Euskirchen – Donnerstag, 13 Uhr. Auf der Lindenallee in der Euskirchener Erftaue und dem Areal des alten Schlachthofs wird etwas passieren, es wird gedreht. Ein Mann befestigt mit Hilfe eines Hubwagens mit großer Akribie zunächst zwei Scheinwerfer an der Fassade des Gebäudes an der Erftstraße.
Das macht er wenig später auch an etwa zehn Bäumen entlang der Erft. Er bereitet Filmaufnahmen für Teile der Netflix-Serie „Die Welle“ vor, die Donnerstag und Freitag in Euskirchen gedreht werden.
Erftstraße für Netflix-Dreharbeiten gesperrt
Dafür wird auch auch die Erftstraße teilweise für den Verkehr gesperrt. Damit der Schlachthof auch als solcher direkt zu erkennen ist, wurde am Dienstag ein großer Schriftzug an der Fassade eines Anbaus des denkmalgeschützten Komplexes angebracht.
Während der erste Scheinwerfer oberhalb einer Fensterzeile montiert wird, schaut ein kleiner Junge ganz neugierig vom gegenüberliegenden Bordstein aus zu. Er beobachtet den Mann auf dem Hubwagen genau. Selbst nach einigen Minuten ist der Junge von seiner Mutter nicht zum Weitergehen zu bewegen – zu spannend ist das Treiben in etwa drei Meter Höhe. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits zahlreiche angemietete Lieferwagen und Lkw aufs Geländes des Schlachthofs gefahren worden.
Bis Mitte 2016 wurde in dem denkmalgeschützten Komplex an der Erftstraße noch regelmäßig geschlachtet. Danach ging es mit dem Betrieb, der 1903 gestartet war, langsam zu Ende. Er kam dann im Februar 2017 endgültig zum Erliegen.
Die Welle
Die Netflix-Serie „Die Welle“ basiert auf dem Experiment „The Third Wave“, das 1967 in Kalifornien stattfand. Es war die Grundlage für den Roman von Morton Rhue, der 1981 veröffentlich worden ist. In Deutschland wurde „Die Welle“ 2008 verfilmt. In der Hauptrolle ist Jürgen Vogel als Lehrer zu sehen, der seiner Schulklasse in einem Sozialexperiment vorführt, wie autokratische, faschistoide, gesellschaftliche Strukturen entstehen.
Wer bei der Serie mitspielt, wann sie erscheint, warum in Euskirchen gedreht wird – Antworten auf diese Fragen gab es nicht. Auch in der alten Badeanstalt am Brabanter Platz in Alt-Hürth wurden Szenen für die geplante sechsteilige Serie gedreht – auch dort blieben entsprechende Fragen unbeantwortet. Fest steht immerhin, dass die Regisseure der Serie Mark Mohnheim und Anca Miruna Lăzărescu sind. Der Rest scheint „Filmgeheimnis“ zu sein.