Kreis Euskirchen – Die ersten Geflüchteten aus der Ukraine sind im Kreis angekommen. Bisher über private Kontakte und Hilfstransporte. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus dem Kreis hatten dazu ein Gespräch mit der Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken. Sie hätten Walsken gebeten, darauf hinzuwirken, dass die Landesregierung so schnell wie möglich ein gelenktes Verfahren in die Wege leitet, „damit wir die Unterbringung verhältnismäßig unbürokratisch, aber dennoch geordnet abarbeiten können“, berichtete Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt. So ist die aktuelle Lage:
Zuweisungsstopp in Bad Münstereifel
30 Geflüchtete seien derzeit in Bad Münstereifel untergebracht, hieß es von der Stadt am Donnerstag. Diese seien sowohl in privaten als auch in städtischen Unterkünften untergebracht.
Allerdings seien die Möglichkeiten der Stadt sehr begrenzt, da zwei Flüchtlingsunterkünfte durch die Flut im Sommer 2021 unbewohnbar geworden seien. Hinzu komme, dass auch Betroffene der Flutkatastrophe in städtischen Unterkünften lebten. Die Stadt unterliege daher einem Zuweisungsstopp.
Viel private Hilfe Blankenheim
„Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt 30 Menschen im Gemeindegebiet aufgenommen“, sagte Blankenheims Bürgermeisterin, Jennifer Meuren (parteilos), am Donnerstag auf Nachfrage und ergänzte: „Davon sehr viele Kinder.“ Die Menschen seien über persönliche Kontakte nach Blankenheim gekommen und derzeit privat untergebracht.
Insgesamt liegen der Gemeinde 17 Angebote für Unterbringungen vor. Auch die Gemeinde selbst habe Kapazitäten: In einer Unterkunft für Geflüchtete in Ripsdorf sei noch Platz. Zudem könne auf ein leerstehendes Hotel zurückgegriffen werden. Eine zentrale Zuweisung von Geflüchteten „wäre wünschenswert“, so Meuren. Aber durch die überschaubare Größe ihrer Gemeinde sei die Verwaltung nah an den Menschen dran. „Das funktioniert zur Zeit sehr gut.“
Dahlem hat noch kaum Geflüchtete aus der Ukraine
Als „noch ruhig“ bezeichnete Dahlems Bürgermeister Jan Lembach (CDU) die aktuelle Situation. Im Gemeindegebiet seien derzeit zwei bis drei Familien über private Kontakte untergebracht.
„Darüber hinaus ist es schwierig, jetzt zu kalkulieren.“ Die Gemeinde sei aber in Gesprächen, um bei Bedarf größere Unterkünfte anzumieten. „Wir sind vom Grundsatz her vorbereitet.“
In Euskirchen soll ein neues Gebäude angemietet werden
In der Kreisstadt sind diese Woche 26 Frauen und Kinder angekommen, wie der Erste Beigeordnete Alfred Jaax erklärte. Die Stadt habe sie in Wohnungen in ihrer Flüchtlingsunterkunft am Pützbergring untergebracht. Für die Nacht zum Freitag waren 40 weitere Geflüchtete angekündigt worden. Die Verwaltung, so Jaax weiter, habe außerdem mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben einen Vertrag über die Anmietung eines Gebäudes am Jülicher Ring geschlossen, das Platz für 96 Geflüchtete biete. Dabei handelt es sich um die frühere THW-Unterkunft in der Nähe des Friedhofs.
Friedensgebete
An jedem Sonntag in der Fastenzeit (13., 20. und 27. März sowie am 3. und 10. April) findet in Lommersdorf ein Gang zum Friedenskreuz mit Gebet um Frieden statt. Treffpunkt ist um 17 Uhr auf dem Platz vor der Kirche St. Philippus und Jakobus. Von dort geht es betend für den Frieden in der Ukraine gemeinsam zum Friedenskreuz (30 Minuten Fußweg), Rückkehr gegen 18.30 Uhr.
Ferner findet an jedem Mittwoch in der Fastenzeit (16., 23. und 30. März sowie 6. und 13. April) in Dahlem in der Pfarrkirche St. Hieronymus um 11 Uhr ein Friedensgebet statt.
Die Stadt hatte dieses Gebäude schon in den zurückliegenden Jahren für die Unterbringung von Geflüchteten genutzt. Zuletzt stand es leer. Weitere Objekte werde die Stadt von der Baugesellschaft Eugebau erhalten, sagte Jaax. Darüber hinaus hätten sich private Vermieter im Rathaus gemeldet. „In diesen Fällen muss man allerdings genau hinschauen, wo die genaue Intention des Angebots liegt.“
Bürgermeister Sacha Reichelt (parteilos) berichtete von dem Gespräch mit Gisela Walsken. Demnach sei es nicht vorgesehen, die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes an der Thomas-Eßer-Straße für ukrainische Geflüchtete zu nutzen. Es gebe ein „landesweites Modell mit anderen ZUE“, so Reichelt.
