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Tägliche neue AnmeldungenEifeler Initiative gegen Motorradlärm geht durch die Decke

Lesezeit 4 Minuten

Waghalsige Überholmanöver der Motorradfahrer gehören vor allem am Wochenende zum gewohnten Bild in der Eifel.

  1. Von der Eifel geht eine Initiative aus, um den lärmgeplagten Anwohnern von beliebten Motorradstrecken etwas Entlastung zu bescheren.
  2. Die Initiative „Silent Rider“ findet großen Anklag bei Gemeinden in ganz Deutschland.
  3. Auch eine Förderung durch das Verkehrsministerium steht im Raum.

Eifelland – Bundesweite Beachtung findet die Initiative „Region Nationalpark Eifel gegen Motorradlärm“. Mehr als 30 Kommunen und Institutionen, so berichtete Simmeraths Bürgermeister Karl-Heinz Herrmanns, haben bereits ihre Absicht angemeldet, Mitglied zu werden und sich damit den Eifel-Kommunen anzuschließen, die das Projekt initiiert haben.

Aus dem einstigen Fortbewegungsmittel ist ein Freizeitvergnügen geworden. Ob einzeln oder in großen Pulks – nicht immer sind die Motorradfahrer gern gesehene Gäste, wenn sie ihrem Hobby auf den Eifeler Straßen nachgehen. Denn viele Bürger beklagen sich über die Lärmbelästigung der oft geräuschintensiven Maschinen.

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Und dieses Problem besteht längst nicht nur in der Eifel. „Wir haben bundesweit 160 Kommunen angeschrieben, von denen wir wussten, dass es bei ihnen Probleme mit Motorradlärm gibt“, so Hermanns. Daher, so die Überzeugung der Initiatoren, würden Mitstreiter bundesweit gebraucht.

Eine von der Eifel ausgehende Initiative

So geht nun von der Eifel eine Initiative aus, um den lärmgeplagten Anwohnern von beliebten Motorradstrecken etwas Entlastung zu bescheren. „Es ist eine erfreuliche Entwicklung“, so Hermanns.

Tatsächlich klingt die Liste der Kommunen, die sich beteiligen wollen, schon jetzt wie ein Streifzug quer durch die Bundesrepublik. Am Anfang waren es sieben Städte und Gemeinden aus der Eifel, die den Stein ins Rollen gebracht haben: Simmerath, Heimbach, Nettersheim, Hürtgenwald, Schleiden, Bad Münstereifel und Nideggen. Ihnen hat sich inzwischen auch die Gemeinde Blankenheim angeschlossen.

Täglich kommen neue Anmeldungen

Doch seit der Auftaktveranstaltung in Düren treffen nach Angaben von Hermanns täglich Verpflichtungserklärungen im E-Mail-Eingang der geschäftsführenden Gemeinde Simmerath ein. Darunter sind unter anderem der Landkreis Osnabrück, die Gemeinde Bayrisch Zell an der österreichischen Grenze, die Gemeinde Glienicke/Nordbahn aus Brandenburg oder die Städte Schmallenberg und Sundern im Sauerland.

Sie alle haben sich verpflichtet, 5000 Euro in die gemeinsame Kasse zu zahlen, aus der die Projekte der Initiative finanziert werden sollen. „Gerade ist die Anmeldung des Bundesverbandes der Motorradfahrer eingetroffen“, freute sich Hermanns.

Was ist das besondere am Eifeler Ansatz?

Es ist nicht die erste Initiative gegen den Motorradlärm. Doch warum stößt der Ansatz, den die Eifeler gewählt haben, nun auf einmal auf so großes Interesse an anderen Orten?

„Vor vier Jahren haben wir zum Beispiel einen Anlauf genommen, der sich aber auf die Gemeinde Simmerath beschränkt hat“, erläuterte Hermanns. Der neue Ansatz, den die Initiative gewählt hat, beinhaltet neben der politischen Forderung nach Gesetzesänderungen auch eine Imagekampagne. Unter dem Slogan „Silent Rider“ richtet sie sich direkt an die Motorradfahrer. Diese Kombination scheint auch außerhalb der Eifel erfolgversprechend zu sein.

