Etwa 200 Bürger waren zu der Friedenskundgebung gekommen, um sich an den Beginn des furchtbaren Krieges in der Ukraine zu erinnern.
Zeichen für den FriedenRheinbacher Helfer lassen sich nicht entmutigen
Unter dem Leitsatz „Miteinander. In Frieden leben“ hatten die Partnerschaft des Friedens Rheinbach-Douamont/Vaux um ihren Vorsitzenden Stefan Raetz und „Rheinbach hilft“ gemeinsam zu der Friedenskundgebung auf dem Platz an der Kirche St. Martin aufgerufen.
„Ich möchte von Herzen jedem Bürger der Stadt Rheinbach Danke sagen für Eure Anteilnahme und Hilfe, die Ihr den Ukrainern erweist. Gott segne euch!“ Mit dieser bewegenden Danksagung schloss der Ukrainer Jakob seine nicht minder berührende Schilderung der Einsätze des Vereins „Rheinbach hilft“, die die Freiwilligen um ihren Vorsitzenden Alfred Eich seit Beginn des Krieges unternehmen.
Aus Sicherheitsgründen wurde während der Friedensdemonstration am Samstag nur sein Vorname genannt, denn er hilft bei der Koordination der Einsätze und der Verteilung der Hilfsgüter in seinem Heimatland. Jakob ist Vereinsmitglied und gehört mit zum erweiterten Vorstand. Er erzählte von Leid und Verlust, aber auch von der wertvollen Hilfe für die Menschen in den Kriegsgebieten und für die Flüchtenden. Mit den überführten Feuerwehrautos etwa seien seine Landsleute aus den Trümmern gerettet worden und es sei Wasser in den zerbombten Gebieten verteilt worden.
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Als Übersetzer fungierte der zweite Vereinsvorsitzende Andreas Klassen. Unter dem Leitsatz „Miteinander. In Frieden leben“ hatten die Partnerschaft des Friedens Rheinbach-Douamont/Vaux um ihren Vorsitzenden Stefan Raetz und „Rheinbach hilft“ gemeinsam zu der Friedenskundgebung auf dem Platz an der Katholischen Kirche St. Martin aufgerufen. Etwa 200 Bürger waren gekommen, um sich an den Beginn des furchtbaren Krieges zu erinnern, der sich am Samstag zum zweiten Mal jährte.
Gemeinsam setzten sie ein Zeichen der Solidarität und hielten ukrainische Flaggen und selbst gefertigte Schilder mit der Aufschrift „Frieden/Peace“ in die Höhe. Manche trugen traditionelle Blumenkränze auf dem Kopf, denn in der Folklore wird dem Kranz aus Blumen oder Kräutern schmerzlindernde und kräftigende Wirkung zugeschrieben. Ukrainer schilderten ihre dramatische Flucht aus den Kriegsgebieten, Solist Tymofii Pastukkov und ein Ensemble ukrainischer Frauen besangen die Schönheiten ihres Heimatlandes: „Ukraine, wie schön du bist, du Land Gottes, mit grünen Wäldern, die Sonne scheint wunderschön und alle Menschen sind glücklich.“
Mit Fotos an Stellwänden dokumentierte „Rheinbach hilft“ die Situation der Menschen in der Ukraine und seine Aktivitäten dort. Zehn Mal seien sie inzwischen mit Hilfstransporten in den Kriegsgebieten rund um Charkiw im Osten der Ukraine unweit der russischen Grenze unterwegs gewesen. Bei der jüngsten Fahrt vor vier Wochen habe er zum ersten Mal richtig Angst gehabt, sagte Alfred Eich gegenüber der Rundschau, denn die Helfer seien selbst unter Beschuss geraten: „Nur 80 Meter von uns entfernt ist ein Haus in die Luft geflogen.“
Entmutigen lassen sich die Freiwilligen jedoch nicht, die nächste Tour mit medizinischen Geräten und Trafos wird bereits geplant. Allerdings tragen sie inzwischen aus Sicherheitsgründen Schutzwesten und Helme und sie haben Funkgeräte und medizinische Taschen dabei. Die Fahrten sind „mit der Zeit immer schwieriger und gefährlicher geworden“, so Eich. Die Ausrüstung hatte der Vorsitzende zur Ansicht mitgebracht. Die Einsätze in den Dörfern, wo die Menschen nichts zu essen und keinen Strom hätten, seien nur durch „viel Unterstützung und Spenden in der Region und ganz Deutschland möglich gewesen“.
Jeder einzelne Euro käme zu 100 Prozent bei den notleidenden Menschen an, gespendet werde auch „hier vor Ort in die Jugend und die Altenhilfe “. Mit den Beiträgen der Mitglieder werde der Verein geführt. Einen besonderen Dank richtete Eich an die Stadt Rheinbach: „Sie haben es ermöglicht, dass wir drei ausgemusterte Fahrzeuge von der Feuerwehr übernehmen und nach Kupjansk, acht Kilometer von der russischen Grenze entfernt, bringen konnten.“
Eich berichtete davon, wie sie in einem Waldstück Gräber von über 500 ukrainischen Soldaten gesehen hätten. Die von russischen Soldaten getöteten Menschen seien von ihren Mördern nur notdürftig verscharrt worden, doch Dorfbewohnern hätten sie ausgegraben und würdig beigesetzt. Der Helfer forderte zum Handeln auf, denn von den eine Millionen Flüchtlingen seien knapp die Hälfte in die Ukraine zurückgekehrt und lebten dort „unter unsäglichen Verhältnissen“.
