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Wahl 2025Gesucht wird ein Gegner für Euskirchens Landrat Markus Ramers

Lesezeit 6 Minuten
Auf dem Schreibtisch von Landrat Markus Ramers stehen ein Computerbildschirm, eine Tastatur und daneben liegen mehrere Aktenordner.

Der Schreibtisch des Landrats: 2025 ist Kommunalwahl, dann wird auch der Chefposten im Euskirchener Kreishaus neu vergeben. Aber noch liegt keine Bewerbung vor.

Alle Parteien im Kreis Euskirchen gehen davon aus, dass Markus Ramers 2025 wieder antritt. Für weitere Bewerber wird es höchste Zeit.

Auf die Frage, ob er im Herbst 2025 wieder antrete, sagt Landrat Markus Ramers wenig überraschend: Das werde er zu gegebener Zeit bekannt gegeben. Aber auch: „Ich mag diese Arbeit sehr, jeden Tag.“ Ramers, der sich auf öffentlichkeitswirksame Auftritte versteht, will selbst entscheiden, wann und wie er eine etwaige Kandidatur mitteilt. Die SPD jedenfalls setzt auf ihn, wie Kreisparteichef Thilo Waasem erklärt: „Wenn Markus wieder antritt, werden wir motiviert für ihn kämpfen.“ Einen Plan B oder gar Plan W (wie Waasem) für die Wahl 2025 gebe es in der SPD nicht.

Wenn Markus wieder antritt, werden wir motiviert für ihn kämpfen.
Thilo Waasem, SPD-Kreisvorsitzender, über Markus Ramers

Auch die anderen Parteien gehen davon aus, dass sich der Amtsinhaber erneut zur Wahl stellt. Wollen sie aber selbst eine Kandidatin oder einen Kandidaten für den Chefposten im Kreishaus in Stellung bringen und der Wählerschaft bekannt machen, wird es höchste Zeit.

Oder ist es sogar schon zu spät? Zu Erinnerung: Ramers, damals SPD-Kreischef, hatte seinen Wahlkampf für 2020 quasi 2015 begonnen, als er sich statt für den Fraktionsvorsitz im Kreistag für die viel strahlkräftigere Position des Stellvertretenden Landrats entschied, um sich – samt Zwischenstation Landtagskandidatur 2017 – bekannt zu machen. Als er dann den Zeitpunkt gekommen sah, inszenierte er die Verkündung seiner Kandidatur im ehrwürdigen Gemäuer von Kloster Steinfeld. Mit Erfolg, wie sich zeigte.

Will niemand 2025 gegen Markus Ramers antreten?

Für einen solchen Vorlauf ist die Zeit für Gegenkandidaten 2025 längst abgelaufen. Das Hauptaugenmerk fällt naturgemäß auf die CDU – als größte und immer noch erfolgreichste Partei im Kreis. Doch man gewinnt nicht den Eindruck, dass zahlreiche CDUler derzeit bei offenem Fenster schlafen, um nur ja nicht den Ruf der Parteispitze zu überhören. Will denn niemand gegen Ramers antreten? „Wir sind im Prozess“, widerspricht Kreisparteichef Ingo Pfennings.

Anfang August wurde das CDU-interne Bewerbungsverfahren eröffnet: Wer Landrat oder Landrätin werden möchte, kann sich melden. Wer jemand anderen vorschlagen möchte, auch. Ende des Jahres soll die Person nominiert werden, die die CDU nach 2009 erstmals wieder ins Landratsbüro führen soll.

„Ich habe schon einige interessante Gespräche geführt“, sagt Pfennings. Mit wem, sagt er indes nicht. Ein Selbstgespräch müsse er jedenfalls nicht führen, scherzt der 39-Jährige: „Ich möchte 2025 wieder Bürgermeister in Schleiden werden.“ Das schließt eine Landratskandidatur aus.

Ich habe schon einige interessante Gespräche geführt.
Ingo Pfennings, CDU-Kreisvorsitzender, über die Kandidatensuche

Bleiben die anderen bekannten Köpfe in der Partei? Wie wäre es etwa mit Klaus Voussem? Der Landtagsabgeordnete ist kreisweit bekannt, Jurist und „im Land so gut vernetzt wie sonst niemand in der Kreis-CDU“ (Pfennings). Zudem müsste er kein Amt aufgeben, um zu kandidieren – im Gegensatz zu den sechs Bürgermeistern und der einen Bürgermeisterin mit CDU-Parteibuch. „Und Klaus weiß, wie man gegen Markus Ramers gewinnt“, erinnert Pfennings an die Landtagswahl 2017. Allerdings: Voussem will nicht. „Vielen Dank für die Ehre, aber ich bin mit Leib und Seele Abgeordneter“, sagt er.

Auch das 37-jährige Kreistagsmitglied George Tulbure, als Personalchef der Stadt Bonn laut Pfennings ausgewiesener Verwaltungsfachmann, winkt ab. Er war 2020 im parteiinternen Kampf um die Landratskandidatur Johannes Winckler unterlegen. Einen erneuten Versuch schließt er aus, wie er dieser Zeitung erklärte. Auch Kreistagsfraktionschefin Ute Stolz winkte auf Anfrage der Redaktion ab.

