Matts Gross ist einer von zwölf Jugendlichen, die, beobachtet von Kameras, in den vergangenen acht Jahren vom Kind zum Teenager geworden sind.
„Wir werden groß“Neue Staffel von Vox-Langzeit-Doku mit Euskirchener Teenager läuft an

Nicht nur vor den TV-Kameras verstehen sich Matts Gross und Aliya ziemlich gut.
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Matts Gross ist ziemlich groß geworden. 1,83 Meter misst der Großbüllesheimer mittlerweile – mit 13 Jahren. Und er lebt auf großen Fuß. Hatte der Teenager im Sommer noch Schuhgröße 41, kauft er sich seine Sneaker mittlerweile sechs Nummern größer. Innerhalb weniger Monate ist er um mehr als 20 Zentimeter in die Höhe geschossen.
Doch der 13-Jährige ist nicht nur groß, sondern auch erwachsener geworden – und das vor einem Millionen-Publikum. Matts Gross ist einer von zwölf Jugendlichen, die, beobachtet von Kameras, in den vergangenen acht Jahren vom Kind zum Teenager geworden sind. Seitdem Matts fünf Jahre alt ist, machen er und seine Eltern Nici und Steven bei der Langzeit-Dokumentation „Wir werden groß“ des Fernsehsenders Vox mit.
Großbüllesheimer zieht in neuer Doku-Staffel ins Internat
In dieser Staffel, die am Dienstag um 20.15 Uhr startet, geht es für die Heranwachsenden an einen Ort, den man im Teenageralter alles andere als cool findet: in die Schule, genauer gesagt ins Internat. Mit echtem Lehrpersonal, strenger Internatsleitung, täglichem Unterricht und Internatskleidung. Es ist nicht nur eine Klassenfahrt ins Internat, sondern ein wissenschaftlicher Test, den Professorin Sabina Pauen von der Universität Heidelberg und Professor Moritz Daum von der Universität Zürich gemeinsam entwickelt haben.
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Die beiden arbeiten und forschen seit Jahren auf dem Feld der Entwicklungspsychologie. Die Vox-Gruppe begleiten sie, seitdem die Kinder vier und fünf Jahre sind. In jedem Alter stellen die Psychologen die Kinder mit ausgewählten Tests vor Herausforderungen. Dadurch soll sichtbar gemacht werden, wie besonders das jeweilige Alter ist. Daum: „Es ist ein Abenteuer für die Eltern, weil sich da eine Person in rasender Geschwindigkeit verändert und mit sich selbst zu kämpfen hat. Jeder, der erwachsen ist, war selbst in der Pubertät. Vielleicht heftig, vielleicht weniger. So oder so: Man erkennt sich immer auch ein Stück weit selbst.“
Matts Gross sorgt mit freundlicher Art in Fernseh-Doku für Aufsehen
Mitmachen bei der Doku darf Matts, obwohl er gar nicht frech ist. Das war nämlich vor acht Jahren eigentlich ein Kriterium des Fernsehsenders. Zumindest stand es so im Post auf Facebook. Gesucht wurde ein fünf Jahre alter Junge, der nicht lieb ist. Matts' Mutter Nici Gross entdeckte den Post und antwortete, dass sie einen fünfjährigen Sohn habe, der aber alles andere als frech sei. Genommen wurde er trotzdem. Ein Glücksfall für die Doku: Mit seiner freundlichen und besonderen Art sorgte Matts direkt für Aufsehen und beeindruckte auch die beiden Psychologen, die die Kinder und Eltern begleiten und die für die Zuschauer das Verhalten der jungen Protagonisten einordnen.
Rückblick auf einen Serienteil: Die Fünfjährigen mussten sich im Kindergarten möglichst viele Gegenstände merken, die für einen gewissen Zeitraum zu sehen waren. Jungen gegen Mädchen. Die siegessicheren Mädels zogen den Kürzeren und erhielten keine Gummibärchen. Das sorgte für viele Tränen bei den Verliererinnen. „Ich wollte, dass niemand traurig ist, und habe meine Gummibärchen abgegeben“, erinnert sich Matts.
Euskirchener Familie war bei Markus Lanz zu Gast
Ein Fünfjähriger, der freiwillig Gummibärchen abgibt? Dieses emphatische Verhalten beeindruckte nicht nur die Experten, sondern auch Markus Lanz. Der Fernsehmoderator lud Matts’ Eltern Nici und Steven in seine Sendung nach Hamburg ein. „Das war schon eine spannende Erfahrung“, erinnert sich die Mutter. Aber das Talkshow-Sofa mit Politiker Edmund Stoiber oder Schauspieler Hannes Jaenicke zu teilen, sei nicht die Intention gewesen, Matts ins Castingrennen für die Langzeitdoku zu schicken, versichern die Eltern.

Mutter Nici Gross und ihr großer Sohn Matts.
