Marmagen/Wangen – Der frühere Geschäftsführer der Eifelhöhen-Klinik Marmagen und Kurbetriebs-Chef der Stadt Bad Wurzach hat jetzt vor dem Amtsgericht Wangen die Fälschung mehrerer Urkunden eingeräumt. Die Sitzung wurde am Dienstag unterbrochen, um weitere Zeugen zu laden. Ein Urteil soll erst nach dem 7. April fallen.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 60-Jährigen Betrug in schwerem Fall, Missbrauch von Titeln, Urkundenfälschung in schwerem Fall, Untreue und Unterschlagung vor. Der Mann soll neben falschen Angaben zu seinem Lebenslauf die kleine oberschwäbische Kurstadt Bad Wurzach inklusive Gehalt um rund 120 000 Euro geschädigt haben. Vor seiner Tätigkeit in Bad Wurzach war er von 2010 bis 2014 Geschäftsführer in Marmagen.
In Handschellen vorgeführt
Anfang Dezember war der Mann in Overath verhaftet worden, nachdem man in Bad Wurzach Anzeige gegen ihn erstattet hatte und er daraufhin untergetaucht war. Seitdem befindet er sich wegen Fluchtgefahr in der Justizvollzugsanstalt Ravensburg in Untersuchungshaft. Mit Handschellen und Fußfesseln wurde er im Amtsgericht vorgeführt. Den Titelmissbrauch und die Urkundenfälschung räumte der Mann vor Gericht ein. Doch gab er sich nicht nur schuld-, sondern durchaus auch selbstbewusst. Fachlich sei an seiner Arbeit nichts auszusetzen gewesen.
Mitte der 1990er-Jahre habe seine Mutter Verwandten erzählt, er habe promoviert, führte er als Vorgeschichte aus. Dabei hatte der Ex-Geschäftsführer bis dahin eher erfolglos studiert. Ein Onkel habe ihm als „Doktor“ daraufhin eine Anstellung besorgt.
„Ich bin aus der Nummer einfach nicht mehr rausgekommen“, schilderte er den weiteren Verlauf seiner beruflichen Karriere, die ihn nach Hamburg, Bottrop, Duisburg, Marmagen und 2015 schließlich nach Bad Wurzach führte.
Promotionsurkunde gefälscht
Bereits bei seiner ersten Anstellung habe er Zeugnisse und Promotionsurkunde gefälscht – „mit viel Arbeit, Tipp-Ex und einer alten Schreibmaschine“. Seine Tätigkeit als Unternehmensberater und Kliniksanierer in all den Jahren schätzt er gleichwohl als erfolgreich ein. Er zeigte sich auf Nachfrage des Richters auch überzeugt, nach seiner Haft wieder eine Anstellung auf diesem Gebiet zu finden. Auch in Bad Wurzach sei er „sehr gut mit der Aufgabe zurechtgekommen“. Es habe „von keiner Seite Beanstandungen gegeben“.
Die Beschwerden, die im Nachhinein laut geworden seien, „kommen von denen, die von meinen Maßnahmen betroffen waren, verantwortlich für die roten Zahlen und Veränderungen gegenüber nicht aufgeschlossen waren“, so der 60-Jährige.
Es bestehe „erheblicher Verdacht“, dass der Schaden nicht so hoch sei, wie von der Staatsanwaltschaft angenommen, so sein Kölner Verteidiger Jens Bühner. „Vielleicht werden wir darlegen können, dass er dem Betrieb auch etwas eingespart hat.“
Ex-Geschäftsführer zahlt Geld an Höhenklinik zurück
Laut Rechtsanwalt Bühner gab es übrigens mit der Marmagener Eifelhöhen-Klinik nach der Kündigung des Ex-Geschäftsführers im Februar 2014 ein Verfahren am Landgericht Aachen. Dabei ging es zum einen um den Fortbestand des Arbeitsvertrags und zum anderen um den Vorwurf, dass der Ex-Geschäftsführer sich offenbar nicht genommenen Urlaub ausbezahlt habe – was nach Ansicht des Gerichts nicht durch den Arbeitsvertrag gedeckt war. Die Rede war von rund 30 000 Euro, die der Ex-Geschäftsführer derzeit nach und nach abbezahlt. Denn der Mann verlor das Verfahren vor dem Aachener Landgericht.
Um einschätzen zu können, wie hoch der der Stadt Bad Wurzach entstandene Schaden war und wie die Arbeit des 60-Jährigen fachlich einzuschätzen ist, will das Gericht nun am 7. April weitere Zeugen hören, darunter den Bürgermeister, die Geschäftsführer des Kurbetriebs Bad Waldsee und der Waldburg-Zeil-Kliniken sowie damalige Ärzte und den heutigen Geschäftsführer des Bad Wurzacher Kurbetriebs.