Kreis Euskirchen – Kreis Euskirchen. Ob nach Unfällen, bei Bränden, in der Unterstützung des Rettungsdienstes oder bei Einsätzen in Wohnungen: Es sind unterschiedlichste Szenarien, bei denen die Feuerwehrleute engen Kontakt zu Menschen haben. Gerade in Corona-Zeiten können diese Kontakte besondere Gefahren bergen: Ob derjenige, um den sich die Feuerwehrleute gerade kümmern, möglicherweise infiziert ist, wissen sie nicht.
Während die Mitarbeiter im Rettungsdienst längst geimpft sind oder werden, ist für die Feuerwehrleute keine derartige Priorisierung vorgesehen. Das hat den Verband der Feuerwehren (VdF) in NRW dazu veranlasst, sich mit einer Resolution an die Gesundheitsminister von Bund und Land zu wenden.
Feuerwehr müsse „angemessen prioritär“ ein Impfangebot gemacht werden
„Wir erleben derzeit, wie unter den ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen das Verständnis zunehmend schwindet, sich weiterhin – und anders als diverse Berufsgruppen – rein freiwillig und ehrenamtlich diesen Gefahren auszusetzen, wenn zugleich die Bereitschaft des Staates, einen der Lage angemessenen Schutz zu bieten, nicht ausreichend erkennbar wird“, heißt es da. Daher fordert der Verband, dass auch den Feuerwehrleuten „angemessen prioritär“ ein Impfangebot gemacht wird.
Markige Formulierungen, wie sie teils in der Resolution verwendet werden, sind nicht das Ding von Kreisbrandmeister Peter Jonas. Selbstverständlich wäre es auch ihm lieber, wenn die 2850 aktiven Feuerwehrleute im Kreis höher priorisiert werden. Wichtig wäre ihm und den Leitern der Feuerwehr in den Städten und Gemeinden, dass es weitergeht und auch für die Einsatzkräfte eine Impfung bald beginnen würde.
Kein „Impfneid“ festzustellen gewesen
Die Stimmung im Kreis sei jedoch derzeit recht entspannt, so Jonas. Die Fragestellung sei wegen der Knappheit der Impfstoffe ohnehin lange Zeit nicht in den Vordergrund gerückt. Auch, als etwa Lehrer in der Priorität hochgestuft wurden, sei kein „Impfneid“ festzustellen gewesen. Jeder wolle doch prioritär behandelt werden, sagt Jonas.
Doch man solle auch auf die Verordnungsgeber vertrauen. „Es ist die gleiche Frage wie im Einsatz“, formuliert es Jonas: „Wer stirbt wo zuerst?“ Dass beispielsweise Rettungsdienst-Mitarbeiter, die immer Kontakt zu den Patienten haben, höher priorisiert worden sind, ist für ihn nachvollziehbar.
Bislang sei man gut durch die Pandemie gekommen
Bislang sei man, so Jonas, recht gut durch die Pandemie gekommen. Derzeit sei man durch in ausreichender Zahl vorhandenes Schutzmaterial und Testmöglichkeiten besser aufgestellt als zu Beginn. Rund 3300 Einsatzkräfte aus Feuerwehr und Rettungsdienst sind seit gut einem Jahr in einem Monitoring, in dessen Rahmen Bericht erstattet wird, wenn jemand infiziert oder in Quarantäne ist. Maximal seien es 50 Einsatzkräfte gewesen, die im Dezember gleichzeitig betroffen gewesen seien. Die Fälle haben sich laut Jonas quer durch den Kreis verteilt. Hotspots hat es demnach nicht gegeben.
Nach Einsätzen wurden laut Jonas vereinzelt Einsatzkräfte in Quarantäne geschickt. Dass sich jemand im Einsatz mit dem Coronavirus angesteckt hat, sei jedoch nicht bekannt. Einmal seien Teile einer Löschgruppe und einer übergeordneten Einheit derart betroffen gewesen, dass sie nur „bedingt einsatzbereit“ gewesen seien. Durch Masken und Hygienemaßnahmen schützen sich die Feuerwehrleute, so gut es geht. Theoretisch, überlegt Jonas, könnten sie im Extremfall im Kontakt mit Menschen immer unter Atemschutz arbeiten, aber: „Das wäre doch weit hergeholt.“
Hohe Bereitschaft
Die SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag hat infolge der VdF-Resolution vom NRW-Innenministerium einen Bericht unter anderem darüber angefordert, wie viele Feuerwehrleute in NRW bereits geimpft sind. Dies hatte eine entsprechende Abfrage über die Bezirksregierung und die Kreise bei den kommunalen Feuerwehren zur Folge.
