AboAbonnieren

„Jugend trifft auf Blaulicht“So lief die Rettungsübung in der Swisttaler Kiesgrube

Lesezeit 4 Minuten
Jugend trifft Blaulicht. 24-Stunden-Übung in der Kiesgruße Straßfeld. Jugendliche der Löschgruppen aus Bornheim versuchten den Brand zu löschen.

„Jugend trifft Blaulicht“: 24-Stunden-Übung in der Kiesgruße Straßfeld. Jugendliche der Löschgruppen aus Bornheim versuchten den Brand zu löschen.

Eine große 24-Stunden-Übung im Stadtgebiet Bornheim sowie ein gemeinsames Szenario mit anderen Organisationen wurde in Swisttal-Straßfeld in einer Kiesgrube abgehalten.

Wie eine Mondlandschaft baut sich das riesige Gelände der Kiesgrube vor Sven Söhnge auf. Von der Zufahrt am Rand des Abbaugebietes aus entdeckt der Jugendbetreuer des Technischen Hilfswerks (THW) Bornheim sofort eine starke Rauchsäule. Zwischen den zahlreichen Sand- und Kieshügeln ist ein Strohhaufen in Flammen aufgegangen. Schnell wird Söhnge klar, hier ist etwas Dramatisches passiert. Von einer Anhöhe am Rand des Geländes westlich des Swisttaler Ortsteils Straßfeld ist klar zu sehen, dass es zahlreiche Verletzte gibt, ein Mann, der auf einem Kiesberg liegt, ruft verzweifelt um Hilfe, ein Pärchen liegt reglos am Ufer des Baggersees.

Von einer Anhöhe am Rand des Geländes westlich des Swisttaler Ortsteils Straßfeld ist klar zu sehen, dass es zahlreiche Verletzte gibt. Ein Pärchen liegt reglos am Ufer des Baggersees.

Von einer Anhöhe am Rand des Geländes westlich des Swisttaler Ortsteils Straßfeld ist klar zu sehen, dass es zahlreiche Verletzte gibt. Ein Pärchen liegt reglos am Ufer des Baggersees.

Rund 70 Jugendliche aus den beteiligten Kommunen waren an dieser Großübung beteiligt, dazu kamen noch einmal zehn Betreuer.

Im Alexander-von-Humboldt-Gymnasium hatten die Bornheimer Jugendlichen ihre „Wache“, ihr Camp, aufgeschlagen, von dort aus wurden sie dann am Samstagnachmittag zu dem Einsatz alarmiert. Simuliert wurde die Übung unter echten Bedingungen: Wo es hinging und was sie vor Ort erwarten sollte, wussten die Mädchen und Jungen nicht, erläuterte Dominik Pinsdorf, der die Blaulicht-Aktion, damals noch als Vorsitzender des Stadtjugendrings Bornheim, ins Leben rief. Pinsdorf kümmert sich nach einer längeren Pause nun wieder um dieses Bündnis und hat auch die Übung mitorganisiert.

Simuliert wurde die Übung unter echten Bedingungen: Wo es hinging und was sie vor Ort erwarten sollte, wussten die Mädchen und Jungen nicht.

Simuliert wurde die Übung unter echten Bedingungen: Wo es hinging und was sie vor Ort erwarten sollte, wussten die Mädchen und Jungen nicht.

Rund 20 Verletzte galt es zu bergen und das Feuer zu löschen. „Wir reden hier von einem Massenanfall von Verletzten der Stufe zwei“, erläuterte Sven Söhnge. Insgesamt gibt es vier Versorgungsstufen (kurz: MAMV), in der zweiten Stufe sind bis zu 500 Personen betroffen, die Risikokategorie gilt als „nicht alltäglich“, kann aber mit denen eigen Kräften beherrscht werden. Zur Kategorie vier gehören beispielsweise Großéinsätze bei Naturkatastrophen.

Kaum eingetroffen, fuhren die ersten Einsatzfahrzeuge in das unwegsame Gelände hinunter, ruhig und ohne Hektik wurden die erforderlichen Schritte wohl überlegt von Seiten des THW Bergisch Gladbach koordiniert. Von dem Gewässer in der Kiesgruppe wurden von den Jugendlichen der THW-Gruppen Schläuche verlegt und mit Wasser vollgepumpt um den Brandherd gemeinsam mit der Feuerwehr zu löschen. Die Einsatzkräfte der Malteser und des DRK kümmerten sich um die Verwundeten.

Erstmals an einer solchen Übung dabei waren Jugendliche der Löschgruppe Dersdorf wie die beiden Zwölfjährigen Hannah Neufeld und Katharina Klütsch. „Ich habe bereits im vergangenen Jahr bei der 24-Stunden-Übung mitgemacht und fand es beeindruckend, im Team zusammenzuarbeiten. Mir macht es Spaß, Menschen zu retten“, schilderte Katharina Klütsch, die als Maschinistin die Wasserpumpe bediente.

Jugendbetreuer Sven Söhnge bespricht sich mit den Einsatzkräften.

Jugendbetreuer Sven Söhnge bespricht sich mit den Einsatzkräften.

Die Meckenheimer Malteser hatten diese Übung eingebettet in ihr eigenes Rettungsübungswochenende. „Für uns alle ist es etwas Besonderes mit anderen überörtlichen Blaulicht-Organisationen unter realen Bedingungen an solch einer großen Übung mit so vielen Jugendlichen teilzunehmen“, schilderte Kira Hofmann (25), Pressesprecherin der Meckenheimer Malteser. Elf Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren waren aus der Apfelstadt mit dabei. Ebenso wie ihre Bornheimer Kollegen absolvierten die Meckenheimer Jugendlichen mehrere Übungen an dem Wochenende. Sie mussten noch eine verletzte Person bergen, die durch einen Leitersturz in hoher Höhe verletzt worden war und reanimiert werden musste und gemeinsam mit der Polizei eine Konfliktsituation lösen, in der auch Gewalt im Spiel war.

Die Bornheimer Junghelfer, zwischen 10 und 18 Jahre alt, hatten noch die Aufgaben, eine verletzte Person (als Dummy) aus einer verrauchten Halle des Bauhofes zu retten und am späten Samstagabend wurden sie zu einem schweren Verkehrsunfall nach Waldorf gerufen, mit mehreren Verletzten.


„Jugend trifft auf Blaulicht“

Das Aktionsbündnis „Jugend trifft auf Blaulicht – Gemeinsam als Team“ wurde 2018 unter dem damaligen Vorsitzenden des Stadtjugendrings Bornheim, Dominik Pinsdorf, ins Leben gerufen. Bundesweit einmalig kooperieren mehrere Hilfsorganisationen, um ehrenamtlichen Nachwuchs für ihre Arbeit zu gewinnen. Dazu gehören: Die Freiwillige Feuerwehr, der Malteser Hilfsdienst, das Technische Hilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz. Schirmherr des Bündnisses ist NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Das Aktionsbüdnis wurde mehrfach mit bundesweiten Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Förderpreis „Helfende Hand“ des Bundesinnenministeriums. Fester Bestandteil sind Aktionen an den weiterführenden Schulen in Bornheim, bei denen um Nachwuchs geworben wird oder die jährliche 24-Stunden—Übung. Alle Blaulichtorganisationen konnten seit dem Start des Programms neue jugendliche Ehrenamtliche gewinnen. (fes)