Kirchheim – „Vor dem Spiel wird sie oft belächelt, nach der Partie gefürchtet“, sagt Stephan Dürholt. Er ist Trainer der C-Junioren der SG Kirchheim/Arloff/Flamersheim und somit auch der Coach von Emilia Thönnesen. Die 14-Jährige, die seit der F-Jugend in Kirchheim Fußball spielt, wird von ihrem Trainer wegen ihrer kompromisslosen Spielweise auch liebevoll „die Axt“ genannt.
„Reiten hat mich nie interessiert“, sagt die Realschülerin. Stattdessen habe sie schon immer viel lieber Fußball gespielt. Das könnte auch daran gelegen haben, dass ihr Vater (unter anderem in Stotzheim) und ihre Mutter (in Nöthen) selbst dem Ball hinterhergejagt sind. Wer nach Thönnesen auf dem Spielfeld sucht, muss meist die Augen nur in Richtung der SG-Verteidigung richten. „Ich würde zwar schon gerne mal ein wenig offensiver spielen, aber ich weiß, dass das andere besser können“, sagt sie bescheiden. Dafür kann die 14-Jährige vor allem eins sehr gut: verteidigen.
Zwei klare Lieblingsspieler
Entsprechend ihrer Spielweise und Position hat sie zwei klare Lieblingsspieler: Joshua Kimmich und Manuel Neuer. Beide Nationalspieler, beide Profis beim FC Bayern München. Vor allem die Vereinszugehörigkeit sorgt im Hause Thönnesen durchaus schon mal Diskussionen. Emilias Vater ist nämlich BVB-Fan. „Der findet das nicht so gut, dass ich Bayern-Fan bin“, sagt die 14-Jährige schmunzelnd. Auch ihr Trainer kann dem Lieblingsverein der Defensivstrategin nicht viel abgewinnen. Verständlich, denn auf der Wade des Coachs ist ein großer Geißbock samt Wappen des 1. FC Köln tätowiert.
Sein Team sei derzeit hinter der C-Jugend-Mannschaft der JSG Erft, die von Kevin Greuel trainiert wird, die Nummer zwei im Kreis. Das Ziel sei der Aufstieg in die Sonderliga, sagt Coach Dürholt, der seit der F-Jugend die Mannschaft mit Mathias Heine trainiert. Und dabei soll auch die Defensive helfen, die meist von der 14-Jährigen angeführt wird. „Der eine oder andere Gegner hat schon mal große Augen gemacht, wenn wir den ersten Zweikampf geführt haben“, sagt sie schmunzelnd. Dann sei schnell klar, dass die nächsten 70 Minuten eine echte Herausforderung für den Gegner würden.
Für sie sei es völlig normal mit Jungs in einer Mannschaft zu spielen. Die junge Kirchheimerin wird aber nicht nur von ihren Gegenspielern gefürchtet, sondern hat sich auch in die Notizbücher der Stützpunkttrainer gespielt. Sogar der Verbandsstützpunkttrainer hat schon angeklopft.
Aufmerksamkeit auf sich gezogen
Und auch die Aufmerksamkeit der Trainer der SC 13 Bad Neuenahr hat Thönnesen schon auf sich gezogen. Die wollten die Verteidigerin nämlich mit einem Zweitspielrecht nach Rheinland-Pfalz locken.
Diesem Werben widerstand die Realschülerin aber vor einiger Zeit mit dem Argument, dass ihr das noch ein wenig zu viel Aufwand sei, sie lieber mit ihren Freunden kicke. Sollte aber noch einmal ein solches Angebot kommen, wolle sie es annehmen, sagt sie. Wichtig sei aber, dass sie weiter für die SG auflaufen könne.
Fehlenden Ehrgeiz oder fehlende Ziele kann man der 14-Jährigen nun wahrlich nicht absprechen. „Ich möchte Fußballprofi werden und mein Abitur machen“, sagt sie. Und Sport in Köln studieren.
An ein Spiel erinnert sich die Schülerin besonders gerne. „An das, in dem ich ein Tor geschossen habe“, sagt sie mit jugendlicher Unbekümmertheit. Das sei in der Halle gewesen, gegen die JSG Erft. „Ich liebe Hallenfußball, weil ich da auch mal offensiver spielen kann“, erklärt Thönnesen. Während der Corona-Pandemie habe sie oft im Garten ein wenig Fußball gespielt. Aber das sei auf Dauer „doof“ gewesen. Und auch die Fahrradtouren der joggenden Mutter hinterher seien auf Dauer wenig spannend gewesen.
Doch was zeichnet die „Axt von Kirchheim“ aus? Trainer Dürholt überlegt nicht lange und zählt Attribute wie Zweikampfstärke, Wille und Dynamik auf. Die 14-Jährige bezeichnet sich als ehrgeizig und willensstark. Durchaus Eigenschaften, die auch ihre beiden Vorbilder ausmachen