Im Kreis Euskirchen nutzten die Verantwortlichen diese Gelegenheit, auch die Impfbereitschaft der Feuerwehrleute abzufragen. Am Mittwochnachmittag lagen Kreisbrandmeister Peter Jonas die Meldungen aus neun der elf Kommunen im Kreis vor.
Geimpft sind demnach rund 15 Prozent der Feuerwehrleute im Kreis. Sie haben eine Impfung erhalten, weil sie hauptberuflich beispielsweise im Rettungsdienst oder Pflegeberufen tätig, Lehrer oder Erzieher sind.
Impfen lassen möchten sich grundsätzlich gemäß dieser Erhebung insgesamt fast 90 Prozent der Feuerwehrleute. Die Frage wurde laut Jonas ganz bewusst unabhängig vom möglichen Zeitpunkt einer Impfung oder einem Impfstoff gestellt.
Ende April, Anfang Mai, so Jonas, haben erste Überlegungen ergeben, dass die Impfungen der Feuerwehrleute vielleicht beginnen könnten. Doch ob das Bestand hat, sei aufgrund der aktuellen Entwicklungen rund um das Astrazeneca-Vakzin unklar. Durchgeführt werden die Impfungen voraussichtlich im Marmagener Impfzentrum.
Komplette Löschgruppen sollen nach Jonas Vorstellung nicht auf einmal geimpft werden. Für den Fall, dass schwächere Nebenwirkungen wie etwa leichte Grippesymptome auftreten, will man nicht riskieren, dass schlimmstenfalls ganze Einheiten nicht einsatzbereit seien.
In einem Flächenkreis könnte das aufgrund der teilweise bestehenden Entfernungen zur nächsten Löschgruppe verheerende Folgen haben. Daher dürfte es sinnvoll sein, in den Einheiten die Impflinge zu mixen. Wenn beispielsweise zwei Atemschutzgeräteträger aus einer Löschgruppe einen Impftermin wahrnehmen, bleiben die anderen auf jeden Fall einsatzbereit. (rha)
Kleiner geworden sind die Schwierigkeiten durch die aus dem Auftreten der Virus-Mutationen resultierenden Regelungen nicht: Im Fall des Kontakts zu einer mit einer Mutation infizierten Person ist nun keine Freitestung mehr möglich. Zudem sind die Schwellenwerte geringer: Statt 15 Minuten bei einem Abstand von 1,5 Metern, reichen nun fünf Minuten bei zwei Metern bereits für die Quarantäne-Anordnung für einen „K1“-Kontakt aus.
Doch nicht nur Zahlen und Paragrafen spielen bei der Betrachtung eine Rolle. Jonas und die kommunalen Feuerwehr-Chefs, die jeweils die Verantwortung für ihre Einsatzkräfte tragen, haben das Gesamtbild im Blick, zu dem mehr als der reine Einsatzdienst gehört.
Die Bereiche Ausbildung und Übungen, die Nachwuchsförderung in der Jugendfeuerwehr und nicht zuletzt die Gemeinschaft bilden einen Komplex, der nur schwer zu trennen ist. „Die Gemeinschaft und den sozialen Aspekt darf man nicht unterschätzen“, sagt Jonas. Feuerwehr ist eben kein 0815-Job, wo man hingeht, seine Arbeit erledigt und wieder heimgeht – und das auch noch ehrenamtlich. Nicht nur, aber gerade nach Einsätzen ist der Austausch wichtig.
Das Pandemie-Jahr, in dem der Übungsbetrieb weitgehend geruht hat, bereitet manch einem Leiter der Feuerwehr und Jugendfeuerwehrwart im Kreis insofern Sorgen, dass ein böses Erwachen kommen könnte. Dass dann, wenn ein Normalbetrieb wieder Einzug hält, die Feuerwehrleute nicht zurückkehren. Sie hoffen natürlich, dass es nicht dazu kommt und durch besseres Wetter und Impfungen nach und nach etwas Normalität einkehren kann.