Zum Astronomietag gaben die Forscher des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie einen Einblick in ihre Arbeit am Radioteleskop Effelsberg.
AstronomietagForscher erklären in Effelsberg die Faszination der unendlichen Weiten
Ein Blick in den wolkenlosen Nachthimmel gibt Raum, die Fantasie auf Reisen zu schicken. Seit Beginn der Menschheitsgeschichte ranken sich zahllose Mythen und Legenden um die Bedeutung von Sternenkonstellationen und die fernen und fremden Welten. Heute erlaubt die moderne Technik einen detaillierten Einblick in das Sternenreich.
Sehr intensiv geschieht dies in der Sternwarte am Radioteleskop Effelsberg. Seit gut 50 Jahren schauen Radioastronomen mit ausgeklügelten technischen Hilfsmitteln in die vermeintliche Schwärze, um ihr möglichst viele Geheimnisse zu entreißen. Anlässlich des bundesweiten Astronomietages luden die Betreiber des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie Bonn nun zum Radioteleskop ein, um die Arbeit der Wissenschaftler und deren Erkenntnisse zu teilen.
Forscher blicken in die Vergangenheit unseres Sonnensystems
Vorgetragen von Dr. Norbert Junkes, dem Beauftragten für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Instituts, gaben die Veranstalter einen Einblick in die Arbeit ihres Observatoriums. Im Fokus standen dabei Themen wie die stärksten Radiowellen am Himmel, die Geschichte der Frauen in der Astronomie oder die Entstehung der Elemente im Universum. „Da draußen passiert so viel, von dem wir in unserem Alltag gar nichts mitbekommen“, staunte Besucher Werner Spahn: „Dabei ist es so lohnend, seinen Blick in Richtung der Sterne zu richten, die so unglaublich viel zu erzählen haben.“
Tatsächlich seien die am Radioteleskop durchgeführten Messungen in der Lage, nicht nur aktuelles Geschehen zu beobachten, sondern auch Rückschlüsse auf die früheste Vergangenheit unseres Sonnensystems zu ziehen, wie Radioastronom Benjamin Winkel erklärte: „Wir können heute Wasserstoffansammlungen anmessen, aus denen irgendwann einmal Sonnen entstehen könnten, ähnlich wie der unseren.“
Ein Prozess, wie er seit Jahrmilliarden immer wieder im Kosmos ablaufen sei und der für die Entstehung eines jeden Lichtpunktes am Nachthimmel verantwortlich sei. „Alle Elemente, alle Materie und somit auch der Mensch sind im Laufe der Zeit aus solchen Wolken hervorgegangen. Sie haben sich zunächst zu Sonnen entwickelt und durch die im Inneren stattfindenden Kernprozesse immer schwerere Elemente gebildet“, so Winkel: „Die Wasserstoffwolken, die wir heute anmessen können, stehen also ganz am Anfang eines kosmischen Lebenszyklus, den auch wir einmal durchlaufen haben.“
Effelsberger Astronomen vermitteln auch Kindern Einblicke in ihre Arbeit
Bahnbrechende physikalische Errungenschaften wie Albert Einsteins Relativitätstheorie können anhand von Beobachtung und Ausmessung sogenannter Pulsare, das sind Sterne am Ende ihrer Lebenszeit, im Radioteleskop überprüft werden, erklärte Benjamin Winkel. Der Tag der Astronomie erlaube einen einsteigerfreundlichen Einblick in diese Themen. „Niemand muss heute einen Studiengang abgeschlossen haben, um den Vorträgen folgen zu können. Wir hatten heute einen Fünfjährigen zu Besuch, dessen Eltern ihn nur mit Mühe wieder von hier wegbekommen haben“, scherzte Winkel.
Zudem standen den kleinen und großen Besuchern auch andere Hilfsmittel zur Verfügung, Erscheinungen wie schwarze Löcher genauer unter die Lupe zu nehmen. Mithilfe einer VR-Brille konnten sich Interessierte sogar selbst um ein solches Gebilde, das auch schon Hollywood zu packenden Kinofilmen inspiriert hat, bewegen.
„Es war richtig spannend, so etwas zu sehen“, freute sich die zwölfjährige Stella: „Ich habe schon früh Sendungen über das Weltall im Fernsehen geschaut und würde gerne auch mal selbst hochfliegen.“ Diesem Wunsch konnten die Organisatoren am Radioteleskop zwar nicht nachkommen, doch zumindest eine virtuelle Reise konnten sie Stella und den übrigen Gästen ermöglichen.
Menschen hatten immer schon ein großes Interesse an den Sternen
„In den Sozialen Medien sieht man mittlerweile immer mehr Bilder, auch von Privatpersonen, von Polarlichtern oder einer Sonnenfinsternis“, so Winkel. Diese Aufmerksamkeit einem Thema gegenüber, das der Radioastronom zu seinem Beruf erwählt hat, freue auch die Experten.
Es sei jedoch keine Entwicklung der jüngeren Vergangenheit. „Die Menschen haben sich auf die eine oder andere Weise schon immer für die Sterne interessiert“, so Winkel: „Durch das Internet ist das alles heute vielleicht ein wenig präsenter. Doch die Faszination, die auch uns alle antreibt, hat es schon immer gegeben. Umso glücklicher sind wir, uns an diesem bundesweiten Astronomietag mit den Besuchern über diese gemeinsame Faszination austauschen zu können und einen Einblick darüber zu geben, woran wir das ganze Jahr über in unserem Radioteleskop forschen.“