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50-Jahr-FeierFraunhofer-Institut in Euskirchen erhält einen Neubau für 33 Millionen Euro

Lesezeit 4 Minuten
Ein Luftbild des Instituts, das aus mehreren Komplexen besteht; im Hintergrund Wohnhäuser.

Das Fraunhofer-Institut, das im Euskirchener Appelsgarten residiert, besteht seit 50 Jahren. Teile des Instituts werden abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt.

Teile des Instituts ziehen vorübergehend in die Euskirchener Innenstadt. 2026 steht eine weitere einschneidende Neuerung an.

Das Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen (INT) in Euskirchen steht vor einschneidenden Veränderungen. Zum einen entsteht am Standort Appelsgarten ein Neubau für 33 Millionen Euro. Zum anderen wird das Institut 2026 in das Fraunhofer FKIE integriert, das in Wachtberg (Rhein-Sieg-Kreis) angesiedelte Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie.

Die Neubaupläne seien ein klares Bekenntnis zum Standort Euskirchen. „Sonst würden wir nicht viele Millionen dafür ausgeben“, sagte der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Prof. Holger Hanselka, als das INT im Euskirchener Office Park sein 50-jähriges Bestehen feierte.

Das Euskirchener INT wird in ein anderes Fraunhofer-Institut integriert

Die Frage, ob der Name INT 2026 verschwindet, wurde während der Geburtstagsfeier nicht erörtert. Der Begriff Integration lässt dies allerdings erahnen, zumal Hanselka vom „künftigen FKIE mit Standort Euskirchen“ sprach. Während die Wachtberger Einrichtung rund 500 Beschäftigte hat, sind es am Appelsgarten knapp 150.

In Euskirchen werde kein Arbeitsplatz verloren gehen, versicherte der Fraunhofer-Präsident den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im 120-köpfigen Publikum: „Sie werden am Standort Euskirchen gebraucht.“ Hanselka sagte, dass er dem Zusammenschluss optimistisch und begeistert entgegensehe.

Festgäste sitzen in mehreren Reihen hintereinander.

Die 50-Jahr-Feier des Instituts fand im Euskirchener Office Park statt.

Es kämen zwei Partner mit komplementären Kompetenzen zusammen. Dies sei eine ideale Konstellation. So entstehe „ein noch kompakteres, noch kompetenteres Angebot“ für das Bundesverteidigungsministerium (BMVg), für das beide Fraunhofer-Institute Forschungsarbeit betreiben.

Dirk Seebeck, Ministerialrat im BMVg, sagte, das INT sei seit Jahrzehnten „Flutlicht und Suchscheinwerfer der wehrtechnischen Forschung“. Diese Forschung, so Seebeck mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, sei „seit der Rückkehr des Imperialismus nach Europa“ wichtiger denn je und kein Selbstzweck, sondern Notwendigkeit.

Die Geschichte des Instituts begann in den 1960er-Jahren in der Nähe von Kiel

Institutsleiter Prof. Dr. Dr. Michael Lauster hatte vorher die Geschichte des Hauses Revue passieren lassen. Sie begann in den 1960er-Jahren in Stohl mit einer Arbeitsgruppe am Institut für Reine und Angewandte Kernphysik der Universität Kiel, die sich mit der Wirkung von Kernwaffen befasste. Daraus entstand 1970 das Institut für Strahlenschutz und vier Jahre später das INT als eigenständiges Institut der Fraunhofer-Gesellschaft.

1977 wurde das Institut nach Euskirchen verlagert – wegen der Nähe zum Verteidigungsministerium in Bonn. Der Standort am Appelsgarten wurde mehrfach erweitert – und 2021 massiv von der Flutkatastrophe getroffen. Der schwer beschädigte Altbau soll bald abgebrochen werden. Um die Zeit bis zur Fertigstellung des Neubaus zu überbrücken, werden zum 1. Dezember Teile ausgelagert:

Ein Mann sitzt an einem Computer, auf dem Monitor ist eine Grafik zu sehen.

Ein Mitarbeiter des Instituts bei der Arbeit.

Michael Lauster, vor sich ein Mikrofon, lacht in die Kamera.

Prof. Michael Lauster leitet das Euskirchener Fraunhofer-Institut seit 2012.

Institutsleitung, Verwaltung und eine der wissenschaftlichen Abteilungen ziehen in das bisherige AOK-Domizil an der Kaplan-Kellermann-Straße. Das Gebäude ist frei, seit die Krankenkasse zur Neustraße übergesiedelt ist. Die experimentell arbeitende Abteilung bleibt im Appelsgarten, wo derzeit Sanierungsarbeiten laufen und neue Messräume entstehen. Wenn der Neubau fertig sei, Anfang der 2030er-Jahre, werde der Standort „zu den modernsten und bestausgerüsteten Instituten in Europa zählen“, sagte Lauster.

Das Fraunhofer INT betreibt, so die Eigendarstellung, technologieorientierte Innovationsforschung. Es arbeitet nicht nur für die Bundeswehr, sondern auch für zivile öffentliche Auftraggeber und Unternehmen. Es befasst sich mit dem gesamten Spektrum technologischer Entwicklungen und deren Wechselwirkung mit sozialen und ökonomischen Fragestellungen. Vertiefend hinzu kommen theoretische und experimentelle Arbeiten auf dem Gebiet elektromagnetischer und nuklearer Effekte.

Landrat Markus Ramers nennt das INT ein Aushängeschild der Region

Landrat Markus Ramers nannte das Institut mit seinen hoch qualifizierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein Aushängeschild der Region, einen unverzichtbaren Innovationsmotor und einen bedeutenden Arbeitgeber. Bürgermeister Sacha Reichelt gab zu, dass er nicht wisse, was genau sich hinter den Zäunen und Mauern des Institutsgeländes abspiele: „Da geht es mir wie vielen Euskirchenern.“

Bekannt sei allerdings, „dass Fraunhofer in vielen Bereichen in Deutschland die Nummer eins ist und unsere Verbindung zum Weltraum“. Während Reichelt in diesem Zusammenhang von Raketen sprach, in denen dank der INT-Forschungsarbeit „ein kleines Stück Euskirchen“ stecke, erwähnte Abteilungsleiter Stefan Metzger zwei Satelliten mit Euskirchener Technik: den Forschungssatelliten ERNST und den Heinrich-Hertz-Satelliten, der im Juli 2023 einen im Appelsgarten entwickelten „On-board Radiation Sensor“ mit ins All nahm.

Bevor Metzger und René Bantes wissenschaftliche Glanzlichter aus der 50-jährigen Geschichte des Instituts vorstellten – die Bandbreite reichte von strategischen Technologie-Entscheidungen für Kunden bis zur Strahlendetektion mit Drohnen –, hatten weitere Wissenschaftler die Arbeit der Euskirchener gewürdigt, darunter Dr. Karsten Deiseroth als Vertreter des Kuratoriums des Fraunhofer INT. Musik steuerte das Prima-Quartett mit Streichmusik bei.