Innenstadtkonzept Mechernich: Die Politik startet einen neuen Anlauf, um Geld aus dem Städtebauprogramm des Landes zu bekommen.
InnenstadtkonzeptStadt Mechernich verhandelt mit Investor über Schlüsselgrundstück
Mechernich soll attraktiver werden – dieses Ziel steht hinter dem Integrierten Handlungskonzept (InHK) für die Innenstadt. Bereits seit Jahren befasst sich die Kommunalpolitik mit dem Projekt, das in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz erneut auf der Tagesordnung stand. Weil die Stadt bei der Zuteilung von Städtebaufördermitteln bislang leer ausgegangen ist, soll für das Programmjahr 2025 erneut ein Grundförderantrag gestellt werden.
„Allerdings ist es für die erneute Antragstellung enorm wichtig, ein klares Signal nach Düsseldorf zu senden, dass wir den eingeschlagenen Weg weitergehen wollen“, betonte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick in der Sitzung. Er hoffe daher auf ein „möglichst einstimmiges Votum“ für die Fortschreibung des Projekts.
Voraussetzung für die Umsetzung der Planungen sei allerdings die privatwirtschaftliche Entwicklung des „Schlüsselgrundstücks“, so Schick. Nach dem Abriss des ehemaligen Supermarkt-Gebäudes am Bleibergplatz, in dem heute ein Textil-Discounter eine Filiale betreibt, soll dort ein neues Geschäftshaus mit Tiefgarage entstehen. In diesem August sei endlich ein Investor gefunden worden, der dieses Schlüsselprojekt umsetzen möchte. „Die Verhandlungen laufen“, sagte Schick, der allerdings offenließ, wie weit die Gespräche bereits gediehen sind.
Parkplätze in der Mechernicher Innenstadt sollen neu geordnet werden
Die im bisherigen Konzept vorgesehenen Maßnahmen „Neuer Markt“, „Bleibergplatz“ und „Gartenplatz“ sollen wie geplant als zentraler Baustein des InHK umgesetzt werden. Ziel der städtebaulichen Neuordnung soll die Steigerung der Aufenthaltsqualität sein. „Der sich derzeit als Flickenteppich präsentierende öffentliche Raum sollte zu einer Gestaltungseinheit in Kombination mit einer stärkeren Durchgrünung sowie Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs werden“, heißt es von der Verwaltung.
Dr. Eric Suder vom Fachplanungsbüro MWM aus Aachen und sein Kollege Bernd Niedermeier stellten den Ausschussmitgliedern die aktuellen Planungen vor, die auch die Ergebnisse eines Parkraum- und Mobilitätskonzepts enthalten, mit dem Dr.-Ing. Michael M. Baier vom Büro für Stadt- und Verkehrsplanung, ebenfalls aus Aachen, beauftragt worden war.
Neben „verkehrsmittelspezifischen Maßnahmen“, zum Beispiel dem Umbau der Bahnstraße zur Fahrradstraße, der Freigabe von Einbahnstraßen für Radler und Verbesserungen bei den Fußgängerüberwegen, wird darin auch eine Neuordnung des ruhenden Verkehrs vorgeschlagen, um Platz für mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen. Parkplätze seien reichlich vorhanden, rechnete Baier vor: „Inklusive der P+R-Flächen am Bahnhof gibt es in Mechernich rund 3000 Stellplätze“, so der Experte.
Sanierung des Vereinshauses Im Sande statt Neubau am Oktogon
Langzeitparker sollen künftig durch eine optimierte Parkraumbewirtschaftung aus der Stadtmitte „vertrieben“ werden. Lehrkräfte, die derzeit am Nyonsplatz parken, sollen zum Parkplatz an der Grundschule umgeleitet werden. „Dort kann die Zahl der Stellplätze durch eine geschickte Neueinteilung erhöht werden“, so Baier. Die „Neue Mitte“ soll Kurzzeitparkern vorbehalten bleiben, der Nyonsplatz wird laut Konzept zur Zwei-Stunden-Zone.
Der Verkehr soll in einer Art Einbahn-Ringstraße (Turmhofstraße, Bahnstraße, Weierstraße und Rathergasse) um die „Neue Mitte“ herumgeführt werden, wobei die Möglichkeiten zum Queren durch die Garten- und Dr.-Felix-Gerhardus-Straße eingeschränkt, aber wohl nicht ganz verhindert werden sollen. Zwischen Bahn-, Berg- und Emil-Kreuser-Straße soll zudem eine Verbindung für Fußgänger und Radfahrer geschaffen werden.
Stadt Mechernich hofft auf Landesmittel für das Millionenprojekt
Die Umsetzung einer Begegnungsstätte im Oktogon an der Dreifachturnhalle wurde aus dem InHK gestrichen. Stattdessen wird nun das bestehende Vereinshaus Im Sande in den Blick genommen. Durch eine Neuordnung der Nutzungen und eine umfangreiche Sanierung könne mit verhältnismäßig wenig Aufwand eine große Verbesserung für Bürgerschaft und Vereine erreicht werden, heißt es im Konzept. Die Jugendeinrichtung KOT (Kleine offene Tür) soll derweil an einen neuen Standort umziehen.
Das Gesamtkostenvolumen der neuen InHK-Maßnahmen wurde von den Planern nach Vorgabe der Bezirksregierung deutlich reduziert: Statt bislang knapp 18 Millionen Euro liegen die Kosten nun bei 11,6 Millionen Euro. Das Land würde davon 60 Prozent übernehmen, den Rest müsste die Stadt tragen.
Wie vom Bürgermeister erhofft, fanden die aktualisierten Planungen in allen Fraktionen Zustimmung. „Wir sehen den nächsten Schritten zuversichtlich entgegen“, sagte Heinz Schmitz (UWV). „Wir stimmen dem Konzept zu, wenn auch noch viele Details abzustimmen sind“, äußerte sich Björn Wassong (CDU). Auch die SPD signalisierte Zustimmung: „Das Konzept enthält gute Antworten auf viele offene Fragen, die wir bislang hatten“, so Daniel Decker.
Zweigeteilt trat die Fraktion der Grünen im Ausschuss auf: Während Gerd Altmeier das Ziel der besseren Aufenthaltsqualität als „ganz gut umgesetzt“ ansah, lehnten Dr. Rolf Gerber und Aloysius Volkmer den Entwurf weiterhin ab. Am Dienstag (24. September 2024) befasst sich nun noch der Stadtrat mit dem Konzept.