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Ärger über StreetartDer Mechernicher Bürgermeister ist wenig erfreut über Mülleimerkunst

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Der englischsprachige Schriftzug „Be kind“ ist auf einer in verschiedenen Farben besprühten Mülltonne zu lesen. Links steht ein Einsatzfahrzeug der Polizei.

„Be kind“ (Seid nett zueinander) ist auf einem Mülleimer vor der Polizeiwache in Mechernich zu lesen, der von den Gesamtschülern im Rahmen ihrer Kunstaktion besprüht wurde.

Im Rahmen der Projekttage gegen Rassismus hatten Mechernicher Gesamtschüler knapp 30 Mülleimer in der Innenstadt besprüht.

Mausgraues Zinkblech oder bunte Farben und positive Slogans? In Mechernich gab es an der Gesamtschule zum Abschluss der Projekttage gegen Rassismus in der vergangenen Woche Ärger über ein Kunstprojekt: Insgesamt 65 Schülerinnen und Schüler hatten sich zusammen mit drei Lehrkräften dabei Gedanken um die Gestaltung von Mülleimern auf dem Schulgelände und im Innenstadtbereich gemacht.

Ihr Ziel: Statt langweiligem Grau sollten die Zinkblech-Behälter mit bunter Sprühfarbe, Streetart-Motiven im Stil des britischen Künstlers Banksy und positiven Botschaften gegen Rassismus aufgehübscht werden.

„Be kind“ (Seid nett zueinander), „Stop Racism“ (Stoppt Rassismus), „Seperate Trash, not People“ (Trennt den Müll, nicht die Menschen), „Life's good“ (Das Leben ist schön) – so lauten einige der englischsprachigen Slogans, die die Schüler ausgewählt hatten.

Gegen Rassismus: 29 Zinkblechtonnen in Mechernich besprüht

Einige der insgesamt knapp 30 bearbeiteten Mülltonnen tragen auch deutschsprachige Botschaften: „Frieden beginnt im Herzen“ ist auf einer zu lesen, „Deine Freiheit liegt in deiner Hand“ steht auf einer anderen. Darauf ist eine Marionette zu sehen, die die Fäden, an denen sie hängt, mit einer roten Schere durchschneidet. „Es sollten bewusst keine politischen Slogans transportiert werden, sondern positive Botschaften“, erläutert eine der beteiligten Pädagoginnen im Gespräch mit dieser Zeitung.

Ein Mülleimer aus grauem Zinkblech steht vor einer Hecke auf dem Gehweg.

Vorher: So sehen die Mechernicher Mülleimer aus grauem Zinkblech im Original aus. Manchen Bürgern gefällt das besser.

Auf einem Mülleimer aus grauem Zinkblech ist mit einer Schablone die Silhouette eines Engels mit einem Gießkännchen, aus dem sich bunte Farben ergießen, aufgesprüht worden.

Nachher: Für ihre Arbeiten nutzten die Mechernicher Gesamtschüler auch Sprühschablonen, sogenannte Stencils, wie sie auch der britische Streetartkünstler Banksy verwendet.

Trotzdem stießen die künstlerischen Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler nicht überall auf ungeteilte Zustimmung. „Es gab einige negative Kommentare zu der Aktion“, berichtet die Lehrerin weiter. Einige Passanten hätten sogar das Ordnungsamt und die Polizei informiert, weil sie einen Fall von Vandalismus vermuteten, als die Schüler dem Zinkblech mit Farbspraydosen und Sprühschablonen, sogenannten Stencils, zu Leibe rückten.

Auch beim ersten Bürger der Stadt Mechernich, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (CDU), kam die Kunstaktion dem Vernehmen nach nicht besonders gut an. „Ich bin ein großer Freund und Befürworter der Gesamtschule Mechernich“, sagte Schick später im Telefonat mit dieser Redaktion. Auch die Projekttage gegen Rassismus seien eine wichtige Veranstaltung. „Aber über die Kunstaktion als solche kann man durchaus geteilter Meinung sein.“

Bürgermeister Hans-Peter Schick war „not amused“

Das Besprühen der städtischen Mülleimer habe ihm nicht gefallen: „Ich war not amused“, sagte Schick. Die beteiligten Schüler nimmt er aber ausdrücklich in Schutz: „Die haben absolut nichts falsch gemacht. Ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung hat die grundsätzliche Genehmigung erteilt, ich selbst wusste aber nichts davon“, so Schick.

Der Bürgermeister befürchtet, dass die Streetart-Aktion Nachahmer auf den Plan rufen könnte, die mit ihren Graffiti dann zum Beispiel unerlaubt Hauswände oder andere Flächen besprühen könnten. „Mir persönlich hätte es besser gefallen, die Kunstwerke auf einer Wand oder einer Stellwand in der Schule zu zeigen“, so Schick weiter.

Andere Mechernicher unterstützen hingegen die Kunstaktion der Gesamtschüler: Der Stadtmarketingverein Mechernich Aktiv beteiligte sich an den Kosten für die Sprühfarbe und der Betreiber einer Imbissbude lud die Schüler, die in unmittelbarer Nähe zu seinem Lokal einen Mülleimer bearbeitet hatten, zu einer kostenlosen Portion Pommes ein.