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Kommentar zur Wahl im Kreis EuskirchenDer Nicht-Wahlkampf machte sich bemerkbar

Lesezeit 2 Minuten

Detlef Seif verteidigt sein Mandat.

Kreis Euskirchen – Die Freude über seinen vierten Wahlsieg fiel bei Detlef Seif erneut verhalten aus. Seitdem er 2009 als Nachfolger von Wolf Bauer zum ersten Mal einen Sitz im Bundestag errungen hat, musste er alle vier Jahre miterleben, dass für ihn Wohl und Wehe davon abhängen, welchen Schatten die Bundespolitik wirft. Auf dem Erfolgskurs von Angela Merkel fuhr auch Seif 2013 mit 50,9 Prozent sein persönliches Rekordergebnis ein, parallel zu dem Merkels sackte dieses 2017 (auf 42,8 Prozent) kräftig ab und nun verschaffte ihm Parteichef Laschet das bislang schlechteste Ergebnis. Trösten kann ihn, dass er auch diesmal wieder einiges über dem Zweitstimmenergebnis der CDU liegt.

Eines kann man weder ihm noch seiner Partei bei dieser Wahl ankreiden: einen schlechten Wahlkampf. Das gilt gleichermaßen für die Mitbewerber und deren Parteien. Denn im Wahlkreis 92 fiel der Wahlkampf diesmal nahezu komplett aus. Angesichts der verheerenden Folgen der Flutkatastrophe verzichteten Kandidaten und Parteien weitgehend darauf, mit Plakaten und Flyern um Wählerstimmen zu werben. Am Straßenbild im Kreis Euskirchen war in den letzten Wochen jedenfalls kaum zu erkennen, dass die Bundestagswahl nahte. In zerstörten Ortschaften und Städten wäre strahlendes Kandidatenlächeln im bunten Plakatwald wohl auch kaum auf Verständnis gestoßen.

Flutkatastrophe rückt ins Zentrum

Auf der Strecke blieb vor Ort auch die politische Diskussion. Lokale und regionale Themen spielten in diesem Wahlkampf keine Rolle. Denn seit das Hochwasser über den Kreis hereinbrach, geht es hier nahezu monothematisch zu. Wer mag auch über den Weiterbau der A1 diskutieren, wenn er gerade verzweifelt nach Trocknern sucht? Insofern beschränkte sich die Wahlkampfhilfe der politischen Prominenz weitgehend auf Besuche im Flutgebiet. Und hier war es Armin Laschet, der mit einem Lachen zur falschen Zeit Seif einen Bärendienst erwies.

Sehr wohl aber rückte die Katastrophe ein zentrales Wahlkampfthema der Bundespolitik, den Klimawandel, in den Blick der Menschen. Auch wenn alle Kandidaten bei der Hilfe für die Flutopfer an einem Strang zogen, so profitierte davon im Wahlkreis 92 besonders die Grünen-Kandidatin Marion Sand, die das Erststimmenergebnis des Grünen-Kandidaten Hans-Werner Ignatowitz von 2017 fast verdoppelte.

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Für die Kreisbürger positiv ist, dass sie dank der Listenplätze von Dagmar Andres (SPD), Markus Herbrand (FDP) und Rüdiger Lucassen (AfD) im Bundestag mit vier Abgeordneten vertreten sein werden.