CDU: Klaus Voussem, Ute Stolz und George Tulbure winken ab

Dennoch zeigt sich Pfennings zuversichtlich: „Wir haben im Kreisverband einige Leute, die Verwaltungserfahrung bis hin zu Vizeposten in Bundesbehörden haben.“ Es werde der CDU gelingen, mehr als eine Zählkandidatur anzubieten – zumal er Ramers für durchaus schlagbar halte. „Er ist sympathisch“, so Pfennings.

Aber die Beschwerden über die von ihm geleitete Kreisverwaltung nähmen zu: etwa über das Straßenverkehrsamt oder die Dauer der Genehmigungsverfahren. Außerdem werde sich Ramers nicht von seiner Partei abkoppeln können – die SPD habe sich nicht nur in Bund und Land, sondern auch im Kreis von bürgernaher Politik verabschiedet.

Die positiven Entwicklungen etwa in Vogelsang, beim Breitbandausbau oder bei der Nordeifel-Tourismus hätten ihren Ursprung in der Vor-Ramers-Zeit. Zudem habe sich die CDU seit seiner Wahl zum Kreisparteichef vor rund eineinhalb Jahren inhaltlich stark weiterentwickelt, so Pfennings. Die Partei werde eine passende Person dazu aufstellen.

FDP und Grüne könnten um diese Aufgabe herumkommen. Beide wissen noch nicht, ob sie eine Kandidatin oder einen Kandidaten aufstellen. „Wir diskutieren das intensiv“, so FDP-Kreischef Frederik Schorn – Ende offen. „Das werden wir im Herbst entscheiden“, sagt die Grünen-Co-Vorsitzende Myriam Kemp. Möglich sei auch eine Unterstützung der Grünen für Ramers. Sie selbst stehe nicht zur Verfügung, so Kemp. Ob sie als Bürgermeisterin-Kandidatin in ihrer Heimatgemeinde Weilerswist antreten wolle, ließ sie hingegen offen.

Kreis Euskirchen: Chefin der Werteunion erwägt Landratskandidatur

Ähnlich sieht es in der UWV aus. Kreischef Uwe Wegner werden Ambitionen für eine Bürgermeisterkandidatur in Weilerswist, wo Wegner Ratsfraktionschef ist, nachgesagt. Als Kreisvorsitzender wäre er auch ein potenzieller Landratskandidat. „Ich habe meine Präferenz, möchte aber heute nichts sagen, was mir möglicherweise in einem halben Jahr auf die Füße fallen könnte.“

Die Freien Wähler, die ebenfalls 2025 ins Rennen gehen wollen, werden wohl auf eine Landratskandidatur verzichten, so ihr Kreischef Detlef Krings: „Wir wollen es ja nicht übertreiben.“ Derzeit werde aber mit der UWV über ein gemeinsames Vorgehen bei der Wahl 2025 gesprochen.

Auch den kürzlich gegründeten Kreisverband der Werteunion zieht es in die Kommunalparlamente. Auch ins Landratsbüro? Das werde im Herbst entschieden, sagt Margit Wagner, Kreisvorsitzende der Maaßen-Partei. Sie halte eine Kandidatur für möglich und schließt auch nicht aus, dass ihr Name auf dem Wahlzettel für die Landratswahl auftauchen wird: „Wenn es aber jemanden gibt, der besser geeignet ist, würde ich auch gerne verzichten.“

Bündnis Sahra Wagenknecht will in die Kommunalparlamente

Es gehe schließlich um die Sache, nicht um ihre Person. Sie schätze Ramers als Menschen, sagt Wagner: „Er ist auf einigen Social-Media-Kanälen sehr aktiv.“ Aber Facebook sei etwas für die ältere Generation. „Und auf Twitter beherrsche ich die Bubble, da habe ich 17000 Follower“, erklärt die 56-Jährige.

Vieles ist in Bewegung. Während sich etwa die Partei „Die Linke“ im Kreis fast bis zur eigenen Bedeutungslosigkeit zerstritten hat, will das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) im Herbst 2025 mitmischen. Das sagt zumindest der Bad Münstereifeler Ratsherr Thomas Bell, der einst die Linken-Fraktion im Kreistag anführte.

„Das BSW hat zwar noch keine Mitglieder im Kreis“, so der 57-Jährige. Aber er befinde sich in der Warteschleife und habe gute Aussichten, in Kürze aufgenommen zu werden. Ziel sei es, in den Kreistag und in möglichst viele Räte in Fraktionsstärke einzuziehen, so Bell.

Ein BSW-Unterstützerkreis von 10 bis 15 Köpfen habe im Europa-Wahlkampf schon vielversprechendes Engagement gezeigt. Mit einer BSW-Landratskandidatur rechne er aber nicht. Ihm selbst schwebe eine erneute Bürgermeisterkandidatur in Bad Münstereifel vor.

AfD-Kreischef Frank Poll, der 2020 für seine Partei als Landratskandidat antrat, ließ die Anfrage der Redaktion unbeantwortet.