Neue Wege geht die katholische Kirche in der Stadt Mechernich. Sie macht dabei aus der Not eine Tugend.
Katholische GottesdiensteIn der Stadt Mechernich leiten Laien alternative Osternachtsfeiern
Steigende Austrittszahlen, mangelnder Priesternachwuchs, der Missbrauchskandal – die katholische Kirche steckt nicht erst seit gestern in der Krise. Neue Ideen und Wege sind gefragt. In der Gemeinschaft der Gemeinden St. Barbara in Mechernich ist man vor zwei Jahren aus der Not heraus auf so eine neue Idee gekommen.
Weil wegen der Pandemie keine Weihnachtsgottesdienste stattfinden konnten, habe man überlegt, wie man trotzdem die Weihnachtsbotschaft vermitteln könne, berichtet Gemeindereferentin Doris Keutgen. Statt einer prunkvollen Feier in der Kirche wurde das Weihnachtsevangelium einfach draußen vor der Kirche vorgetragen. Dazu gab es Weihnachtslieder und eine Hoffnungsansprache. Diese kleinen Weihnachtsfeiern fanden zudem an jeder Kirche im Gemeindegebiet statt – auch dort, wo es sonst keine Christmette gegeben hätte. „Und das ist sehr gut angekommen“, erinnert sich Keutgen.
Die neue Form der Gottesdienste wird gut angenommen
Vielen Besuchern gefiel die andere Form. „Es ist deutlich gewesen, dass da auch Menschen hingegangen sind, die nicht in die Messe gegangen wären“, sagt Keutgen. Sie und die anderen Verantwortlichen beschlossen schnell: Diese Form der Verkündigung soll bleiben, auch nach der Pandemie. Und so gibt seitdem an Ostern und an Weihnachten an allen Kirchen der Gemeinde, in denen keine reguläre Messe stattfindet, diese kleinen Gottesdienste.
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Zelebriert werden sie von ausgebildeten Ehrenamtlichen, den Wortgottesfeier-Leitern. Diese leiteten auch unter dem Jahr Wortgottesfeiern, berichtet Keutgen. Während diese sich aber in der Form stark an einer traditionellen Messe orientierten, seien die Feiern an Ostern und Weihnachten bewusst anders gehalten. „Das ist ein Versuch, Menschen zu erreichen, die den Weg in unsere traditionellen Gottesdienste nicht mehr gehen“, so Keutgen.
Lichtfeiern finden vor zahlreichen Mechernicher Kirchen statt
An Ostersamstag wird es daher in diesem Jahr in Roggendorf, Eiserfey, Holzheim, Nöthen und Strempt ab 21 Uhr Lichtfeiern vor den Kirchen geben. Es soll ein Feuer gemacht und gesegnet werden, an dem die Osterkerze entzündet wird. Alle Teilnehmenden erhalten im Anschluss ein Licht. Mit den Lichtern gehe es dann in die Kirche, berichtet Keutgen. Dort werde das Evangelium vorgelesen. Lieder sollen gesungen werden, und der Leiter der Wortgottesfeier wird eine kleine Ansprache halten. Eine Kommunionausteilung findet nicht statt. Die detaillierte Gestaltung der Feiern sei den Leitern überlassen, sagt Keutgen. Da habe man nicht zu viel vorgeben wollen.
Auch die Länge sei nicht festgeschrieben. Die Wortgottesfeiern, die sie in diesem Rahmen schon gehalten habe, hätten etwa eine halbe Stunde gedauert. Der Zeitfaktor sei für viele ein Grund, zu den kleinen Feiern zu kommen. So eine Osterliturgie sei ja schon recht umfangreich, sagt Keutgen und schmunzelt.
Für viele liege der Reiz aber auch darin, dass etwas im eigenen Ort angeboten werde. „In vielen Dörfern ist dieses Dorfgefühl schon noch da“, beschreibt es die Gemeindereferentin. Willkommen zu den Feiern ist aber jeder, nicht nur die Dorfbewohner. Und auch Menschen anderer Konfessionen dürfen gerne mitfeiern.
Es brauche mehr solcher Ideen, sagt Keutgen. Ganz unabhängig vom Priestermangel. „Weil unsere liturgischen Feiern viele nicht mehr erreichen.“ Die Botschaft des Evangeliums sei für einige Menschen aber trotzdem wichtig. Es wäre daher schön, so Keutgen, noch andere alternative Formen der Verkündigung zu finden.
Frauen werden gesucht
Die Wortgottesfeier-Leiter der GdG St. Barbara in Mechernich sind allesamt Männer. Und das, obwohl das Gros der ehrenamtlich Engagierten eigentlich Frauen seien, sagt Gemeindereferentin Doris Keutgen. Sie sei deshalb auch immer auf der Suche nach Frauen, die dieses Ehrenamt übernehmen wollen.
Interessierte müssen eine Art Ausbildung absolvieren. Diese umfasse etwa vier bis fünf Abende und einen ganzen Tag, sagt Keutgen. Dabei würden den Teilnehmenden die Elemente der Liturgie erklärt, und man übe, vor einer Gemeinde zu stehen und Ansprachen zu halten. Zum Abschluss werden die Leiterinnen und Leiter von Wortgottesfeiern durch den Regionaldekan im Namen des Bischofs beauftragt. (jre)