Copyright: Nici Gross
Der Grund war ein anderer. „Die Chance, Mäuschen spielen zu können, wenn wir Eltern nicht dabei sind, bekommt man nicht allzu häufig“, sagt Nici Gross. Es sei die Neugier gewesen, wie sich Matts in verschiedenen Situationen verhält – vermeintlich unbeobachtet und außerhalb der gewohnten Umgebung. Ein Drang, der viele Eltern immer mal wieder überkommt.
„Wir wollen verstehen, was Kinder beschäftigt. Warum sie so sind, wie sie sind“, erläutert Moritz Daum von der Universität in Zürich die Motivation für die Serie. Seine Kollegin Sabina Pauen aus Heidelberg ergänzt: „Wir machen die Dokumentation, damit Eltern auch mal zuschauen können, wie es bei anderen Kindern läuft, und sehen, wie Kinder und Jugendliche ihren Weg finden, wenn bestimmte Rahmen und Weichen gestellt sind.“
Vor der Kamera rutscht auch schon einmal ein Jugendwort raus
Doch verhält man sich wirklich ganz normal, wenn man weiß, dass man von Kameras aufgenommen und von Experten beobachtet wird? Am Anfang habe er darüber überhaupt nicht nachgedacht, sagt Matts. Er sei einfach er selbst gewesen, so der inzwischen 13-Jährige, der das Gymnasium besucht, gerne Skateboard fährt und Fußball bei den Sportfreunden Wüschheim-Büllesheim spielt. Heute sei das anders, räumt er ein.
Vor allem, wenn es um den Gebrauch von Wörtern gehe, die eigentlich aus dem Wortschatz von Teenagern nicht wegzudenken sind. Etwa, wenn englische und deutsche Wörter vermischt werden. Aus dem „Ja, klar“ ist in der Jugendsprache längst ein „Safe“ geworden. Und er gesteht: „In dieser Staffel ist mir das eine oder andere Jugendwort mehr herausgerutscht. Ich habe die Kameras mehr vergessen als sonst.“ Für Mutter Nici ist das kein Problem. Sie ist unheimlich stolz auf ihren Matts. „Er macht das so toll. Das Ganze bereichert ihn, seinen Alltag, aber natürlich auch uns“, sagt sie: „Das Ganze ist ein großes Abenteuer.“
Unter den Teenagern haben sich auch echte Freundschaften herauskristallisiert. Und nicht nur unter denen. „Wir haben mit der Familie von Aliya beispielsweise Silvester verbracht und sehen uns auch in den Osterferien“, sagt Nici Gross.
Und wie ist es als Mutter, seinen Nachwuchs vor der Kamera zu sehen? „Zumindest anders als im normalen Leben“, sagt sie. Das liege aber auch daran, dass die Aufzeichnung der Sendung schon fast ein Jahr zurückliegt und Matts sich in dem Jahr so sehr verändert habe – eben um mehr als 20 Zentimeter gewachsen sei. Bis zum nächsten Dreh über die kommenden Pfingsttage dürften da vielleicht noch weitere Zentimeter hinzugekommen sein. Und wie ist der Alltag in Großbüllesheim mit einem Teenager in der Pubertät? „Völlig entspannt. Matts ist unheimlich lieb. Das liegt wahrscheinlich daran, weil er auf seine Mutter kommt“, sagt Nici Gross mit einem Augenzwinkern.
Darum geht es in der neuen Staffel „Wir werden groß!“ auf Vox
In der ersten Folge der Vox-Doku „Wir werden groß!“, die ab Dienstag wieder um 20.15 Uhr läuft, geht es gleich nach der Ankunft ans Eingemachte. Die Teenager bekommen Schulkleidung, müssen die Smartphones abgeben, es gilt strenge Nachtruhe. Allein das bietet viel Konfliktpotenzial. Wie gehen die Teenager damit um? Wo sie zu Hause gern über die Stränge schlagen und Regeln aus Prinzip ignorieren? Die Heranwachsenden sollen sich allein auf Dreierzimmer verteilen. Psychologisch schwierig: Drei sind oft einer zu viel. Wie lösen sie das? Wer zeigt Empathie für jemanden, der „übrig bleibt“?
Was die Kinder, die von zahlreichen Kameras beobachtet werden, erst danach erfahren: Das ganze Lehrerkollegium schaut genau hin, wie sozial sich die zwölf Teenager verhalten, und vergibt am Ende des Aufenthalts den „Social Star“. Aus einem guten Grund, sagt Prof. Sabina Pauen: „In unserer Gesellschaft belohnen wir alles Mögliche, vor allem Leistung in Bezug auf Schule und Sport – aber selten für das Sozialverhalten. Aber gerade im Jugendalter ist es wichtig, den Kindern auch zu zeigen und zu sagen: Wenn ihr euch sozial verantwortlich verhaltet, schätzen wir das wirklich wert.“