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Eltern auf BarrikadenKita in Kirchheim wird in zwei Jahren geschlossen

Lesezeit 3 Minuten

Die Kindertagesstätte St. Martinus in Kirchheim ist aus Sicht des Erzbistums nicht wirtschaftlich. Zudem seien die Räume nicht ideal. In zwei Jahren soll die Kita dichtgemacht werden.

  1. Der Elternrat der katholischen Kindertagesstätte St. Martinus in Kirchheim ist entsetzt.
  2. „Die Entscheidung des Erzbistums, die Kita zu schließen, hat uns ins Mark getroffen. Das ganze Dorf ist geschockt“, sagt Kerstin Höpfner, Vorsitzende des Elternrats.
  3. Stattdessen ist eine Einrichtung in Flamersheim geplant.

Euskirchen-Kirchheim – Wie Jürgen Mausolf, Verwaltungsleiter für den Sendungsbereich Euskirchen-Bleibach/Hardt und St. Martin Euskirchen, auf Nachfrage bestätigte, soll die eingruppige Kita in Kirchheim zum 31. Juli 2022 geschlossen werden. Auch die Tage der katholischen Einrichtung in Flamersheim sind gezählt. Das Gebäude an der Straße „In der Comme“ ist laut dem Verwaltungsleiter in die Jahre gekommen, ein notwendiger Umbau nicht wirtschaftlich. Die kommenden zwei Jahr sollen laut Mausolf nun genutzt werden, um in Flamersheim eine neue katholische Kita zu bauen. Sie soll an der Horchheimer Straße, wo das alte Pfarrhaus steht, entstehen und dreigruppig sein. In der neuen Einrichtung, so Mausolf, sollen dann Kirchheimer und Flamersheimer Kinder gemeinsam in den Kindergarten gehen.

Ein Plan, der bei den Kirchheimer Eltern auf Unverständnis stößt. „Flamersheim wächst und wächst. Da ist alleine schon Bedarf für eine dreigruppige Einrichtung. Ohne uns“, sagt die Kirchheimerin Julia Buckert. Selbst in Kirchheim sei schon jetzt der Bedarf wesentlich größer als das Angebot, fügt Julia Christian hinzu: „Im kommenden Jahr sind sechs Plätze vorhanden, von denen fünf allein an Geschwisterkinder vergeben werden. Entsprechend lang ist die Warteliste.“ Sie könne nicht verstehen, warum in der heutigen Zeit eine Kita geschlossen statt erweitert werde. Schließlich sei der Bedarf in und um Euskirchen herum riesig.

Grundsatzentscheidung des Erzbistums

Mausolf beruft sich auf eine Grundsatzentscheidung des Erzbistums. „Die besagt, dass keine zusätzlichen Gruppen geschaffen werden, sondern höchstens neutral agiert wird. Zwei plus eins ergibt dann eben drei – in Flamersheim“, erklärte Mausolf. Die Einrichtung sei zu kostenintensiv und durch den kleinen Personalschlüssel zu anfällig für eine mögliche Notbetreuung, wenn Erzieherinnen längerfristig ausfielen. „Wir hatten in diesem Frühjahr die Situation, dass wir Personal von einem anderen Träger nach Kirchheim holen mussten“, so Mausolf. Zudem seien die Räumlichkeiten in Kirchheim nicht ideal, da beispielsweise das Mittagessen in der Turnhalle eingenommen werden müsse, weil ein adäquater Raum fehle.

Pastor Berg unterstützt Kirchheimer Eltern

Auch Pastor Peter Berg, Leitender Pfarrer des Seelsorgebereichs Erftmühlenbach, ist enttäuscht. „Es ist aus pastoraler Sicht sehr schade, dass die Kita an diesem Standort aufgegeben wird. Die Kinder erhalten in der Einrichtung eine hervorragende religiöse Früherziehung – gerade durch das jetzige junge Team“, schreibt Berg in einem Brief an das Erzbistum, der der Redaktion vorliegt.

Er könne aus pastoraler Sicht das Anliegen der Elternschaft, die die Schließung der Kindertageseinrichtung am liebsten verhindern möchte, nur unterstützen.

„Die Maxi-Kinder nehmen sogar oft an der wöchentlichen Schulmesse der hiesigen Grundschule teil, die in der benachbarten Pfarrkirche stattfindet“, schreibt Berg weiter. (tom)

Die Eltern in Kirchheim befürchten Nachteile im Kampf um die Kita-Plätze. „Ein Punkt beim Kita-Navigator ist die Ortsansässigkeit. Da werden nun immer Flamersheimer bevorzugt“, erklärt Kathrin Blankenheim. Zudem benötige man als Kirchheimer künftig ein Auto, um das Kind in die Kita nach Flamersheim zu bringen. „Mit Blick auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind wir dann keine Vorbilder“, sagt Mutter Sabrina Körfgen, die sich auch Gedanken um die Zukunft des Dorfes macht: „Wenn die Kinder einmal in Flamersheim zur Kita gehen, werden sie dort auch auf die Schule wollen. Was ist dann mit der Grundschule in Kirchheim?“

Die Kirchheimer Eltern sind enttäuscht darüber, dass das Erzbistum Köln die Kita in ihrem Ort schließen wird.

Die Elternratsvorsitzende Höpfner versicherte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass sich die Eltern bewusst für die Einrichtung in Kirchheim entschieden hätten. Auch, dass die katholische Kirche der Träger sei, sei vielen sehr wichtig gewesen. Deshalb sei es zwar schön und gut, dass es noch eine städtische Kita in Kirchheim gebe, aber das sei halt etwas anderes. „Dass die Kirche in den vergangenen Jahren finanzielle Verluste erleiden musste, ist unstrittig. Deshalb aber ortsnahe, gute Leistungen aufzugeben, ist der falsche Weg“, so Höpfner.