Ein Open-Air Benefiz-Konzert mit der Big Band der Bundeswehr am 11. Juli soll weitere Spenden einbringen: „,Rheinbach hilft' sind wir alle. Unterstützen Sie uns, damit wir unsere Hilfe, nicht nur in der Ukraine, fortsetzen können.“ Bürgermeister Ludger Banken äußerte sich froh darüber, „dass so viele gekommen seien, um zu zeigen, dass der Krieg in der Ukraine nicht vergessen sei: „Wir wollen uns nicht damit abfinden und heute ein Zeichen setzen und zeigen, dass wir an der Seite der Ukraine stehen.“
Und das, was die Rheinbacher tun könnten, sei gar nicht so wenig. So habe die Stadt bereits drei Feuerwehrfahrzeuge in die Ukraine geschickt. Froh sei er, sagte der Verwaltungschef, dass es den Verein „Rheinbach hilft“ gebe und „wir die Ukraine auf diese Weise unterstützen können“. Banken dankte allen für ihren Einsatz, auch für die Friedenskundgebung, auf der ebenso zwei Schülerinnen des städtischen Gymnasiums sprachen. Seine Rede schloss der Bürgermeister mit den Worten, die sonst einen Gottesdienst beenden: „Der Friede sei mit euch.“
Sein Vorgänger im Amt, Stefan Raetz bekräftigte: „Hier und heute rufen wir Putin entgegen: Beenden Sie diesen Krieg! Hören Sie mit der Bombardierung von Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Infrastruktur und Häusern auf. Was Sie tun, ist eine menschenverachtende Barbarei. Hören Sie auf! Hören Sie auf Menschen zu töten, Kinder zu verschleppen und ein Volk versklaven zu wollen. Sie werden nicht siegen!“ Die legendäre Tapferkeit des ukrainischen Volkes habe die Welt in den vergangenen zwei Jahren, in denen sich Russland selbst „komplett von dem europäischen Friedensgedanken entfernt“, in Staunen versetzt.
Inzwischen sei Putin aus seinen Herrschaftsfantasien jäh erwacht, während die Träume der Ukrainerinnen und Ukrainer mehr Kraft hätten als je zuvor. Und für den Bestand dieser Träume müssten alle gemeinsam sorgen. So hätten die Bürger Rheinbachs sofort die Flutopferhilfe um eine Ukrainehilfe erweitert: „Es galt die ersten Geflüchteten aufzunehmen, zu versorgen, in Sprachkurse zu bringen, bei uns zu integrieren und Kindergarten- und Schulplätze anzubieten.“
Das sei mit einer gut aufgestellten Stadtverwaltung, viel Ehrenamt und großer Solidarität gelungen: „Danke für Ihrer aller Unterstützung, die bitte nicht nachlassen darf.“ Ergriffen von dem Durchhaltevermögen „dieses stolzen Volkes“ zeigte sich Raetz ebenso bei der Erzählung einer Ukrainerin. Sie schilderte in ihrer Muttersprache ihre Flucht vor Minen, Phosphorbomben, brennenden Häusern und scharf schießenden Besatzungssoldaten, doch vor allem berichtete sie von vielen Toten: „Die Toten lagen direkt auf den Straßen, in den Höfen errichtete man die Gräber.“
Der von langen Kontrollen durch russische Soldaten oft unterbrochene Weg hatte sie und Familienmitglieder, zu denen auch Sohn, Schwiegertochter und ein Enkelkind zählten, mit einer befreundeten Familie über die russische Hafenstadt Sankt Petersburg nach Tallin (Estland) und schließlich nach Deutschland und in eine Rheinbacher Flüchtlingsunterkunft geführt. „Hier in Rheinbach waren bereits unsere Nachbarn aus Mariupol, deswegen haben wir uns für Rheinbach entschieden.“
Für die Hilfe, Aufmerksamkeit und Unterstützung dankte die Ukrainerin, deren Rede übersetzt wurde, den Rheinbacher Bürgern: „Wir fühlten uns umsorgt, dafür danken wir allen Helfern von ganzem Herzen.“ Die Berichte ergriffen die Anwesenden auf dem Kirchplatz, gleichzeitig fühlten sie Ohnmacht angesichts der Fülle der Probleme und sie zeigten Empathie mit den Menschen in der Ukraine: „Das Einzige, das wir heute aushalten mussten, ist ein kleiner Schauer und kalte Füße – die Ukrainer müssen viel mehr aushalten, und das seit zwei Jahren“, sagte etwa Vera P. Weiß, die damit vielen aus dem Herzen sprach.
Big Band der Bundeswehr kommt im Juli nach Rheinbach
Das Benefiz-Konzert mit der Big Band der Bundeswehr zugunsten der Projekte von „Rheinbach hilft“ findet am 11. Juli auf dem Himmeroder Wall statt. Die Musiker unter Leitung von Oberstleutnant Timor Oliver Chadik präsentieren ein Programm aus Swing, Rock, Pop und großen Klassikern für Jung und Alt. Der Eintritt ist frei und es wird um Spenden gebeten. Mit 17 Mitgliedern startete der Ende 2022 gegründete Verein „Rheinbach-Hilft“ unter Führung von Alfred Eich, der aktuell fast 120 Mitglieder zählt. Gemeinsam werden für das Projekt dringend Spenden gesucht. www.rheinbach-hilft.de.