Das Verkehrsministerium will die Initiative unterstützen

Rückmeldungen von politischen Vertretern aus Land- oder Bundestag gebe es bislang noch nicht, berichtete Hermanns. Doch das muss nicht so bleiben: Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg habe sich gemeldet, weil es die Initiative unterstützen wolle.

Ebenso habe der Lärmschutzbeauftragte aus Baden-Württemberg, Thomas Marwein, um ein Gespräch im Simmerather Rathaus zu diesem Thema gebeten. Auch die Grünen im NRW-Landtag in Düsseldorf hätten ihr Interesse bekundet.

Gründung einer GbR in Aussicht

So wächst die bisher lose Organisation weiter, um den Absichtsbekundungen auch Taten folgen zu lassen. „Wir sind momentan dabei, eine GbR, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts zu gründen“, teilte Hermanns mit. Diese werde voraussichtlich an die Geschäftsstelle der Rureifeltouristik in Heimbach angedockt.

„Die übernehmen dann Aufgaben für uns“, so der Simmerather Bürgermeister. In wenigen Wochen solle auch die Werbeagentur ihre Online-Aktivitäten starten. „Zum Ende der Sommerferien wollen wir kampagnenfähig sein“, skizzierte Hermanns die möglichen Abläufe.

Doch das sei nur eine Übergangslösung. Der GbR solle ein Verein folgen. Die Zahl der Mitglieder solle schließlich die 40 deutlich übersteigen. „Ich bin da verhalten optimistisch“, so Hermanns.

Der Lärm

Die Wahrnehmung der lärmgeplagten Anwohner stützte Karl-Heinz Hermanns mit Zahlen vom Lärmdisplay, das die Nationalparkverwaltung im Bereich Einruhr aufgestellt hat. Dort werden sowohl der Geräuschpegel als auch die Geschwindigkeit gemessen.

An einem Wochenende wurden 1500 Motorräder gemessen. Davon sind laut Hermanns 20 Prozent im Bereich zwischen 91 und 99 Dezibel gewesen. „75 Motorräder hatten mehr als 100 Dezibel“, so Hermanns. Der Spitzenreiter habe 115 Dezibel verursacht. „Zum Vergleich: Ein startendes Flugzeug liegt zwischen 110 und 140 Dezibel“, so der Bürgermeister. (sev)

Die Forderungen

Eine Liste von insgesamt zehn Forderungen hat die Initiative „Region Nationalpark Eifel gegen Motorradlärm“ aufgestellt. Eine große Rolle spielt dabei der Wunsch nach Gesetzesänderungen. So soll unter anderem die mögliche Lärmentwicklung von Motorrädern durch eine EU-Typ-Prüfung eingeschränkt werden. Bei dieser Prüfung soll auch die tatsächliche Geräuschentwicklung berücksichtigt werden.

Die Möglichkeiten polizeilicher Kontrollen sollen erweitert werden. Die bisherige Praxis hat jüngst eine Kontrolle am Rursee gezeigt: Dort wurde die Lautstärke der Motorräder gemessen. Waren die Maschinen zu laut und hatten die Fahrer die ausgebauten Teile – meist sogenannte „DB-Killer“ – dabei, konnten sie diese vor Ort wieder einbauen. Dies soll, so die Forderung der Initiative, künftig unterbunden werden.

Frontkennzeichen sowie eine Halterhaftung sollen eingeführt werden, damit Anzeigen bei Geschwindigkeits-Übertretungen nicht ins Leere gehen. Dieses bedingt allerdings Gesetzesänderungen auf Bundes- und EU-Ebene.

Gekoppelt werden diese Forderungen mit der Marketingkampagne „Silent Rider“, die durch eine Werbeagentur erarbeitet wurde. Sie soll bei Motorradfahrern für eine leisere Fahrweise werben. (sev)