Um seine musikalischen Fähigkeiten auszubauen, hat Romano Giefer Marmagen verlassen. Nun kehrte er als Chordirektor für ein Konzert zurück.
Chordirektor in KevelaerRomano Giefer kehrte für ein Konzert heim nach Marmagen
Gute, alte Bekannte zu treffen, das ist immer ein Vergnügen. Besonders spannend ist es zu erfahren, was die Menschen erlebt haben, die sich von der Eifel aus auf den Weg in die Welt gemacht haben. Wie zum Beispiel Romano Giefer, der aus Marmagen auszog, um seine musikalischen Fähigkeiten auszubauen. Was ihm offensichtlich gelungen ist, denn mittlerweile ist er Kantor und Chordirektor an der Basilika in Kevelaer. In diesem Sommer stattete er seinem Heimatort mit dem Mädchenchor der Basilika einen Besuch ab.
„Ich bin als Dorfjunge großgeworden“, erinnerte sich Giefer an seine Jugendjahre. Klavierunterricht erhielt er von Rudolf Schmidt. „Er war ein Musiker vor dem Herrn, eine Mischung aus Organist, Chorleiter und Karnevalsstar“, beschreibt ihn Giefer respektvoll. Doch mit etwa 15 Jahren habe er einen anderen Lehrer gebraucht und sei schließlich bei Johannes Poth in Aachen fündig geworden.
Romano Giefer studierte historische Tasteninstrumente
Der sei ein geborener Lehrer und gefragter Mann. Bei ihm hatte Giefer auch seinen ersten Kontakt mit einem Cembalo. „Ich habe Geschmack daran gefunden und dann eines bei ihm gekauft“, sagt er. Anschließend studierte er historische Tasteninstrumente und Tonsatz in Freiburg.
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Dass sein Weg ihn nach Kevelaer geführt habe, sei ein Zufall gewesen, sagt Giefer, doch eigentlich hört sich die Geschichte an, als habe ein Plan dahintergesteckt. Ende der 1990er-Jahre habe er nicht gewusst, was er mit seinem Studium anfangen sollte. Bei einer Zugfahrt habe er einen Organisten getroffen, der ihm berichtete, an der Universität in Köln würden Leute gesucht, die Kirchenmusik studieren. „Das habe ich innerhalb von drei Semestern durchgewunken“, so Giefer. Dort habe er Orgel und Chorleitung gelernt, schließlich auch noch Schulmusik drangehängt.
Über die Universität Köln führte der Weg des Marmageners nach Kevelaer
Elf Jahre war er freiberuflich in der Szene der Alten Musik unterwegs, leitete den Hochschulchor an der Universität zu Köln und unterrichtete an den Hochschulen in Freiburg und Köln Tonsatz, Generalbasspraxis und Chorleitung. Bereits im Jahr 2005 gastierte er bei einem Chorkonzert in der Basilika. „Ich war eher unbewusst da und habe auch nicht mehr dran gedacht“, so Giefer. Doch als die Stelle des Chordirektors 2009 in Kevelaer ausgeschrieben wurde, habe er sich nach kurzem Nachdenken beworben.
Eine gute Entscheidung sei das gewesen, wenn auch nicht nur himmelhochjauchzend, wie er zugibt. „Wenn man für die Kirche arbeitet, muss man einen starken Glauben haben“, zitiert Giefer einen alten Pfarrer. Seit 14 Jahren ist er nun an der berühmten Basilika St. Marien als Kantor, Organist und Chorleiter tätig.
Die gesangliche Ausbildung der Kinder ist ihm ein Anliegen
Als er dort angefangen habe, habe der Basilikachor nur noch als Rumpf existiert, erinnert er sich. Eine differenzierte Chorlandschaft mit Jugendchören habe nicht existiert. „Ich habe verlangt, differenziert zu arbeiten, denn das ist nötig, um Leute anzusprechen“, sagt Giefer. Deshalb gründete er 2010 die Chorschule an der Basilika und startete so die bis dahin darniederliegende Kinder- und Jugendarbeit, in der mittlerweile 120 Kinder und Jugendliche sind. „In 14 Jahren ist so eine relativ stabile Säule entstanden“, sagt er.
Die Chorleitung sei sein Hauptbetätigungsfeld. Sieben Chöre sind aktuell an der Kevelaer Basilika aktiv: drei Erwachsenenchöre, darunter der Kirchenchor, ein Kammerchor und ein projektbezogen arbeitender Chor, drei Scholachöre für Jungen in verschiedenen Altersklassen sowie der Mädchenchor, der mit Giefer vor einigen Wochen die Reise nach Marmagen angetreten hatte.
Es sei ein „Nachhausekommen“ gewesen, als der Chor in Marmagen aufgetreten sei, das hätten auch die Mädchen gespürt. 40 Mitglieder umfasse das Ensemble eigentlich, 20 seien mit in die Eifel gereist. Für die sei der Auftritt wichtig gewesen. „Wenn die hier auftreten, erleben sie eine andere Konzentration und Wertschätzung“, so Giefer. Es sei eine andere Nummer, in der Marmagener Pfarrkirche zu singen als in der Basilika mit bis zu 800 Leuten. „Da gehen manche Sachen verloren“, beschreibt er.
Die gesangliche Ausbildung der Kinder sei ihm ein wichtiges Anliegen, betont Geifer. In kleinen Gruppen werde dabei Stimmbildung gelernt. Die Kindersingstimme habe einen hohen Anteil an Kopfstimme. „Das ist der Klang, der ist geprägt von klarer Stimmgebung mit einem hohen Obertonanteil“, erläutert Romano Giefer.