Kreis Euskirchen – Noch wirkt alles still, doch schon in wenigen Wochen könnte hier reger Betrieb herrschen: Das regionale Impfzentrum in der Eifelhöhenklinik in Marmagen ist jetzt startklar. Landrat Markus Ramers und Führungsstabsleiter Udo Crespin haben am Donnerstagabend das Impfzentrum offiziell für einsatzbereit erklärt.
„Es ist eine historisch einmalige Aufgabe, der wir uns hier stellen. Eine Aufgabe, der wir uns stellen müssen“, sagte Ramers bei der Vorstellung des Impfzentrums. Den Umfang der Aufgabe verdeutlicht die Anzahl der Beteiligten: Das Technische Hilfswerk, die Feuerwehr, das Rote Kreuz und die Malteser sollen im Impfzentrum zum Einsatz kommen. Für die Sicherheit von Vakzin und Patienten sorgen Polizei, Bundeswehr und private Sicherheitsdienste.
Der Weg durch die Impfstraße in der Eifelhöhenklinik
Am Impfzentrum angekommen, werden die Patienten zunächst durch Gitter in das Innere der Klinik geleitet. Dort kontrollieren Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes die Einhaltung der Maskenpflicht und messen die Körpertemperatur mit einem Fieberthermometer. Beträgt diese mehr als 38,5 Grad Celsius, wird der Patient isoliert.
Die Ausweiskontrolle erfolgt im nächsten Schritt, der Patient wird registriert und von Lotsen in den Wartebereich zu seiner Linken geleitet.
Beim Aufruf der gezogenen Nummer muss sich der Impfling in die erste Etage begeben. Dort folgt er einer roten Markierung auf dem Boden in die ehemaligen Patientenzimmer der Klinik. jetzt soll hier geimpft werden. Ist die Prozedur abgeschlossen, können die Impflinge eine halbe Stunde warten, um allergische Reaktionen auszuschließen.
Die Verantwortlichen rechnen damit, dass sich die Impflinge im Durchschnitt 45 Minuten im Gebäude aufhalten. Darin enthalten sind auch die 30 Minuten, die nach der Impfung gewartet werden soll. Obwohl sie freiwillig sind, raten die Ärzte dazu. In den Beobachtungsräumen können 36 Personen gleichzeitig untergebracht werden, im Notfall können weitere auf dem Flur warten.
Der Impfvorgang selbst liegt in der Hand der Mediziner: Die Apotheker des Kreises sind für die Herstellung des eigentlichen Impfstoffs unter aseptischen Bedingungen zuständig, das Impfen selbst übernehmen Mitglieder der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Das Grundvakzin wird im Krankenhaus unter strengen Sicherheitsbedingungen gelagert und weiterverarbeitet.
Mehrere hundert Patienten sollen in Marmagen täglich geimpft werden, wenn das Zentrum seinen Betrieb aufnimmt. Zunächst stehen hierfür drei Impfstraßen zur Verfügung. Steigt die Anzahl der Impfwilligen, können zwei weitere hinzugeschaltet werden. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens sieht eine Impfung von maximal 660 Personen pro Tag vor.
In der Eifelhöhenklinik sollen es deutlich weniger werden. „Wir wollen keine volle Auslastung“, sagt Führungsstabsleiter Crespin. Er rechne eher mit etwa 500 Impfungen täglich. Aber auch diese Vorgabe solle zunächst nicht ausgeschöpft werden. „Wir wollen langsam starten, um zu wissen, an welchen Stellen wir nachbessern können.“ Das heißt: Zunächst sollen täglich 250 statt 500 Patienten geimpft werden, statt zwölf Stunden Betrieb sollen es nur siebeneinhalb sein. Das sei auch nötig, um einen möglichen Patientenandrang zu entzerren. „Nach 21 Tagen müssen die Patienten erneut geimpft werden. Würden wir mit 500 Impfungen täglich starten, hätten wir nach drei Wochen bereits 1000 Patienten. Und das jeden Tag.“
Bevor aber das reale Impfzentrum tatsächlich den Betrieb aufnehmen kann, geht das virtuelle Impfzentrum an den Start. In diesem werden alle Impfungen dokumentiert, die etwa durch mobile Teams der KV durchgeführt werden. Denn zuerst müssen Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen geimpft werden.„Es gibt eine Priorisierungsliste, die wir vorher von oben nach unten abarbeiten“, erläutert Frank Gummelt, Vorstandsmitglied der KV-Kreisstelle. Zu den Ersten, die geimpft werden müssen, gehört auch das Personal der Kliniken im Kreis. Ebenfalls weit oben auf der Priorisierungsliste stehen Mitarbeiter der sogenannten „kritischen Infrastruktur“ – dazu zählen etwa Polizisten und Feuerwehrleute.
Ursprünglich sollte die Eifelhöhenklinik nicht nur als regionales Impfzentrum dienen. Alles könne man aber nicht mehr leisten, sagt Crespin. „Die personellen Ressourcen haben wir einfach nicht. Wir müssen die Lage zu jedem Zeitpunkt neu bewerten.“ Diese Einschätzung bestätigt auch Kreissprecher Wolfgang Andres. „Die Platz- und Personalkapazität in Marmagen ist natürlich begrenzt.“ Er betont aber: „Die Eifelhöhenklinik soll nicht nur ein Impfzentrum sein. Im Worst-Case-Szenario wird sie zur Krankenpflegeeinrichtung.“ Wenn Krankenhäuser an ihre Grenzen gelangen, können die Patienten nach Marmagen verlegt werden, die nicht an Covid erkrankt oder pflegebedürftig sind.
Nach jetzigem Stand soll am 27. Dezember mit dem Impfen begonnen werden – vorausgesetzt es steht genug Impfstoff zur Verfügung. Denn das sei der „alles begrenzende Faktor“, so Kreissprecher Andres. Die Menge, die der Kreis täglich erhalten wird, ist noch unbekannt.