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Integration82 neue Bürger – Kreis veranstaltet zum ersten Mal Einbürgerungsfest

Lesezeit 4 Minuten
Markus Ramers (rechts im Bild) überreicht in einem dunkelblauen Anzug einem Mädchen mit rosa-geblümtem Oberteil und blonden Haaren eine Urkunde.

Da sich das Einbürgerungsgesetz auch für Kinder geändert hat, erhielten auch ganz junge Neu-Deutsche ihre Urkunde.

Landrat Markus Ramers beglückwünschte die 82 Menschen und wünschte sich gleichzeitig von ihnen, Brückenbauer und Vorbilder zu sein.

Mayssam Almerei ist angekommen. 2015 in Deutschland, neun Jahre nach ihrer Flucht aus Syrien später folgte der nächste große Schritt. Die 19-Jährige besitzt nun die deutsche Staatsbürgerschaft, wohnt in Hellenthal und hat große Träume. „Ich möchte mit meinen Freundinnen Urlaub in Griechenland machen“, sagt die Wahl-Eifelerin. Reisen seien bisher nicht möglich gewesen. Nun, als „Deutsche mit einem echten, gültigen Pass“ könne sie das endlich tun.

Und noch einen Traum hat die junge Frau, die nicht wieder in ihr Heimatland möchte. „Ich will Physiotherapeutin werden“, sagt Almerei. Eigentlich sei ihr Traumberuf Bürokauffrau gewesen, doch dann habe sie die Möglichkeit zu einem Bundesfreiwilligendienst beim Kreis Euskirchen gehabt.

Einbürgerung verschafft junger Hellenthalerin Sicherheit

Den absolvierte die 19-Jährige beim Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum (Kobiz). „Es war eine schöne Zeit, aber danach wusste ich, dass der Schreibtisch doch nicht meins ist“, sagt die Hellenthalerin. Die nun erhaltene Urkunde verschaffe ihr vor allem eins – Sicherheit. „Nun weiß ich, dass hier bleiben kann. Darüber freue ich mich sehr“, sagt Almerei, die am Clara-Fey-Gymnasium in Schleiden ihr Abitur gemacht hat, bei der Einbürgerungsfeier, die der Kreis Euskirchen zum ersten Mal veranstaltet hat.

Die Veranstaltung sei ein tolles Zeichen nach außen, aber auch für die Menschen, die nun auch offiziell Deutsche sind. „Man sieht, dass man nicht allein ist. Für den Zusammenhalt ist das toll“, so die 19-Jährige.

Neubürger sangen in Euskirchen im Kreishaus die Nationalhymne

Überreicht bekommen hat Almerei ihr Einbürgerungsdokument von Landrat Markus Ramers. Insgesamt 82 Menschen aus unterschiedlichsten Herkunftsländern waren zum Festakt ins Kreishaus gekommen. Zunächst mussten sie den einen oder anderen bürokratischen Akt vollziehen, bevor es im Sitzungssaal feierlich wurde. Dort legten die 82 nämlich nicht nur einen Eid ab, sondern sangen auch die deutsche Nationalhymne. Die spielten Andrada Scaun, Linda Peintinger und Daniel Fink von der Musikschule Euskirchen, die als Trio Adlind die Veranstaltung musikalisch begleiteten.

Eine blonde Frau spielt in einer schwarz-weiß gestreiften Bluse Geige.

Das Trio Adlind von der Musikschule Euskirchen, hier Linda Peintinger an der Geige, sorgte für die musikalische Untermalung.

Ramers berichtete, dass die Menschen die unterschiedlichsten Wege nach Deutschland und dann in den Kreis Euskirchen geführt hätten. „Menschen, die hier friedlich leben. Menschen, die sich zu unserem Grundgesetz bekennen. Menschen, die hier ehrlich und hart arbeiten. Menschen, die sich hier engagieren und Teil dieser Gemeinschaft sind und vielleicht einen Teil ihrer Kultur miteinbringen, damit es ein bisschen bunter wird. Diese Menschen sind und bleiben hier sehr willkommen“, sagt Ramers in seiner Rede.

Neues Gesetz vereinfacht Einbürgerung

Das neue Gesetz, das am 27. Juni in Kraft getreten ist, erleichtere und modernisiere die Einbürgerung, sagte Ramers. So könne nun bereits nach fünf statt bisher nach acht Jahren ein Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft gestellt werden. Bei besonders guter Integration – etwa durch herausragende Leistungen im Beruf oder großes ehrenamtliches Engagement – ist die Einbürgerung sogar nach drei Jahren möglich.

Eine Gruppe Menschen unterschiedlichen Alters steht vor dem Kreishaus in Euskirchen.

Gruppenfoto nach dem offiziellen Akt: Der Kreis Euskirchen führte erstmalig ein Einbürgerungsfest in der Kreisverwaltung durch.

Neu sei auch, dass die Einbürgerung für in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern ebenfalls gelockert wurde. „Diese Kinder erhalten die deutsche Staatsbürgerschaft, wenn mindestens ein Elternteil seit fünf Jahren rechtmäßig in Deutschland lebt“, erklärt Ramers: „Und was mir persönlich wichtig ist und was ich wichtig finde: Auch die Anforderungen an das Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung unseres Landes wurden verschärft. Wer rassistische, antisemitische oder menschenverachtende Überzeugungen hegt, der wird von einer Einbürgerung ausgeschlossen.“

Landrat bittet die Neubürger darum, Brücken zu bauen

Mit dem neuen Gesetz müsse nun auch eine würdevolle Übergabe der Einbürgerungsurkunde durch die zuständige Behörde einhergehen. Daher habe man sich nun für diese Art der Feier entschieden, sagt Sven Gnädig von der Pressestelle des Kreises. Für eine erfolgreiche Einbürgerung müsse eine gelungene Integration nachgewiesen werden – ebenso gute Deutschkenntnisse und die eigenständige Sicherung des Lebensunterhalts.

Die nun überreichte Urkunde sei das vorläufige Ende eines Integrationsprozesses, sagt Ramers. Der sei nicht von heute auf morgen abgeschlossen. „Sie mussten die deutsche Sprache lernen, sich orientieren, wie hier bestimmte Verfahren ablaufen, wie Verwaltungen funktionieren, sich beruflich integrieren. Daher ist diese Einbürgerungsurkunde vielleicht auch ein ganz persönliches Highlight“, so Landrat Ramers, der eine Bitte an die 82 nun eingebürgerten Menschen hatte: „Bitte übernehmen Sie eine Vorbildfunktion. Seien Sie Brückenbauer für Menschen, die die gleiche Herkunft haben, die gleiche Sprache sprechen. Helfen Sie ihnen, hier anzukommen und Kontakte zu knüpfen.“

Das will Mayssam Almerei tun. „Ich kann hier in Frieden leben. Das ist ganz wichtig. Aber wir alle müssen uns an Regeln halten“, sagte die 19-Jährige. Wann immer sie jemandem bei der Integration helfen könne, wolle sie ihr Wissen weitergeben. Und sie hoffe, dass der Kreis weitere Einbürgerungsfeste veranstaltet – das sei ein schönes Zeichen.