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Zu viel Müll?Kritik an Weihnachtsbäumen in Bonn-Lengsdorf

Lesezeit 3 Minuten
Weihnachtsbäume in der Lengsdorfer Hauptstraße

Entlang der Lengsdorfer Hauptstraße stehen die Weihnachtsbäume des Ortsfestausschusses und des Heimatvereins.

Ein Heimatverein stellt seit 16 Jahren vor dem Fest geschmückte Tannen in Lengsdorf auf – Zwei Anwohnerinnen möchten dies mit Hinweis auf Umweltbelastung und Müll nicht länger dulden.

Wenn es um Weihnachtsbäume geht, hat Christoph Schada schon einiges erlebt. Der Vorsitzende des Ortsfestausschusses sorgt seit 16 Jahren mit dem Heimatverein dafür, dass in der Weihnachtszeit Bäume entlang der Lengsdorfer Hauptstraße stehen, die Anwohner und Geschäftsleute dekorieren. Da bleiben unschöne Überraschungen manchmal nicht aus: durchgeschnittene Lichterketten oder gestohlene Bäume etwa.

Was Schada allerdings noch nie erlebt hat: Widerstand aus der Nachbarschaft. Den gibt es in diesem Jahr. Zwei Anwohnerinnen haben Plakate aufgehängt, auf denen steht: „Lieber Heimatverein, danke, dass ihr dieses Jahr davon abseht, auch vor unserer Tür einen Weihnachtsbaum aufzustellen, wir möchten keinen!“ Weiter heißt es: Es gebe zahlreiche Gründe, die gegen den Anbau von Weihnachtsbäumen sprechen.

Die Verfasserinnen ärgern sich auch darüber, dass während der Aktion Scherben und Plastikmüll in ihrer Einfahrt liegen. Deko, die zu Bruch geht und nicht entfernt wird, gebe es wirklich, sagt Michaela Manns, die mit ihrem Mann ein Elektrogeschäft auf der Lengsdorfer Hauptstraße führt. Dennoch sei sie absolut für dieses schöne Brauchtum, sagt aber: „Wir müssen bei der Deko noch mal über Alternativen nachdenken.“

„(…) Brauchen wir wirklich weihnachtliche Stimmung auf Kosten von Mensch und Umwelt“, fragen die beiden Anwohnerinnen den Heimatverein. Um ihr Argument zu unterstreichen, enthält das Plakat QR-Codes, die auf die Internetseiten der Umweltorganisation BUND und der Süddeutschen Zeitung führen. Beim BUND ist ein Artikel zu lesen, der sich mit Rückständen von Pestiziden bei Weihnachtsbäumen befasst. Eine Untersuchung habe herausgefunden, dass 14 von insgesamt 23 getesteten Bäumen belastet sind. Der Einsatz von Pestiziden auf Plantagen ist laut BUND vor allem ein Problem für die Artenvielfalt, da sie Bienen und andere Insekten schädigen und Lebensräume von Nützlingen zerstören. Im Artikel der Süddeutschen geht es um Zapfenpflücker aus Georgien. Sie kletterten oft ungesichert in die Bäume, um die Tannenzapfen zu sammeln. Die Samen, die sie enthalten, nutzten deutsche Baumschulen, um Nordmanntannen zu pflanzen, die sie als Weihnachtsbäume verkaufen. Die Löhne für die Arbeiter seien niedrig, die Gefahr hoch. Der Artikel berichtet von einem verletzten Arbeiter und einem Todesfall.

„Wir nehmen die Kritik und die Anregungen der Damen sehr ernst“, sagt Schada. „Allerdings können wir nachweisen, dass die Bäume aus der Eifel kommen, nicht mit Pestiziden behandelt sind und in Kleinkulturen aufgezogen wurden.“ Zu den Scherben durch Deko, die herunterfällt, sagt er: „Das kann passieren.“ Die Vereine fordern die Anwohner aber laut Schada dazu auf, Strohsterne aufzuhängen oder Deko aus Plastik zu verwenden, damit so etwas nicht vorkomme.

Zum Grund, warum er sich mit der Sache an die Redaktion gewandt hat, sagt Schada: „Wir wollen uns der Kritik stellen.“ Die beiden Anwohnerinnen, die die Redaktion nicht für eine Stellungnahme erreichen konnte, hätten ihn schon im Sommer persönlich angesprochen. Etwas irritiert sei er nun über die Plakate. „Ich habe Verständnis für die Position der beiden,“ sagt Schada. „Aber man sollte nicht alles infrage stellen, was das Ehrenamt macht.“ Dass die Weihnachtsbaum-Aktion gut ankommt, zeige für ihn, dass viele Anwohner und Geschäftsleute sie mit Spenden unterstützen. Und die Weihnachtsstimmung, sagt Schada, werde ihm die ganze Sache auch nicht vermiesen.