Fahrbahn abgebrochenDie L 182 ist in Heimerzheim lange nicht mehr befahrbar
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Swisttal – Das Ausmaß der Zerstörung ist für viele auch am neunten Tag nach dem Unwetter noch nicht richtig begreifbar. Eine der beiden Hauptverkehrsadern unter anderem für die Orte Heimerzheim und Straßfeld, die Landstraße 182, ist seit Tagen gesperrt, da sie teilweise eingestürzt ist. Zudem wird in der Schule am Zehnthof in Odendorf voraussichtlich im gesamten nächsten Jahr kein Sportunterricht möglich sein.
Landstraße 182
Es war ein Art Spätwehe. Die Fahrbahn der L182 stürzte nach dem schweren Unwetter in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ein. Dementsprechend ist die Hauptverbindung von Bornheim in Richtung Eifel gesperrt und wird dies wohl auch noch einige Zeit bleiben. Die Brücke ist eingestürzt, unter der Regen im Normalfall in ein Rückhaltebecken fließt. Die Pfeiler wurden dabei vom Wasser so weit auseinandergedrückt, dass sich eine der beiden Seiten löste und auf den Boden schellte. Stahldrähte und Pfeiler gucken dort aus dem Mauerwerk, wo zuvor die Brücke verankert war.
Der Landesbetrieb Straßen.NRW hat den Schaden bereits aufgenommen und eine Baufirma mit der Bergung der Brücke beauftragt. „Eine zeitliche Perspektive können wir noch nicht geben“, erklärte Torsten Gaber, Pressesprecher für den Standort Ville-Eifel. Die Kosten des Schadens konnte Gaber noch nicht schätzen, da die Brücke erst entfernt werden muss – der Swistbach trägt dafür aber noch zu viel Wasser. Der Neubau wird wohl rund 3,5 Millionen Euro kosten. Die eingestürzte Landstraße verschärfte die ohnehin schon angespannte Verkehrssituation in Heimerzheim, die Autos müssen durch diesen Ort geleitet werden.
Eigentlich ist Christian Kaiser seit Februar nicht mehr Schulleiter in der Odendorfer Grundschule. Die kommissarische Schulleiterin Stephanie Schnitzler ist allerdings im Urlaub, deswegen übernahm er die Koordination für die Aufräumarbeiten. „Zum Glück ist das, was ebenerdig liegt, verschont geblieben. Bis auf zwei Klassenräume können wir also alles nutzen. Der Keller ist jedoch verschlammt“, beschreibt er den Zustand, in dem er das Gebäude in Odendorf gestern Morgen vorfand. Im Untergeschoss befand sich auch der Gymnastikraum der Schule, der neben der Turnhalle für den Sportunterricht genutzt wurde. „Die Gymnastikhalle werden wir wohl nie mehr benutzen können. Die Turnhalle stand ebenfalls unter Wasser, ob sie noch zu retten ist, kann ich nicht einschätzen.“
Als Glück im Unglück bezeichnete er seinen Fund im Archiv der Schule, das ebenfalls im Keller liegt: „Der Schrank ist nur zur Hälfte vollgelaufen. Die Sammlung der letzten zehn Jahre ist verschlammt – davon haben wir aber das meiste digital. Die älteren Unterlagen der vergangenen 50 Jahre hat es nicht so stark getroffen.“ Das Archiv hat er in seiner Zeit als Schulleiter mit aufgebaut. „Davor war es noch ein Stapel aus losem Papier. Das Archiv jetzt so zu sehen, treibt einem schon die Tränen in die Augen“, sagt er mit traurigem Blick.
Zum Aufräumen erschienen rund 30 Helfer, darunter auch Ehemalige der Grundschule. 20 Bundeswehrsoldaten packten auch mit an. Bereits gegen 11 Uhr hatten sie den Großteil des beschädigten Inventars entfernt. Die verschlammten Tische wurden gleich auseinandergebaut und auf einen Laster der Bundeswehr geladen. Parallel sägten die Soldaten die klassischen Turnhallenbänke, die komplett aufgeweicht und verschlammt waren, auseinander, um sie leichter abtransportieren zu können. „Im Inventar hatte sich überall Matsch festgesetzt. Da wir nicht wissen, welche Keime sich in dem Wasser befinden, hat die Gemeinde entschieden, es zu entsorgen. Zum Glück ist die Ausstattung versichert“, so Christian Kaiser.
Da die oberen Etagen verschont blieben, geht der Ex-Schulleiter davon aus, dass nach den Sommerferien der Betrieb wieder starten kann. „Die Schüler müssen etwas zusammenrücken, der Sportunterricht wird wohl eine Weile ausfallen, aber das bekommen die Beteiligten hin. Ich war im ersten Moment glücklich, dass doch so viel verschont geblieben ist“, erklärt Kaiser.
Orbach
Das Surren von Notstromaggregaten ist überall im Bereich des Orbachs zu hören. Am Rand des betroffenen Gebiets stand das große Aggregat des Technischen Hilfswerks (THW) von der Ortsgruppe Bad Honnef. In der Orbachstraße und der Straße An der Freiheit ist der Zustand noch immer niederschmetternd. Der Bach selbst ist nicht zu sehen. Das ein Meter hohe Geländer um die Bacheinfassung ist voll mit Schlamm, Blättern und Stöcken und allem, was noch von der Flut in den Ort getragen wurde. Auch gestern wirbelten die Fahrzeuge noch Staub auf, so dass die Sicht teilweise bis auf einige Meter eingeschränkt war.
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Zahlreiche Häuser sind zerstört und wurden als nicht begehbar eingestuft. Vor anderen Gebäuden sammelten sich Helfer, die mit den Besitzern noch Schlamm und nicht mehr nutzbare Einrichtungsgegenstände aus den Häusern holten. Die Aufräumarbeiten in Odendorf werden noch einige Tage andauern.
Soforthilfe
Um den Bürgern den Weg zur Soforthilfe für Flutopfer zu erleichtern, verteilt die Verwaltung an den Infopunkten in Heimerzheim, vor der Bücherei St. Kunibert, in Odendorf auf dem Zehnthofplatz und auf dem Toniusplatz in Buschhoven die Formulare. In allen anderen Ortschaften werden sie von den Ortsvorstehern verteilt. Die Gemeinde nimmt die ausgefüllten Soforthilfeanträge auch wieder an, um sie an den Rhein-Sieg-Kreis zu übergeben, damit die Bürger sie nicht mit der Post schicken müssen. Die Formulare konnten bereits gestern abgegeben werden. Auch am heutigen Samstag und am Sonntag von 10 bis 14 Uhr ist dies an den Informationspunkten möglich.