Was tut man, wenn der wichtigste Lieferant nicht spurt?
Diese Frage stand am Beginn der Begegnung zwischen Tobias Bunse und Norbert Gober.
Inzwischen haben der junge Chef von Kähler Industriearmaturen und der Wirtschaftssenior viele andere Fragen beantwortet.
Leverkusen / Burscheid – Das Beste erzählt Tobias Bunse zum Schluss: Wie Norbert Gober nach Dänemark gereist ist, um weiter an dem Problem zu arbeiten, das die beiden überhaupt erst zusammengebracht hat. Den Geschäftsführer von Kähler Industriearmaturen und den ehemaligen Manager des weltweit führenden Anlagenbauers SMS, der sich dem Netzwerk der Wirtschaftssenioren angeschlossen hat. Auf dass jüngere Chefs von seinem Erfahrungsschatz profitieren können. Die Dänemark-Reise hätte eigentlich Bunse machen müssen. „Aber für genau diese Zeit war die Geburt ausgerechnet. Da wollte ich meine Frau nicht allein lassen“, berichtet der Chef des Burscheider Spezialisten für Hähne, die man in Versorgungsnetzen findet: Fernwärme, in Krankenhäusern, im Chempark Leverkusen. Dort gehört Lanxess zu den Kähler-Kunden.
Das Alleinstellungsmerkmal der 1993 gegründeten Firma ist der exklusive Vertrieb von Kugel- und Kükenhähnen in Deutschland. Letztere sind raffinierte, aber auch ziemlich komplizierte Konstruktionen. Die bezieht Kähler-Chef Bunse von einem dänischen Lieferanten. Und mit dem gibt es Probleme, weil er „die Fristen und auch keine Absprachen mehr einhält“, berichtet der junge Unternehmer. Was dazu führt, dass ihm seine Kunden jetzt Druck machen.
Suche nach einer Lösung
Im vorigen Sommer hatte Bunse genug davon. Eine Lösung sollte her. Dazu kam: Der gelernte Fachinformatiker fand, dass er in manchen Bereichen „eher getragen wurde als die Zügel fest in der Hand zu halten“. So beschreibt es der 36-Jährige. Wobei man wissen muss, dass Bunse einen leichten Hang zum Perfektionismus hat: Er will die Kostenstrukturen in der Sieben-Leute-Firma bis ins Letzte durchblicken – auch weil es ihm hilft, das Portfolio des Armaturen-Lieferanten zu erweitern.
Vor ziemlich genau einem Jahr nahm Bunse also Kontakt zu den Wirtschaftssenioren auf. Und hatte aus seiner Sicht das Glück, dass Norbert Gober gerade in Rente gegangen war und seinem ersten Beraterjob entgegen fieberte. Die beiden haben sich wohl gesucht und gefunden. Tobias Bunse ist immer wieder überrascht, „in welcher Tiefe dieser Mann sich auskennt“. Egal, ob es sich darum handelt, mit dem dänischen Lieferanten klar zu kommen.
Was die Wirtschaftssenioren machen
An kleine und mittlere Unternehmen richtet sich das Beratungsangebot der Wirtschaftssenioren Leverkusen. Die erfahrenen Manager aus vielen Branchen können helfen, wenn es zum Beispiel um die Unternehmensführung geht, eine Übernahme oder Finanzen und Controlling, Marketing. In juristischen oder steuerlichen Fragen dürfen die Wirtschaftssenioren keine Ratschläge geben. Und: „Unwirtschaftliche Projekte lehnen wir ab“, sagt Sprecher Peter Wilhelmi: „Weisungsgebunden handeln wir auch nicht.“ (tk)
Oder ob man sich – und das ist Bunses Ziel – um eine Alternative bemüht. Da helfen dann die internationalen Erfahrungen des Norbert Gober: Es gibt Kontakt mit einem Hahn-Hersteller in Asien. Was Bunse auch freut: „Ich kann eigentlich zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen. Wann immer mir etwas in den Kopf kommt.“ Teuer ist die Beratung nicht: 60 Euro pro Stunde. Da kann man durchaus schon mal in die Tiefe gehen.
Und zur Dänemark-Mission: dass Tobias Bunse bei seiner Frau geblieben ist, dürfte ihm auch Punkte bei seinem Schwiegervater eingebracht haben. Der gehörte zu den Gründern von Kähler und hat die Führung vor ein paar Jahren an ihn abgegeben. Vielleicht noch ein Grund, Norbert Gober dankbar zu sein.