Nach heutigem Verständnis gehört auch dieses Kleinod gar nicht mehr zu Manfort: Auch der Friedhof liegt auf Wiesdorfer Gebiet, sofern man die A 3 als Grenze zwischen den Stadtteilen annimmt. Wäre es noch die Haberstraße, gäbe es hingegen keinen Zweifel. Unstrittig ist aber; Der Friedhof, der beiden Stadtteilen dient, liegt an der Manforter Straße. Seit wenigen Wochen erstrahlt die denkmalgeschützte Friedhofskapelle dort in neuem Glanz. Die Sanierung des Innenraums wurde nach knapp einem Jahr weitgehend abgeschlossen. Neue Wandleuchten müssen noch her, weitere Restarbeiten an Treppenanlage und Wandelgang standen noch an, als die Kapelle Mitte August wieder in Betrieb ging. Der Bau, entworfen vom Architekten Wilhelm Fähler, steht seit 2008 unter Denkmalschutz, für seine Sanierung musste die Stadtverwaltung deutlich mehr Geld aufwenden als ursprünglich geplant: Aus 210 000 wurden 370 000 Euro.
Erklärt wurde das von der Bauverwaltung mit „unvorhergesehen Erkenntnissen“: So seien bei früheren Renovierungsarbeiten Materialien verwendet, die nun eine aufwendige Vorbereitung des Untergrundes erforderlich machten. Die Beschichtung haftete vielerorts nicht und blätterte ab. Auch musste der alte Anstrich aufwendig entfernt werden, damit der Untergrund die Farbe halten konnte. Auch beim Gerüst schossen die Kosten in die Höhe. Für dieses Gewerk seien aufgrund der „Komplexität der Geometrie“ höhere Beträge angefallen als kalkuliert. Auch bei den Dachdeckerarbeiten und der Instandsetzung der Außenseite der Oberlichter seien die Probleme erst offensichtlich geworden, als die Stellen vom Gerüst aus in Augenschein genommen werden konnten. Das alles musste aufwendig koordiniert werden; die Stadt gab deshalb einem Architekten den Auftrag, alle Arbeiten auszuschreiben und die Bauleitung zu besorgen.
Lohn des Aufwands: An vielen Stellen sieht die Manforter Friedhofskapelle wieder so aus wie bei ihrer Einweihung im Jahr 1920. Auch die Farben im Innenraum sind authentisch: Recherchen nach der ursprünglichen Farbgebung hätten die rot-blau-weiße Anordnung ergeben. Der Außenbereich der Kapelle soll Ende November fertig sein.
Aber es gibt auch Architektur, die unstreitig zu Manfort gehört. Das Pförtnerhaus vor der ehemaligen Zentrale des Wuppermann-Stahlwerks ist so ein Fall. Dort entwarf Wilhelm Fähler eine ovale Glasfront, über die das Dach kühn herausragt. Diesen Bau entwarf der Architekt erst nach dem Krieg, die Formensprache wirkt entsprechend moderner als auf dem Friedhof.
Einer von Leverkusens prägendsten Baumeistern orientierte sich an niederländischer Architektur. Manches erinnert an Willem Marinus Dudok, den Stadtarchitekten von Hilversum. Fähler hinterließ in der aufstrebenden Industriestadt Leverkusen vielerlei Spuren. Dabei wollte er die Stadt eigentlich schon bald wieder verlassen, nachdem er 1917 hierher versetzt worden war. Wegen einer Kriegsverletzung war er nicht mehr dienstfähig. Stattdessen musste er in einem kriegswichtigen Betrieb arbeiten. Es waren die Farbenfabriken Bayer.
Einflüsse aus den Niederlanden
Fählers Verwaltungsbau für Wuppermann zeigt ebenfalls Einflüsse aus den Niederlanden. Ein fast geschwisterhaft ähnliches Bauwerk machte Danner im Hafengebouw von Amsterdam aus. Die Stadt sah Fähler als Ganzes, schuf in der Manforter Kleinsthaussiedlung Heidehöhe ein progressives Stück Wohnungsbau für Menschen mit wenig Geld. Keine Flure, nur Küche und Wohnraum allein waren beheizbar. Für 72 Häuser und sechs Mehrfamilienhäuser war es ein Stück Reformarchitektur. Die KPD hatte hier viele Anhänger, im Geschäft der Konsumgesellschaft Hoffnung kaufte man ein. Fähler geriet mit den Nationalsozialisten aufgrund seines internationalen Baustils zunehmend in Konflikt. Sie wollten den Gemeindebaumeister verklagen, kamen mit dem Vorwurf, er habe zu hohe Forderungen für seine architektonischen Leistungen gestellt, nicht durch. Und so ging es mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Anfang der 50 er Jahre weiter. Das Pförtnerhäuschen und das Verwaltungsgebäude entwarf Fähler, erlebte die Bauausführung aber nicht mehr, da er 1953 bei einen Autounfall ums Leben kam. Seine Tochter Ruth führte die Geschäfte weiter.