Am Freitagabend trifft eine Amateurauswahl mit zwei Spielern aus Palmersheim auf die Profis des Zweitligisten Bayer Dormagen.
HandballCousins René Lönenbach und Marius Schmitz gemeinsam im Allstar-Team der Amateure
Eines ist sicher: Wenn man René Lönenbach etwas anvertraut, behält er es tatsächlich für sich. Selbst innerhalb der Familie plaudert der Regisseur des TV Palmersheim nichts aus. Denn schon früh erfuhr er, dass eine Jury ihn für das Harzhelden-Allstar-Team ausgewählt hatte, das an diesem Freitag, 19.30 Uhr, auf den Zweitligisten TSV Bayer Dormagen trifft. Nur reden durfte er nicht darüber.
Und so unterstützte er die Kampagne für seinen Cousin Marius Schmitz vom TV Rheinbach, der von Usern der Harzhelden-Webseite sowie Handballspielern und -fans gewählt wurde. „Ich wurde dann der Allstar-Team-Gruppe hinzugefügt und wollte schauen, wer außer mir Rückraum Mitte spielt, und sehe dann, dass das René ist“, berichtet Marius Schmitz.
Lönenbach und Schmitz haben nach Nominierung erst einmal angestoßen
„Ich war arbeiten und habe danach gesehen, dass Marius zwei- oder dreimal versucht hat, mich anzurufen, und mich gefragt hat: ‚Wann wolltest du mir denn erzählen, dass wir zusammenspielen?‘“, erinnert sich René Lönenbach lachend. Sein Cousin ergänzt: „Wir haben dann erst einmal darauf angestoßen.“
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Für die beiden ist es eine große Ehre, dass sowohl die Jury als auch die Handballfans sie zu den besten Spielern der Region zählen und sie am Freitag vor „mindestens 1500 Zuschauern“ (so Harzhelden-Gründer Robert Deutzmann) in Dormagen auflaufen werden. Gleichzeitig freuen sich die beiden „wie die kleinen Kinder“ (Lönenbach) auf das Spiel.
„Wir ticken genau gleich, verstehen uns blind. Umso cooler ist es, dass wir zusammenspielen“, so Schmitz. So wie damals in Rheinbach, Lönenbachs letzter Station vor dem Wechsel nach Palmersheim. Trotz des Altersunterschieds von neun Jahren durfte Schmitz, damals noch Spieler der A-Jugend und der zweiten Mannschaft, immer wieder in der ersten Mannschaft mitwirken.
Auch die Väter von Lönenbach und Schmitz schauen beim Training zu
Dass es trotzdem etwas Besonderes ist, dass die beiden zusammenspielen, konnte man auch beim Abschlusstraining am Dienstagabend in Kuchenheim sehen. Die Harzhelden-Allstars, die aus der ganzen Region kommen und teilweise eine weite Anfahrt auf sich nahmen, traten gegen den Oberligisten TV Palmersheim zum Abschlussspiel an. Auf der Tribüne saßen die Väter Kurt Lönenbach und Peter Schmitz und schauten zu.
Der besondere Draht der beiden Spieler zueinander – als Verwandte, die aus dem gleichen Ort kommen – fiel beim Training zweifellos auf. Beim Warmmachen liefen sie nebeneinander und warfen sich gegenseitig die Bälle zu. In der ersten Pause des dreimal 20 Minuten dauernden Spiels fachsimpelten die Cousins miteinander.
Trimborn: „René und Marius sind herausragend auf ihren Positionen“
„Das ist eine super Sache“, findet auch Palmersheims Trainer Peter Trimborn. Das Allstar-Spiel gegen Dormagen sei eine absolute Werbung für den Handball. Es sei ein sehr großes Erlebnis, gegen eine Zweitliga-Mannschaft zu spielen. „Für René und Marius ist das super. Beide Spieler sind herausragend auf ihrer Position. René mit seiner Übersicht und seinem Spielverständnis, Marius mit seiner Schnelligkeit und seiner Ruhe“, so Trimborn.
Es sei auch ein besonderes Spiel für den Ort Palmersheim. Einziger Wermutstropfen ist, dass Marius Schmitz nicht das Trikot des TVP trägt. „Es tut natürlich immer weh, wenn ein Palmersheimer nicht für uns spielt“, sagt Trimborn.
Dennoch machen die beiden Vereine, deren Fans außer bei einem Derby ein freundschaftliches Verhältnis zueinander pflegen, am Freitag gemeinsame Sache beim Anfeuern. Allein aus Palmersheim startet ein Doppeldecker-Bus mit 70 Leuten, darunter Mitglieder der Fangruppierung Räuberbande, die mit „Frontmann“ Chris Eifler für Stimmung in Dormagen sorgen soll.
Ursprünglich sollte das Spiel schon im Juni 2020 stattfinden
Den Harzhelden-Gründern Robert und Michael Deutzmann ist die Vorfreude ebenfalls anzumerken. Vielleicht auch deshalb, weil die beiden – Vater und Sohn – lange warten mussten. Denn es ist mittlerweile vier Jahre her, dass die Idee für das Spiel einer Amateur-Auswahl gegen Profis geboren wurde. Der genaue Grund, warum die Wahl damals auf Dormagen fiel, ist mittlerweile verblasst. Das Spiel war sogar schon terminiert und sollte im Juni 2020 stattfinden. Doch dann kam die Corona-Pandemie. „Jetzt ist Dormagen auf uns zugekommen“, berichtet Robert Deutzmann.
Er ist sich sicher: „Handball funktioniert nur, wenn Amateure und Profis zusammenarbeiten.“ Für die Allstars soll es etwas Besonderes sein, in so einer großen Halle zu spielen. Deshalb war es auch nicht ganz so einfach, die richtigen Spieler auszuwählen. Handballer, die zwar eigentlich dem Amateurbereich angehören, aber beispielsweise in zweiten Mannschaften von Profivereinen spielen und dort auch als Ergänzungsspieler in der Erstvertretung zum Einsatz kommen, wurden nicht berücksichtigt. Über René Lönenbach sagt Robert Deutzmann: „So jemandem wie ihm wollten wir die Chance geben, auch mal in einer Halle vor 1500 Zuschauern zu spielen.“
Das Ergebnis am Freitagabend ist zweitrangig. Trotzdem rechnet Roberts Vater Michael Deutzmann damit, dass sich Dormagen in den ersten 15 Minuten schwertun wird. „Die Profis werden das Spiel vermutlich nicht ernst nehmen, dann aber doch klar gewinnen.“ Das ist Robert Deutzmann aber egal. Ihm ist nur eines wichtig: „Wir wollen zeigen, wie geil Handball ist.“