddenberg ist auch noch nicht absehbar, wann dies der Fall ist. Der Kreis hatte die Schließung angeordnet: Der Bereich ist als „gesundheitlich bedenklich“ eingestuft, da laut Kreis der nachträglich aufgebrachte Boden nicht „desinfizierend gereinigt werden kann“.
Tests wurden im Dezember durchgeführt. Die mikrobiologischen Untersuchungen haben laut Boddenberg ergeben, dass die Wasserqualität grundsätzlich in Ordnung ist.
Schadhaft und daher hygienisch bedenklich seien jedoch der Barfußbereich um das Becken und in den Duschen. Daher könne das Bad nicht geöffnet werden. Es sind Sanierungen nötig. Die können derzeit nicht in Angriff genommen werden. Boddenberg: „Wegen der Eigentumsverhältnisse zum Gebäude kann diese Frage erst nach Beendigung des Investorenprozesses geklärt werden.“ (rha)
Auch auf die Gespräche mit potenziellen Käufern habe die Eröffnung des Insolvenzverfahrens keine Auswirkungen. Da jedoch mit allen an diesem Investorenprozess beteiligten Parteien Vertraulichkeit vereinbart worden sei, könne er, so Boddenberg, dazu weder Namen noch Details preisgeben. Dies könnte sich aber möglicherweise in absehbarer Zeit ändern. Boddenberg: „Wir rechnen damit, dass sich gegebenenfalls noch im Januar eine Entscheidung abzeichnen wird.“
Die Mitarbeiter
234 Mitarbeiter sind aktuell laut Boddenberg in der Klinik beschäftigt. Diese verteilen sich auf insgesamt 174 Vollzeitstellen. Deren Gehälter werden laut Insolvenzverwalter weiterhin gezahlt.
Von Oktober bis Dezember – inklusive des Weihnachtsgelds – wurde die Belegschaft durch die Arbeitsagentur bezahlt, und zwar in Form des Insolvenzgelds, wie der Betriebsratsvorsitzende Mike Milz berichtet. Doch damit sei es nun vorbei: Das Januar-Gehalt müsse die Klinik wieder zahlen. Auf rund 700 000 Euro bezifferte er die monatlichen Gehaltskosten insgesamt. Es sei auch „noch Geld auf dem Konto“, sagte Milz. Doch wie lange das reiche, hänge beispielsweise auch davon ab, ob und wie die Pacht für das Gebäude in Höhe von 1,3 Millionen Euro pro Jahr an den Konzern abgeführt werden müsse.
Die Aussichten
Ob und wie der Betrieb der Klinik dauerhaft gesichert werden kann, steht noch nicht fest. Boddenberg: „In einem laufenden Insolvenzverfahren gibt es keine Sicherheit, und leider müssen alle Beteiligten mit dieser Ungewissheit leben, da die Suche nach einem Investor noch läuft.“ Erst danach lasse sich die Frage beantworten.
Alles hängt also davon ab, ob ein Investor gefunden wird. „Wenn nicht, ist dies das Ende“, sagt Milz. Er selbst sei in diesem Punkt aktuell eher skeptisch. Doch das spiegele auch das Auf und Ab der Stimmung in der gesamten Belegschaft der Klinik wider, das seit Monaten herrsche.