Hellenthals Bürgermeister sorgt sich um langfristige Versorgung
Acht Geflüchtete aus der Ukraine sind bereits in der Gemeinde Hellenthal eingetroffen, zehn weitere sollten am Donnerstagabend folgen. Ob es dabei bleibe, wisse er nicht, so Bürgermeister Rudolf Westerburg (parteilos).
„Wir haben die Unterbringungseinrichtungen, die wir haben, mit einem Update versehen“, berichtete er weiter. Das bedeute unter anderem: Betten bezogen, Handtücher ausgelegt, haltbare Nahrungsmittel bereitgestellt. Zwölf Plätze seien bereits fertig, weitere 20 sollen in der kommenden Woche folgen. Zusätzliche gebe es sieben private Hilfsangebote, so der Bürgermeister.
Sorgen bereite ihm allerdings nicht die Unterbringung der Menschen, sagte Westerburg, sondern die langfristige Versorgung. Krankenversicherung, psychotherapeutische Hilfe, Anmeldung in Schulen und Kindergärten nannte er als schwierige Aufgaben. Hinzu komme die Sprachbarriere.
Kall noch immer stark Flutgeschädigt
„Noch mal eine ganz große Herausforderung“, beschreibt Michael Heller, Kämmerer der Gemeinde Kall, die Situation. Aktuell seien etwa 25 Menschen aus der Ukraine bei Privatleuten untergebracht. Auch die Gemeinde versuche ihr Möglichstes, Hilfe bereitzustellen.
Doch die Flut habe viel zerstört. Eine städtische Unterbringung sei daher aktuell nicht möglich. Man sei aber täglich in Absprachen mit allen Beteiligten und suche weiter nach Alternativen.
Platz für bis zu 100 Geflüchtete in Mechernich
„Wir wissen zurzeit von 15 bis 20 Flüchtlingen, die privat untergebracht sind“, berichtete Holger Schmitz von der Stadt Mechernich. Derzeit seien noch keine ukrainischen Geflüchtete von der Stadt untergebracht.
Allerdings sei in der Unterkunft im ehemaligen Casino der Bundeswehr noch Platz. Und der Stadt lägen etwa zehn private Angebote vor, so Schmitz. Insgesamt sei die Stadt für eine Zahl von bis zu 100 Geflüchteten gut aufgestellt.
Andere Geflüchtete in Nettersheim umquartiert
Bisher seien drei Menschen aus der Ukraine in der Gemeinde angekommen, berichtete Integrationsbeauftragter Rainer Breinig. Bis Montag sollen noch sieben weitere folgen, alle werden privat untergebracht. Die Gemeinde unterstütze aber jeden, der Geflüchtete aufnehme, so Breinig. Auch finanziell. „Wir lassen da niemanden weder menschlich noch wirtschaftlich im Regen stehen.“
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Zudem habe die Gemeinde noch etwa 20 Plätze in bestehenden Unterkünften. Man wolle die Geflüchteten aus der Ukraine möglichst nah beieinander unterbringen. Deshalb seien andere Geflüchtete nun innerhalb der Gemeinde umgezogen. Das sei alles einvernehmlich abgelaufen, betont Breinig.
Ein paar junge Männer hätten sich schon lange gewünscht, wegen des Bahnanschlusses in den Kernort Nettersheim zu ziehen. Diesen Wunsch habe man ihnen nun erfüllt. Überhaupt sei die Hilfsbereitschaft groß. Viele, darunter auch andere Geflüchtete, hätten bei der Gemeinde angerufen und ihre Hilfe angeboten. „Das, finde ich, ist auch ein tolles Signal.“
Weilerswist hat Mail-Adresse eingerichtet
Die Gemeinde Weilerswist hat eine Mail-Adresse eingerichtet, über die sich Menschen melden können, die eine Unterkunft anbieten wollen. Die Verwaltung helfe dann bei der Vermittlung, sagte Claudia Roberz, Pressesprecherin.
Bisher seien zwölf Frauen und Kinder aus der Ukraine in privaten Haushalten untergekommen. Zudem gebe es in der bestehenden Flüchtlingsunterkunft noch gut 130 Plätze, die aber müsse die Gemeinde für Zuweisungen frei halten.
Hohe Hilfsbereitschaft in Zülpich
Auch in Zülpich sei die Hilfsbereitschaft „außergewöhnlich hoch“, heißt es in einer Mitteilung. Einige Menschen aus der Ukraine seien bereits in Privathaushalten untergebracht.
Die Stadt stehe in Kontakt mit Hilfsorganisationen und Kirchen und habe das gemeinsame Hilfsnetzwerk aktiviert. Zudem sammle man die privaten Hilfsangebote und helfe bei der Vermittlung.