Besucherzahlen sehr gut, Effizienz der Mitarbeiter top, Gestaltung ansprechend und betriebswirtschaftlich hervorragende Ergebnisse. Das Gutachten zur Eifel-Therme lässt sich hervorragend lesen.
Doch es ist nicht alles perfekt.
Vor allem das Thema Personalführung wird immer wieder kritisch diskutiert.
Mechernich – Die Eifel-Therme Zikkurat steht im Vergleich zu anderen kommunalen Thermen deutschlandweit gut da. Das ist die Quintessenz eines Gutachtens der Unternehmensberatung Altenburg, das am Dienstagabend dem Stadtrat vorgestellt wurde. Besucherzahlen sehr gut, Effizienz der Mitarbeiter top, Gestaltung ansprechend und betriebswirtschaftlich hervorragende Ergebnisse – Gutachter Dietmar Altenburg geriet nahezu ins Schwärmen. „Seien Sie stolz, dass Sie in Mechernich nach 15 Jahren mit Ihrer Therme so dastehen“, sagte er zu Beginn seines Vortrags. Jedoch schob er gleich hinterher: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“
Denn Altenburg hatte auch Kritikpunkte anzubringen oder, wie er es nannte, Optimierungsvorschläge. Diese richteten sich vor allem an die „Software“, sagte er. Interne Kommunikation, Löhne, Mitarbeiterräume – hier sei Handlungsbedarf. Wenn Probleme der Belegschaft mit der Betriebsleitung in diesem Maße in die Öffentlichkeit gerieten und zeitweise einige Mitarbeiter den Betrieb bestreikten, dann zeige das, dass dort etwas im Argen liege.
„Ein echter Schwachpunkt“
Altenburg spielte damit auf die Vorwürfe einiger Mitarbeiter der Therme gegen Betriebsleiter Christian Klein an, die eine Petition erstellt und sich hilfesuchend an die Politik gewandt hatten. Um so etwas zu verhindern, müsse einfach mehr mit den Menschen gearbeitet werden, so Altenburg. „Das ist echt ein Schwachpunkt in diesem Betrieb“, sagte er.
Er habe trotz Corona mit dem Großteil der Unterzeichner der Petition Gespräche führen können, berichtete Geschäftsführer Thomas Hambach. Dabei habe sich herauskristallisiert, dass die meisten die schweren Vorwürfe des Schreibens doch nicht unterstützten. Eine Kerngruppe sei allerdings weiterhin nicht zur Arbeit erschienen und lasse sich anwaltlich vertreten. Mit diesen Mitarbeitern würden nun Auflösungsverträge ausgehandelt. Eine Zusammenarbeit sei nicht mehr möglich, so Hambach, das Verhältnis zerrüttet.
Die Ermittlungen gegen Betriebsleiter Christian Klein wegen sexueller Belästigung dauern derzeit laut Staatsanwaltschaft Bonn weiter an. (jre)
Er hatte auch gleich ein paar Verbesserungsvorschläge: regelmäßige Gespräche zwischen Geschäftsleitung und Betriebsleiter, Teamleitung und Betriebsleiter sowie Mitarbeitern und Teamleitung. Ebenso nannte er Mitarbeiterjahresgespräche mit der Geschäftsführung als Mittel gelungener Betriebskommunikation. Wichtig sei es auch, den Mitarbeitern Schulungen anzubieten. Grundsätzlich sollten 50 Prozent der Tätigkeit des Betriebsleiters Personalthemen ausmachen, vor allem auch die Personalmotivation.
Handlungsbedarf beim Thema Löhne
Die Situation der Büros und Sozialräume für die Mitarbeiter nannte der Gutachter „peinlich“. Auch dort müsse sich dringend etwas ändern. Echten Handlungsbedarf sah er ebenso beim Thema Löhne. „Da sind Sie meiner Meinung nach kritisch unterwegs“, mahnte er und zeigte eine Vergleichstabelle. Ein Fachangestellter für Bäderbetriebe erhalte in Betrieben mit Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) zwischen 52 000 und 60 000 Euro im Jahr, in Betrieben außerhalb des TVöD seien es 40 000 bis 45 000 – in der Eifel-Therme bekomme er 40 000 Euro. Dabei würden diese Fachkräfte vielerorts händeringend gesucht.
Auch in anderen Bereichen zeigte die Tabelle deutlich: Die Mitarbeiter der Eifel-Therme verdienen im Vergleich zu anderen Betrieben wenig. Das sei zwar auch ein Grund, warum die Therme betriebswirtschaftlich so gut dastehe, langfristig sei es mit dieser Lohnpolitik aber schwer, qualifizierte Mitarbeiter zu halten, so Altenburg.
Zuschläge für Wochenend- und Feiertagsdienste sollen kommen
Geschäftsführer Thomas Hambach erklärte auf Nachfrage, er habe bereits vor dem Gutachten einen Vorschlag zu Lohnerhöhungen gemacht. Dieser sei nun auch vom Rat angenommen worden. Grundsätzlich habe die Eifel-Therme einen Haustarifvertrag, den er immer wieder mit den Verträgen in vergleichbaren Branchen abgleiche.
Künftig soll es nun Zuschläge für Wochenend- und Feiertagsdienste geben, die bisher nicht gezahlt wurden. Außerdem wird laut Hambach in Teilen auch der Grundlohn angehoben. Insgesamt würden pro Jahr nun 100 000 Euro mehr für die Gehaltszahlungen ausgegeben, sagte Hambach. Die mangelhafte Situation der Büroräume sei seit Jahren ein Thema. 2019 habe der Rat daher beschlossen, einen neuen Bürotrakt zu bauen. Dieser befinde sich aktuell in der Ausschreibung.
Betriebshandbuch kommt
Was die interne Kommunikation angehe, räumte er ein: „Da ist ein bisschen zu wenig passiert.“ Grundsätzlich habe es immer nach Bedarf Gespräche zwischen Mitarbeitern und Leitungsebene gegeben, nur hätten die nicht regulativ stattgefunden. Das solle sich nun ändern. Er wolle seinen Mitarbeitern auch noch mal anbieten, dass sie selbst ein Vertretungsgremium aufstellen, wie beispielsweise einen Betriebsrat. „Das kann ich als Chef nicht machen“, sagte er.
Was er allerdings machen werde, sei, ein Betriebshandbuch aufzustellen. Ein solches gibt es bislang nicht in der Eifel-Therme – ein Umstand, den der Gutachter kritisierte. Die einzelnen Regelungen gebe es durchaus in schriftlicher Form, berichtete Hambach. Nur eben nicht zusammengefasst in einem Handbuch. Das wolle man aber nun nachbessern.
Viel Lob wiederum erhielt das Bad für die grundsätzliche Organisationsstruktur. „Bitte ändern Sie nicht die städtische GmbH“, appellierte Gutachter Altenburg an die Ratsmitglieder. Im Großen und Ganzen sei die Eifel-Therme eine „Erfolgsstory“.
Der Antrag von Grünen und FDP, Geschäftsführung und Betriebsleitung wieder in eine Hand zu legen, wurde laut Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick im nicht-öffentlichen Teil mehrheitlich auch abgelehnt. Nach Angaben der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Natalie Konias, stimmten bei einer Enthaltung 18 Ratsmitglieder gegen den Antrag und 12 dafür. „Das ist kein klares ’Ja, weiter so’“, sagte sie auf Nachfrage.
Bürgermeister Schick betonte, es sei nun wichtig, nach vorne zu schauen. „Das haben die Mitarbeiter nicht verdient, dass hier das Bad schlechtgeredet wird“, sagte er.